Brauchtum Ganz Osterath feiert mit seinen Schützen

Am Sonntag zog eine prachtvolle Parade durch den Ort. Heute wird zum Vogelschießen eingeladen.

Mehr als 1200 Schützen und Musiker zogen am Sonntag mit strammem Schritt am Thron des Osterather Königspaares Josef II. und Monika Lickes vor dem Alten Rathaus vorüber, senkten ihre Degen oder grüßten mit der Hand an der Kopfbedeckung. Auch die Ministerpaare Günther und Tillie van Rieth sowie Norbert und Edith Müller genossen den prächtigen Anblick. Damit war einer von vielen Höhepunkten im Festreigen errreicht, bevor es heute mit dem Königsschuss weiter geht.

 Mit königlicher Huld hatte Joseph II. Lickes mit Majestätsplural bereits am Freitag dem Wachzug der Roten Schill‘schen Offiziere den Königsorden für ihre tatkräftige Hilfe, besonders natürlich dem Schmücken des Alten Rathauses, verliehen. Das erstrahlte nämlich wie zu Kaisers Zeiten in Tannengrün, Girlanden aus Nadelbaumzweigen und Papierrosetten in Schwarz-Weiß-Rot – letzteres war natürlich keine Hommage ans Kaiserreich, sondern eine Reminiszenz an die Uniformfarben des Wachzuges. Dessen Mitglieder tragen schwarze Hose und rote Jacken mit silbernen Litzen und weißen Federbüschen auf dem Helm.

Außerdem zeigte sich, dass das Osterather Schützenfest ein Ereignis für Alt und Jung ist: Während auf Einladung von Kirmesbetreiber Paul Müller schon am Vormittag eine dritte Klasse der Eichendorffschule die Fahrgeschäfte erobern konnte, sorgte der über 90 Jahre alte Heinz Schmitz für emotionale Momente beim Regimentsfrühschoppen am Samstagmorgen. Der rüstige Senior wurde in seiner Artillerie-Uniform zum Oberst der Reserve befördert. Applaus brandete dem früheren Kommandeur des Artilleriecors entgegen, während sich die zum Teil um Jahrzehnte jüngeren Kameraden in den blauen Uniformen vor der Tribüne zum Ehrenspalier formierten und den frisch Beförderten in ihren Reihen hoch leben ließen. Über den begehrten Regimentsorden in Gold durften sich bei gleicher Gelegenheit der langjährige Tambourmajor Andreas Pentziok vom Tambourcorps Treu zu Osterath und Anneliese Voitz, die mehr als drei Jahrzehnte die Tellschützen als Nachwuchs des Regimentes betreut hat, freuen.

Ein großes Herz bewies auch der Monarch selber. „Juppi” und Monika Lickes verzichten auf Geschenke und wünschten sich eine Spende für das Osterather St. Martinsbrauchtum. Am Abend der Kompaniekönigspaare kamen alle gekrönten Häupter daher mit Umschlägen und jeweils einer Martinsfackel zur Gratulation. So konnten die Osterather Schützen nicht nur die Einheimischen, sondern auch weit gereiste Gäste beeindrucken. Hans van Ratingen, ein Cousin von Ministerehefrau Tillie van Rieth, hatte aus deren Heimatstadt Roermond das Trommlercorps der Sint Severinus Bruderschaft aus Grathem an den Rhein geführt. Die Niederländer – selbst bunte Uniformen gewöhnt – waren von ihrem mittlerweile dritten Besuch in Osterath absolut begeistert. Übrigens auch von der Idee, ein separates, luftiges Zelt mit Cocktailbar und eigenem DJ vor dem eigentlichen Festzelt zu arrangieren. Dort trafen sich auch die Dorfjugend und vor allem jüngere Schützen, um nach Dienstschluss zu feiern.

Nachdem am Wochendende die großen Umzüge und Paraden absolviert wurden, stehen heute Nachmittag die Wettkämpfe um die Würden von Jungschützen- und Regimentskönig an. Ab 13 Uhr rücken die Aspiranten den beiden Holzvögeln zu Leibe, ab 19.30 werden zum Festfinale alte und neue gekrönte Häupter beim Schützenball gefeiert.

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