Meerbusch WBM wollen ins Stromgeschäft

Düsseldorf · Die Wirtschaftsbetriebe wollen 2014 das Meerbuscher Stromnetz übernehmen. Bislang ist es ansRWE verpachtet. Dieser Vertrag läuft zum 31. Dezember dieses Jahres aus. Der Aufsichtsrat stellt nun die Weichen.

Es war das wahrscheinlich bislang größte Geschäft der Stadt: 1996 kaufte Meerbusch für mehr als 60 Millionen Mark in den acht Ortsteilen das Stromnetz der Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE AG). Jetzt kommt das Thema wieder auf die Tagesordnung. Der Aufsichtsrat soll in zwei Sitzungen am 16. und 30. Juni darüber entscheiden, ob die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) nun selbst ins Stromgeschäft einsteigen, oder der zum 31. Dezember dieses Jahres auslaufende Pachtvertrag mit dem RWE verlängert wird.

Zum Hintergrund: Nachdem die Stadt vor 14 Jahren das Stromnetz gekauft hatte, hat sie es an eine Leasingfirma weiterverkauft. So musste die Stadt kein eigenes Geld in die Hand einnehmen. Nachteil: Ihr gehört das Stromnetz nicht mehr. Die mehrheitlich städtische Tochter WBM hat das Stromnetz dann für eine Dauer von 18 Jahren geleast und über einen Zeitraum von 14 Jahren ans RWE verpachtet. Dieser Vertrag läuft nun in wenigen Monaten aus.

In der Zwischenzeit hat das RWE den Strom durch das gepachtete Netz an seine Meerbuscher Kunden geliefert und die WBM haben gegen Bezahlung das Inkasso übernommen. "Wir hatten von Anfang an die Absicht, selbst ins Stromgeschäft einzusteigen", sagt Geschäftsführer Manfred Weigand. Kurz nach der Gründung der WBM sei der Fokus jedoch erst einmal auf die Tätigkeit als Gaslieferant gerichtet gewesen. Sich parallel auch noch als Stromlieferant zu positionieren hätte das junge Unternehmen vielleicht überfordert, erklärt Weigand.

Doch nun ist es soweit: Die WBM muss sich entscheiden, ob sie komplett oder zunächst mit kleinen Mengen selbst auf den Strommarkt gehen will. "Die ganze Angelegenheit ist äußerst kompliziert", sagt Weigand. Wahrscheinlich habe die WBM eine Durststrecke von vier Jahren vor sich. Aus heutiger Perspektive betrachtet, sei es von Nachteil, dass der Pachtvertrag mit dem RWE nicht ebenfalls über 18 Jahre laufe. Der Pachtzins sei nämlich so gut bemessen, dass sowohl die Leasingrate als auch die Investitionen zur Modernisierung und zum Erhalt des Stromnetzes hätten gezahlt werden können. Im Jahr 2014 werden noch drei Millionen Euro fällig, damit das Stromnetz ins Eigentum der WBM übergehe. Wenn das RWE den Pachtvertrag nun nicht verlängere, dann falle der Pachtzins weg und die WBM müssten mit Durchleitungsentgelten für die Benutzung ihres Stromnetzes auskommen. So gesehen, wäre es günstiger, den Pachtvertrag mit dem RWE zu verlängern. Die kaum auskömmlichen Entgelte für die Durchleitung des Stroms würde die Landesregulierungsbehörde festsetzen. Weigand: "Ich hoffe, wir kriegen den Deal mit dem RWE hin und betrachten die vier Jahre als Übungsphase fürs Stromgeschäft."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort