Meerbusch Viele Lacher für "dä fiese Möpp"

Meerbusch · Die Maskenbildnerin schminkt auf alt oder jung, Requisiten werden geprüft und Texte wiederholt: Ein Blick hinter die Kulissen bei der Vorpremiere zeigt auch, wie die Darsteller vom Buretheater Theaterglaube unterschiedlich pflegen

 Angela Pütz schminkt Wolfgang Küsters.

Angela Pütz schminkt Wolfgang Küsters.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Noch liegt das Bühnenbild sakrosankt im Dunkeln. Um 20 Uhr beginnt die öffentliche Generalprobe, die Vorpremiere, für die Mundart-Komödie "Dä fiese Möpp". Schon seit Jahrzehnten lädt das Lotumer Buretheater Verwandte und Freunde zu dem Termin. Weil sich das rumgesprochen hat, sind auch unbekannte Gesichter unter den rund 200 Gästen im Forum Wasserturm. Der Abend wird ein Erfolg, ebenso die Premiere gestern mit noch mehr Besuchern.

Darstellerin Barbara Skerhut knetet einen türkisfarbenen Stein und stellt Theater-Glücksbringer "Mr Luke" vor. Das Stoff-Nilpferd hatte einst rote Nackenhaare: "Weil wir den vor jeder Vorstellung kraulen, sind die Haare ziemlich gestutzt." Auf dem Etikett steht "washable in luke-warm water". Mr. Luke also. "Wat für ein Firlefanz! Du bist ganz schön abergläubisch", neckt Liesel Beeck ihre Kollegin. Das Theaterensemble wirkt kaum nervös. "Die Vorfreude schafft eine ungewohnte innere Stille", sagt Spielleiter und Darsteller Peter Pütz. Rainer Skerhut fragt: "Hast du deine Zeitung?" Jaja. Requisitencheck. So fest der Theaterglaube bei Barbara Skerhut ist, die Mitspieler kann sie nicht abhalten, durch den Vorhang zu spähen. Gerda Paas wartet auf den Moment, wenn das Gemurmel der Gäste zu ihr drängt: "Man wird hibbelig." Paas trägt Rock und Blazer in Giftgrün, sie spielt Mathilda Piefe-Knopp, die sich dazu herablässt, mit den Nachbarn Platt statt Hochdeutsch zu sprechen. Der Doppelname als Zungenbrecher wird als Gag gut ankommen.

 Schnaps in der Standuhr, Rosen auf der Tapete, ein Kreuz über der Tür, viele Holzmöbel: Schon das Bühnenbild begeisterte die Theaterbesucher.

Schnaps in der Standuhr, Rosen auf der Tapete, ein Kreuz über der Tür, viele Holzmöbel: Schon das Bühnenbild begeisterte die Theaterbesucher.

Foto: Reichwein

Das Publikum lacht in den rund zwei Stunden viel. Mit Applaus spart es nicht. Das Bühnenbild von Günther Margielsky zeigt eine altmodisch eingerichtete Wohnstube der Geschwister Finchen und Peter Schmitz. Der leitende Finanzbeamte kommt früh von der Arbeit. Finchen deckt den Tisch, sie hat zum Frauen-Kaffeeklatsch eingeladen. Das passt dem Bruder gar nicht, er wirft die Schuhe durch das Zimmer und verzieht sich verärgert in das WC. Während die Damen Diätkuchen essen und tratschen, äußert Peter Schmitz seinen Unmut über die Klospülung. Klar, wer "dä fiese Möpp" ist. Peter Pütz gelingt der großspurige Stinkstiefel, der ohne Frau an der Seite völlig aufgeschmissen ist. Liesel Beeck begeistert als Trina, die ohne zu Warten ein Stück Kuchen auf den Teller hievt und die Kuchengabel ableckt. Für diese Unverfrorenheit kassiert sie kräftiges Klatschen.

Barbara Skerhut überzeugt als bemutternde Finchen, die blitzschnell ihre Stimmung wechseln kann. Sie lächelt breitwangig gekünstelt und schaltet sofort auf Trauermiene. Wild gestikulierend faucht sie oft den Bruder an. Wolfgang Küsters spielt die Doppelrolle des snobistischen Anwalts Franz Gustav Pempelfort junior und des einfältigen Bauern Paul Schmitz. Der eine stolziert im Anzug herum und prahlt mit Fremdwörtern, der andere schlürft gebückt in dreckigen Gummistiefeln - wie sich später herausstellt, sind es Zwillinge. Peter Schmitz, "dä fiese Möpp", wurde als Baby von einer Hebamme, Trinas Mutter, vertauscht. Nun könnte ihm ein Lottogewinn flöten gehen, den Mutter Schmitz an die Söhne vererbte und Peter skrupellos für sich einheimsen wollte.

 Gerda Paas lugt durch den Vorhang auf die Theaterbesucher.

Gerda Paas lugt durch den Vorhang auf die Theaterbesucher.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Stück zeigt die Komik und das Skurrile im Leben, das so viele Wendungen bereithält. Es ist somit ein bekanntes Thema. Die Komödie aus der Feder des verstorbenen Karl Schmalbach überzeugt vor allem wegen der schrulligen extremen Charaktere und der Undurchsichtigkeit der Handlung - und das Stück wäre sicher nur halb so lustig, wenn nicht der Großteil auf Platt wäre.

(RP)
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