Meerbusch Unterwegs mit den Nachttauchern

Meerbusch · Bei 21 Grad Wassertemperatur zog es in der Nacht zu Samstag zahlreiche Taucher zum Bösinghovener See. Dort stießen sie auf neugierige Barsche, Flusskrebse und sogar einen Stör. Nur die Karpfen reagierten gelangweilt.

Nächtlicher Tauchgang am Bösinghover See
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Nächtlicher Tauchgang am Bösinghover See

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Der Mond strahlt in der Dunkelheit, die Sterne funkeln im Nachthimmel um die Wette. Das Knistern der glühenden Holzkohle und das Zirpen der Grillen machen die Atmosphäre am Bösinghovener See in dieser Sommernacht perfekt."Alles sitzt", sagt eine Stimme. Nicole Paulsen (33) klopft ihrem Ehemann Frank (43) auf die Schulter. Daneben steht Patrick Rektor (25).

Die Taucher bilden eine Dreiergruppe, ein "Buddy-Team". Nur schemenhaft sind sie zu erkennen in ihren schwarzen Neoprenanzügen, mit Atemluftflaschen auf den Rücken. Sie wollen eine andere Welt betreten. "Die, die es nur nachts zu sehen gibt", sagt Thomas Möllers (48), Leiter der Tauchschule Diveworks.

Rund 15 Taucher haben sich am Ufer des Bö-Sees versammelt. Ihr Ziel: Sie wollen die nach ihren Angaben "wundervolle Vielfalt der nachtaktiven Fauna" des Meerbuscher Gewässers erleben. Beeindruckend und einmalig sei sie. So sehr, dass sie Menschen umdenken lasse. "Ich dachte vorher, ich würde niemals ein Tümpeltaucher werden", erklärt Paulsen.

"Wasserqualität ist spitze"

Vor zwei Monaten erst hat sie mit ihrem Ehemann zusammen den Einsteiger-Tauchschein gemacht, für rund 300 Euro. Ursprünglich, um bei Urlauben wie am Mittelmeer den Artenreichtum unter Wasser kennen zu lernen. "Doch dann bin ich hier in Bösinghoven in den See — und habe meine Meinung geändert", sagt die 33-Jährige. Sie zieht sich die Taucherbrille über, Frank Paulsen hat die Unterwasser-Scheinwerfer griffbereit.

Das Paar hat die Ausrüstung gecheckt, sie watscheln in ihren Flossen los. Dann geht das Licht der Lampen an — und nur noch die schwammigen Lichtkegel verraten, wo sie sich befinden. Immer mehr Buddy-Teams folgen. "Alle wollen neugierige Fische wie Hechte, Barsche und Aale sehen", sagt Thomas Möllers. Karpfen seien hingegen eher scheu. Dass der Bösinghovener See so voller Leben ist, habe einen einfachen Grund. "Die Wasserqualität des Sees ist einfach spitze", sagt Michael Matzat (52). Der 52-jährige Düsseldorfer ist der Leiter der Ergo-Betriebssportgruppe Tauchen.

Einige seiner Kollegen sind mit unter den Unterwasser-Touristen. Bei ihm habe es mit dem Tauch-Fieber wie bei den meisten anderen begonnen. "Ich besuchte 2003 eine Schnupperstunde im Rheinbad", sagt Michael Matzat. "Und dann ließ es mich nicht mehr los." Er selbst bildete sich so weit fort, dass er auch Tauchlehrer wurde. 2006 gründete er die Betriebssportgruppe mit Kollegen. Tauchlehrer Thomas Möllers war einst sein Schüler. 2008 eröffnete er die Tauchschule Diveworks und pachtete die Parzelle am Bösinghovener See.

Für alle ist das Nacht-Tauchen bei sternenklarem Himmel ein Highlight. Besonders in dieser Sommernacht: Der Komet Swift-Tuttle zieht an der Erde vorbei. Taucherin Antje Rosen (45): "Ich freue mich schon auf die Sternschnuppen."

(RP/jco)
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