Meerbusch "Unverschämt" - Bürgermeisterin schreibt an Initiativsprecher

Meerbusch · Ungewöhnlich scharf attackiert Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) in einem neuen Brief den Osterather Jochen Weingartz, der als Sprecher der Initiative gegen das A44-Gewerbegebiet fungiert und hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig ist. Von "unverschämten Vorwürfen", schreibt Angelika Mielke-Westerlage und verteidigt das Vorgehen der Stadt, gemeinsam mit Krefeld eine Gesellschaft zu planen, die die Entwicklung des umstrittenen 121 Hektar großen Areals vorantreibt. Weingartz hatte der Stadtchefin zuvor in einem Schreiben vorgeworfen, die Bürgerproteste gegen das Gewerbegebiet ignoriert zu haben und in der Beratungsvorlage für den Planungsausschuss am Dienstagabend nicht darauf eingegangen zu sein. Dies sei laut Hauptsatzung Pflicht.

Angelika Mielke-Westerlage hat jetzt veranlasst, dass die Anwohnerkritik in der Sitzung des Hauptausschusses am heutigen Donnerstag (17 Uhr, Mataré-Gymnasium) thematisiert wird. Weingartz wirft sie unterdessen vor, den formalen Weg nicht eingehalten zu haben, weil der Rechtsanwalt sie persönlich angeschrieben habe, nicht aber vermerkt habe, dass die Kritik als Eingabe an den Rat verstanden werden soll.

Die FDP hat sich unterdessen mit der verkehrlichen Belastung durch das neue Gewerbegebiet befasst. Ein Ergebnis der Untersuchung von Fraktionschef Klaus Rettig: Würde Meerbusch ein eigenes Gewerbegebiet ohne Krefelder Beteiligung planen, führen mehr Lkw über die Krefelder Straße in Osterath. Begründung: Im geplanten Interkommunalen Gewerbegebiet würden die Verkehre über Krefeld abgeleitet, deutlich weniger Lkw führen danach über die Krefelder Straße in Osterath. FDP-Chef Klaus Rettig nennt in der von seiner Fraktion vorgelegten Analyse dennoch die Vorteile, die aus Sicht der FDP bei alleiniger Planung bestehen. Würde das Interkommunale Gewerbegebiet realisiert, läge das KFZ-Aufkommen an normalen Werktagen bei Addition von Ziel- und Quellverkehr bei 14.197 Pkw und 1335 Lkw. Die Krefelder Straße in Osterath würde demnach mit 777 Fahrten pro Tag belastet, davon 67 Lkw. Der Rest würde über die A 44 und über Fischeln abfahren. In einer kleinen Variante, die Rettig ebenfalls untersucht, würde Krefeld selbst 44,2 Hektar entwickeln, Meerbusch hingegen nur 16,1 Hektar für Dienstleistungen und Handwerk und Gewerbe. Auf den Bereich Industrie/Produktion mit 41,9 Hektar würde Meerbusch demnach verzichten. Nach dieser Berechnung, so Rettig in seiner Vorlage für den Ausschuss, würde das Kfz-Aufkommen nur noch bei insgesamt 7768 Fahrzeugen liegen, also der Hälfte der großen Planung. Die Krefelder Straße von und nach Meerbusch würde demnach nun nur noch mit 388 gegenüber 777 Fahrten/Tag belastet. Allerdings würden 28 Lkw mehr pro Tag über diese Straße fahren.

(RP)
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