Radverkehr in Meerbusch Radfahrer sind noch nicht gleichberechtigt

Meerbusch macht viel für Radfahrer: neue Fahrradstraßen, Rot-Markierungen und Image-Kampagnen. Aber an vielen Stellen hakt es.

 Gedankenlosigkeit bei der Planung: Dieses Schild an der Krefelder Straße in Osterath steht mitten auf dem Radweg. Da wird es für Lastenräder oder Räder mit Anhänger schon mal eng.

Gedankenlosigkeit bei der Planung: Dieses Schild an der Krefelder Straße in Osterath steht mitten auf dem Radweg. Da wird es für Lastenräder oder Räder mit Anhänger schon mal eng.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Seit September 2016 schmückt sich Meerbusch mit dem Siegel „Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte in NRW“. Das allein besagt noch nicht, dass alles, was das Radfahrerherz begehrt, erfüllt ist. Die Mitgliedschaft war jedoch für die Stadt ein Auslöser, sich intensiver für das Radfahren einzusetzen. Wie hat sich die Radmobilität seit 2016 entwickelt? Wo sieht der Bürger Fortschritte?

Im ersten Schritt wurde ein Arbeitskreis Radverkehr mit Vertretern aus Politik und Verwaltung eingesetzt, der Maßnahmen diskutierte und ein Radverkehrskonzept zur Verbesserung der Rad-Infrastruktur beauftragte, das inzwischen vorliegt. Aktionen: Um das Radfahren populärer und sicherer zu machen, startete die Stadt verschiedene Aktionen. Zu einem Highlight hat sich die Meerbuscher Radnacht entwickelt, bei der Hunderte Menschen ihre Freude am Radfahren dokumentieren. Auch beim Niederrheinischen Radwandertag und beim Stadtradeln treten die Meerbuscher verstärkt in die Pedale. Eine andere wichtige Aktion ist die „Aktion Licht“, die Jugendlichen in den weiterführenden Schulen demonstriert, wie gefährlich es ist, ohne Licht und reflektierende Materialien unterwegs zu sein.

Markierungen: Um das Radfahren generell sicherer zu machen, wurden fast flächendeckend die Radwege bei Einmündungen von Seitenstraßen rot markiert. Zudem wurden, wie an der Lanker Gonellastraße, Schutzstreifen eingerichtet. „Es ist schade, dass diese Markierung nicht auch an anderen Straßen wie der Büdericher Dorfstraße möglich sein soll“, bedauert Peter Koenders vom ADFC Meerbusch. Die Vorschriften über die notwendige Breite des Straßenraums für den Autoverkehr sprächen offensichtlich dagegen. Darüber kann der Niederländer nur den Kopf schütteln. In seiner Heimat werde der Radverkehr gleichberechtigt geführt: Mit eigenen Ampelschaltungen, Fahrradstraßen und großen Fahrradgaragen. Auch Meerbusch hat inzwischen Fahrradstraßen, die besonders der Schulwegsicherung dienen sollen. Neben Büderich regt das Radverkehrskonzept auch eine Fahrradstraße auf dem Mönkesweg in Strümp an.

Neue Radwege: Im vergangenen Jahr sind komplett neue Radwege gebaut worden, die besonders von Menschen genutzt werden, die zur Arbeit radeln. Entlang der Stadtbahntrasse gibt es jetzt von Hoterheide bis Bovert und vom Landsknecht bis Lörick eine direkte Verbindung für Radfahrer. Der Fahrradweg an der Uerdinger Straße wurde aufwändig hergerichtet. Außerdem wurden viele Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet und Drängelgitter verschwanden.

Mängel: „Das sind alles Maßnahmen, die zu begrüßen sind“, sagt Manfred Weigand, Fahrradbeauftragter der Stadt. Er sieht allerdings auch etliche Stellen, die den Radverkehr behindern. „Das ist manchmal reine Gedankenlosigkeit, aber andererseits auch die Einstellung, dass der Autoverkehr prinzipiell bevorzugt werden sollte“, erläutert er. Zur ersten Kategorie zählt er das Radwegeschild, das in Osterath an der Krefelder Straße Nähe Umgehungsstraße mitten auf dem Radweg steht und so verhindert, dass Radfahrer mit Hänger, Lasten- und Dreirädern vorbeikommen. „Kürzlich wurde ein Sperrgitter am Rudolf-Lensing-Ring/Bommershöferweg installiert, das ich nur mit Mühe passieren kann“, ärgert sich Weigand.

In die zweite Kategorie falle die vor zwei Jahren verschwundene Radfurt in Strümp an der Einmündung Osterather Straße/Schlossstraße. „Laut Auskunft von Straßen NRW soll diese nach vorne verlegt werden. Aber wann?“, fragt Weigand. Jetzt sei erst einmal der Radfahrer schlechter gestellt und der Autofahrer habe Vorfahrt. „Wenn es ein Problem gibt, wird es zu Lasten der Radfahrer gelöst“, moniert der Fahrradbeauftragte. Ärgerlich findet er es auch, wenn Autos immer wieder die Fahrradwege zuparken und Radfahrer auf die Straße ausweichen müssen. „Den Fluss des Radverkehrs hat niemand im Blick“, glaubt er. Das bewiesen auch manche Ampelschaltungen im Stadtgebiet, die ausschließlich auf Anforderung reagieren.

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