Meerbusch Verwaltung lehnt Friedwald ab

Meerbusch · Die Stadt Meerbusch befürchtet herbe Einnahmeausfälle durch einen privaten Friedwald in Meerbusch. Stattdessen regt die Verwaltung an, das Konzept zu übernehmen und selbst Urnenbestattungen in Baumnähe anzubieten.

 Bei einer Urnenbestattung in einem der deutschen Friedwälder weisen nur Namensschilder, Nummern und Schleifen an Bäumen auf die Grabstätte hin.

Bei einer Urnenbestattung in einem der deutschen Friedwälder weisen nur Namensschilder, Nummern und Schleifen an Bäumen auf die Grabstätte hin.

Foto: friedwald

Die hessische Firma Friedwald möchte in einem Büdericher Waldstück Urnen beerdigen. Es wäre der erste so genannte Friedwald zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet. Das Unternehmen und der Meerbuscher Waldbesitzer Friedrich von der Leyen haben bei der Stadt einen entsprechenden Antrag für ein knapp 45 Hektar großes Gebiet gestellt. Nächste Woche wird der geplante Friedwald Thema im Bauausschuss. Die Stadtverwaltung hat dem Antragsteller bereits mitgeteilt, dass sie keinen Bedarf sieht.

"Grundsätzlich entspricht das Angebot der Friedwald GmbH einem steigenden Bedarf nach Grabstätten, die nicht mit einer Verpflichtung zur Grabpflege verbunden sind", räumt Planungsdezernent Just Gérard ein. Er befürchtet allerdings große Einnahmeverluste für die Stadt Meerbusch.

Einnahmeausfall für Stadt

Zwar will die Friedwald GmbH die Stadt Meerbusch als Träger mit drei Prozent der Entgelte beteiligen. "Dies würde nach dortigen Angaben mittelfristig 10 000 bis 15 000 Euro jährlich entsprechen", so Gérard. Aber wenn sich nur 25 Meerbuscher pro Jahr für eine Bestattung im Friedwald entscheiden würden, hätte das für die Stadt einen Einnahmeausfall von mehr als 23 000 Euro zur Folge, rechnet Gérard vor. Bei 100 Bestattungsfällen entgingen der Stadt knapp 94 000 Euro.

Er macht deshalb Meerbuschs Politikern einen anderen Vorschlag: Die Stadt solle selbst eine Art Friedwald anbieten. "Zurzeit wird ein Konzept für die Anlage eines Friedhaines auf dem Friedhof Osterath entwickelt, mit dem eine Beisetzung von Urnen im Umfeld von Bäumen ermöglicht werden soll", berichtet der Planungsdezernent. "Der Charakter dieser Grabart kommt dem zunehmenden Wunsch nach einer Bestattung in einem von Bäumen geprägten Umfeld entgegen."

Stephan Martini von der Abteilung Waldakquisition der Friedwald GmbH zweifelt die Zahlen der Verwaltung an. "Grundsätzlich werden im Friedwald nur Urnen bestattet, deshalb darf auch nur der Kostensatz für ein Urnengrab angesetzt werden. Der liege aber nur halb so hoch als die von der Stadt angegebenen Einnahmeausfälle von 937 Euro. "Zudem sind Beispielrechnungen der Stadt mit 100 möglichen Bestattungen illusorisch." Die Firma Friedwald rechnet mit durchschnittlich zehn Bestattungsfällen von Meerbuscher Bürgern pro Jahr. Er betont: "Es geht uns nicht darum, der Stadt Meerbusch irgendein Risiko aufzubürden."

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort