Denkmäler in Meerbusch Von Haus Meer zum Trafohäuschen

Meerbusch · Auf Einladung des Heimatkreises Lank referierte der neue Denkmalschutzbeauftragte der Stadt, Norbert Schöndeling, über den Wert von Denkmälern und den Schwierigkeiten, die beim Umgang mit ihnen entstehen.

 Norbert Schöndeling ist neuer Denkmalbeauftragter der Stadt Meerbusch. Er wurde vom Heimatkreis Lank zum Vortrag eingeladen.

Norbert Schöndeling ist neuer Denkmalbeauftragter der Stadt Meerbusch. Er wurde vom Heimatkreis Lank zum Vortrag eingeladen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

„Denkmäler müssen nicht schön sein, aber sie müssen eine Geschichte erzählen können“, sagte Norbert Schöndeling, neuer ehrenamtlicher Denkmalschutzbeauftragter der Stadt Meerbusch, bei seinem ersten öffentlichen Vortrag. Der Heimatkreis Lank hatte ihn eingeladen, zum Thema Denkmalschutz zu referieren und dabei auch das neueste Denkmal der Stadt, nämlich das Trafohäuschen bei Schloss Pesch, zu betrachten. Rund 180 denkmalgeschützte Objekte gibt es bereits in Meerbusch, wobei das größte und bedeutendste sicherlich das Gelände Haus Meer mit einem ehemaligen Prämonstratenserinnenkloster und einem Schloss ist. Hier stelle sich gar nicht die Frage, ob das Areal etwas zu erzählen habe, unterstrich Schöndeling. Er vermutet, dass es sogar noch viel mehr zu erzählen habe, als bisher bekannt sei. Gab es eine römische Villa rustica? Wohnten die Nonnen in sogenannten Beginenhäusern? Was bedeuten die schräg liegenden Bodenfunde, die im Gelände verborgen liegen? „Manche bauhistorischen Phasen erahnen wir nur“, so die Meinung des Professors, der an der TH Köln Denkmalpflege lehrt. Daher sei es nicht einfach, mit dem Gelände, das sich in Privatbesitz befindet, umzugehen.

Man dürfe nichts zerstören, aber es sei auch nicht gut, das Gelände liegen zu lassen, da der Zahn der Zeit an ihm nage. Reiche es, die Remise zu restaurieren und von der möglichen Miete eines Cafés und des Standesamts die Pflege des historischen Gartendenkmals zu bezahlen? Wie viel könne man dem Eigentümer zumuten? Planungen für weitere Gebäude kollidieren allerdings schnell mit den ungehobenen Schätzen, die das historische Gelände noch bereit hält.

Dagegen ist die kürzlich als Baudenkmal eingetragene Transformatorenstation bei Ossum-Bösinghoven unproblematisch. Da stellt sich eher die Frage, warum dieses Gebäude überhaupt geschützt werden solle. „Die Trafostation ist ein anschaulich erhaltenes Zeugnis der ländlichen Elektrifizierung“, erklärte Schöndeling. Zudem sei sie von dem bekannten Architekten Fritz August Breuhaus de Groot entworfen worden, der auch die Pläne für die Umgestaltung von Schloss Pesch als Jagdschloss für  den Prinzen Johann von Arenberg sowie die Grundzüge von Meererbusch konzipiert hat. Anlass für die Elektrifizierung sei der angekündigte Besuch von Kaiser Wilhelm II. gewesen, der natürlich nicht im Dunkeln logieren sollte, so Schöndeling. Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs fiel dieser Besuch jedoch aus.

Grundsätzlich müsse ein Denkmal eine Bedeutung für die Geschichte der Menschen, ihrer Siedlungen oder ihrer Arbeitsbedingungen haben sowie eine städtebauliche, künstlerische oder wissenschaftliche  Begründung vorliegen, erklärte der Fachmann. Es ginge nicht um Stadtbildpflege wie im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Auch Industrieanlagen oder gar Konzentrationslager spiegeln die Geschichte wider, so der Denkmalschutzbeauftragte. Leider sei es manchmal so, dass man den Denkmalwert erst untersuche und erkenne, wenn ein Objekt vor dem Abriss stehe. „Viele Gebäude sind durch das Engagement von Vereinen oder Privatleuten gerettet worden“, sagte Schöndeling. Die Denkmalschutzbehörden hätten oft nicht genügend Personal. Dem konnte Franz-Josef Radmacher, ehemaliger Vorsitzender des Heimatkreises, nur zustimmen. Er habe einst eine Liste mit denkmalwürdigen Objekten bei den zuständigen Behörden eingereicht, aber null Resonanz erfahren. „Denkmalschutz ist und bleibt ein Thema des Heimatkreises“, unterstrich Georg Neuhausen, der den Abend moderierte.

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