Spaziergänge durch den Herrenbusch Einfach nur für den Wald begeistern

Der Meerbuscher Hegering lädt zu Spaziergängen durch den Herrenbusch ein. Start ist am Sonntag, wenn Jägerin und Natur-Expertin Birgit Jansen mit Familien zweieinhalb Stunden lang aufmerksam durch die Natur gehen will.

 Birgit Jansen, hier mit ihrem sieben Jahre alten Golden Retriever Henry, an einer der seltenen Schwarzpappeln.

Birgit Jansen, hier mit ihrem sieben Jahre alten Golden Retriever Henry, an einer der seltenen Schwarzpappeln.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Hier der Gundermann, dort die Vogelmiere. Und da hinten, da sitzt eine Nilgans im Feld. Und hier, auf dem See, das Teichhuhn, nebenan das Blesshuhn. Wer mit Birgit Jansen strammen Schrittes durch den Herrenbusch geht, kann gar nicht anders, als aufmerksam die Flora und Fauna zu betrachten.

 Der schwarze Pilz ist klar zu erkennen. Er hat den Baum ausgehöhlt.

Der schwarze Pilz ist klar zu erkennen. Er hat den Baum ausgehöhlt.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Sie nämlich sieht alles. Und hört alles. Und das mit einer Leidenschaft, die sie einfach nur weitergeben will. „Ich will für den Wald begeistern“, sagt die 52-jährige Jägerin, die aber noch nie ein Tier erlegt hat. Sie ist einfach nur ein Fan der Natur – und genau dort hin will sie alle anderen auch mitnehmen bei ihren Waldgängen durch die rund 70 Hektar rund um den Latumer See.

 Vorsicht, giftig:  Birgit Jansen zeigt auf den Aronstab, eine Pflanze.

Vorsicht, giftig:  Birgit Jansen zeigt auf den Aronstab, eine Pflanze.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Am nächsten Sonntag startet sie um 10 Uhr mit der ersten Tour, die sie kostenfrei anbietet. Mitgehen kann jeder, der will. „Feste Schuhe, wetterfeste Kleidung und ein bisschen Verpflegung wären gut“, rät die Expertin. Ansonsten braucht es keine Voraussetzungen. Vielleicht ein bisschen Neugier auf all das Gezirpe und Geraschel, was einen dann umgibt.

 Das Alter der Bäume lässt sich abmessen: Bäume mit 1,80 Meter Umfang sind rund 100 Jahre alt.

Das Alter der Bäume lässt sich abmessen: Bäume mit 1,80 Meter Umfang sind rund 100 Jahre alt.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Sie erzählt von Hasen und Kaninchen, was sie unterscheidet, von den Reihern und Kormoranen, vom Fuchs, den man früh morgens schon riechen könne, von Schwarzpappeln am Wegesrand oder vom Altholz, das im Herrenbusch liegt. Immer wieder stoppt Birgit Jansen, erklärt, warum der Baum gefällt werden musste, warum man den Aronstab nicht anfassen sollte (“Vorsicht, giftig“) und was der Sinn im Leben einer Nilgans ist. „Essen suchen, ein bisschen entspannen, auf Brautschau gehen.“

Jansen und ihre Mitstreiter im Hegering Meerbusch wissen: Viele Menschen haben überhaupt keine Ahnung mehr von Bäumen, Sträuchern, Tieren. Darum gibt es auch für jeden Teilnehmer der Tour das kleine Heft „Entdecke den Wald“. In dieser Fibel kann man dann alles nachlesen, was man leibhaftig bei dem Spaziergang mit Birgit Jansen, selbst Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern, gelernt hat. „Die meisten Menschen laufen doch an vielen Dingen vorbei, alles wird von einem großen Tempo beherrscht“, sagt sie. Ihr Tipp: Einfach mal langsam gehen und gucken. Was macht so ein Baum? Der wächst auch ganz langsam.

Zwischendrin erzählt Jansen wichtige Dinge: Zum Beispiel, dass das Jahr 2018 das schwierigste Jahr für den Wald seit der Aufzeichnung 1984 überhaupt war. „So schlimm wie nie.“ Angefangen mit Sturm Friederike über die große Dürre im Sommer haben alle Wälder in ganz Deutschland, aber eben auch in Meerbusch, gelitten.

Es geht vorbei an meterhohen Bäumen, an deren Spitzen Nisthilfen für Fledermäuse hängen. „Wer vor sechs Uhr unterwegs ist, hat die Chance, die Fledermäuse auch zu sehen“, so die Frühaufsteherin, die aus Lank stammt und dort nach wie vor lebt. Vor vier Jahren hat sie ihren Jagdschein gemacht. Ein bisschen auch ihrem Mann zum Gefallen, damit sie beide gemeinsam unterwegs sein können. Geschossen hat die IT-Expertin bisher noch nicht, genießt es aber, in der Natur zu sein, Spuren von Tieren oder Pflanzen zu entdecken. Sie muss lachen. „Außerdem bin ich Vegetarierin, aber das hat ja mit der Jagd nichts zu tun.“

Vorbei geht es an der Allee von Schwarzpappeln. Hier folgen wieder nützliche Infos. Die Bäume sind 60 bis 80 Jahre alt, es gibt nur noch 3000 überhaupt, und Meerbusch kann froh sein, dass diese seltenen Bäume hier noch stehen.

Henry, ein Golden Retriever-Rüde, siebeneinhalb Jahre alt, genießt den Spaziergang, schlürft sich erst einmal durch alle Pfützen und wartet geduldig, bis die Jägerin die Familie der Buchen erklärt hat. Denn mitten im Wald steht eine Gruppe von Buchen. „Das ist eine richtig kleine Familie,“ so die Expertin. „Und dies hier“, zeigt sie auf ein schräg wachsendes Bäumchen, „ist der Klassenclown innerhalb der Familie.“

Der nächste Stopp an einem gefällten Baum. Jansen zieht eine Menge Fäden aus dem hohlen Stamm. „Alles Pilze“, sagt sie und erklärt im gleichen Atemzug die drei Arten von Pilzen. Die, die eine Symbiose mit dem Baum eingehen, die Trameten, die aus Holz gesunde Erde machen und die parasitären Pilze, die dem Baum wirklich schaden.

Ein paar Meter weiter liegen dicke Baumstämme. Die hat Sturm Eberhard vor rund zwei Wochen einfach umgeknickt. Überall sieht man noch Spuren des Sturms, aber eben auch, dass die städtischen Mitarbeiter schnell wieder aufgeräumt und die Wege freigemacht haben.

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