Meerbusch Urnengräber sollen viel teurer werden

Meerbusch · Um bis zu 159 Prozent will die Stadtverwaltung die Gebühren für Urnenbestattungen anheben — auch, um dem veränderten Bestattungsverhalten entgegenzuwirken. In den nächsten Wochen wird die Politik entscheiden

Allerheiligen, Totensonntag - an den Feiertagen im November gehen besonders viele Menschen auf den Friedhof, um ihre Verstorbenen zu besuchen. Manche Bürger gehen dort auch spazieren, weil die Umgebung ruhig und gepflegt ist. Schöne große Bäume beschatten Gräber, die schon über hundert Jahre alt sind und Namen bekannter Meerbuscher Familien tragen. Die Kosten für Anlage und Unterhalt der Friedhöfe tragen in der Stadt im Grünen zu rund 80 Prozent die Bürger, die eine Grabstelle nutzen. Je nach Größe des Grabes wurden unterschiedliche Zahlungen fällig. Urnengräber konnten so schon mal 1000 Euro billiger sein als Grabfelder für Erdbestattungen.

Nun zeichnet sich aber eine tiefgreifende Änderung ab. Im Bau- und Umweltausschuss stellte Michael Betsch, Fachbereichsleiter Grün und Friedhöfe, ein neues Konzept der Gebührenkalkulation vor. Gleich zur Einführung verwies er auf die Ursachen der neuen Überlegungen: "Wir haben im Jahr 2014 erneut einen größeren Fehlbetrag gehabt und nur einen Deckungsgrad von 68,5 Prozent erzielt." Ursächlich hierfür seien zwei Faktoren. "Es werden inzwischen in Meerbusch viel mehr Tote in Urnen als bei Erdbestattungen beigesetzt", sagt Betsch. "Da Urnenbestattung aber viel preiswerter ist, gingen die Einnahmen der Stadt erheblich zurück."

Außerdem würden nach der Nutzungszeit von 25 Jahren kaum noch Nachbelegungen vorgenommen. Die Grabstellen müssten dann neu hergerichtet werden, was zusätzliche Kosten verursache. Da die Anlage und Pflege des Friedhofs unabhängig von der Inanspruchnahme von Fläche sei, müsse die Stadt inzwischen größere Summen als geplant zuschießen. "Das ist eine Verzerrung des Kosten-Ursachen-Prinzips", erläuterte Betsch. Er legte Zahlen von umliegenden Städten wie Düsseldorf, Neuss oder Willich vor, die nicht so große Defizite haben, weil sie in ihre Gebühren unterschiedliche Komponenten einfließen lassen.

In diesen Städten betrage beispielsweise die Differenz zwischen einem Urnen- und einem Erd-Wahlgrab rund 200 Euro, während sie in Meerbusch 1000 Euro betrage. Daher schlägt Betsch vor, eine gerechtere Gebührenverteilung vorzunehmen und die Bevorzugung der Urnengräber abzuschaffen. Neben der Größe der Grabstelle sollten Wunschfaktoren berücksichtigt werden. Wie eine "Ortswahl", also ob man ein Grab zugewiesen bekomme oder die Stelle auf dem Friedhof selbst aussuchen könne. Oder ob es sich um ein ein- oder mehrstelliges Grab handele. Berücksichtig werden soll auch, ob ein Wiedererwerb möglich ist. Diese Faktoren werden dann mit einer Grundgebühr multipliziert. Heraus kommen Gebühren, die sich gravierend von den heutigen unterscheiden.

So steigt die Gebühr eines Urnenwahlgrabes erheblich - um bis zu 675 Euro. Das Erdwahlgrab steigt dagegen kaum oder der Preis fällt sogar geringfügig, wenn es keine Sonderwünsche gibt. Die Differenz zwischen beiden nimmt stark ab. Das Urnenwahlgrab kostet dann rund 1000 Euro, das Erdwahlgrab 1475 Euro. Als Reihengrab kostet der Platz für die Urne 738 Euro, der Platz für den Sarg 922 Euro.

"Wenn wir diese neue Gebührenkalkulation beschließen, haben wir mehr Rechtssicherheit, Gerechtigkeit und eine Kostendeckung", warb Betsch für seinen Vorschlag, der nun in den politischen Gremien diskutiert werden muss - zunächst im Bauausschuss am 18. November.

(RP)
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