Serie 50 Jahre Städtepartnerschaft "Unausgesprochenes Verständnis"

Meerbusch · Dieter Spindler war heute vor etwa 15 Jahren zu Gast in Fouesnant - am Tag, an dem die Franzosen das Kriegsende feierten. Der frühere Bürgermeister erinnert sich im Interview, wie sehr ihn dieser Moment bewegt hat.

 Ex-Bürgermeister Dieter Spindler (rechts) mit Rudolf Cornelißen (gestorben 2015) , der die Städtepartnerschaft maßgeblich vorangetrieben hat.

Ex-Bürgermeister Dieter Spindler (rechts) mit Rudolf Cornelißen (gestorben 2015) , der die Städtepartnerschaft maßgeblich vorangetrieben hat.

Foto: Dackweiler

Meerbuschs früherer Bürgermeister Dieter Spindler hat eine ganz persönliche Erinnerung an die Städtepartnerschaft mit Fousenant, die er als den "bewegendsten Moment" der deutsch-französischen Partnerschaft beschreibt.

Im 50. Bestehensjahr der Städtepartnerschaft mit Fousenant erinnern sich viele Meerbuscher an Begegnungen, die es im Rahmen der Städtepartnerschaft gab. Sie haben eine besonderen Tag in Frankreich erlebt. Welcher war das?

Spindler In Frankreich wird am 8. Mai das Ende des Krieges gefeiert. Vor etwa 15 Jahren war ich mit einer Gruppe aus Meerbusch an diesem Tag in Fousenant und habe die Feierlichkeiten miterlebt. Bei vielen älteren Franzosen gab es früher noch Ressentiments gegen Deutsche. An jenem Tag legte ich Hand in Hand mit dem französischen Bürgermeister Roger Le Goff einen Kranz vor der örtlichen Kirche nieder. Für mich war es ein bewegender Moment, an solch einem Tag als Deutscher dabei zu stehen und keine Aggressionen oder Anfeindungen, sondern Sympathien von den Umstehenden zu spüren.

Können Sie die Stimmung beschreiben?

Spindler Ich habe ein unausgesprochenes Verständnis und Versprechen empfunden, dass wir, Franzosen und Deutsche, uns nie wieder kriegerisch bekämpfen werden.

Was macht die Städtepartnerschaft mit Fouesnant so besonders - unabhängig von außergewöhnlichen Momenten wie jenem am 8. Mai?

Spindler Der so ungewöhnliche und umfangreiche Austausch zwischen den verschiedensten Bürgern aus Fouesnant und Meerbusch zeichnet diese Partnerschaft aus. Meerbuscher, ob jung oder alt, ob mit künstlerischen, sportlichen, sozialen oder politischen Bezügen waren und sind mit Begeisterung dabei. Bezeichnend für die besondere Beziehung ist auch, dass bei einigen aus einem früheren Schüleraustausch ein sich bis heute ständig wiederholender Austausch bis hin zu gemeinsamen Urlauben geworden ist. Das gegenseitige Verständnis bis hin zu Freundschaften ist auch darin begründet, dass alle Beteiligten nicht in Hotels sondern immer privat bei Familien untergebracht sind.

Gab es während Ihrer Amtszeit als Bürgermeister noch weitere Situationen, an die Sie sich gerne zurückerinnern?

Spindler Natürlich sind da die gemeinsamen Ratssitzungen zu nennen, die den Betroffenen die jeweiligen lokalpolitischen Themen näherbrachten. Aber wenn man die für unsere Partnerschaft so typischen Situationen erleben will, sollte man bei den herzlichen und emotionalen Begrüßungen und Abschieden dabei sein, die die Zeitpläne immer wieder durcheinander bringen.

Wie bedeutend ist die Städtepartnerschaft für Meerbusch - hat sie vielleicht sogar Ihre persönlichen An-sichten über Frankreich beeinflusst?

Spindler Ich glaube, dass alle Meerbuscher, die in den letzten 50 Jahren die Städtepartnerschaft erlebt und mitgestaltet haben, dies als eine persönliche Bereicherung empfanden. Ich bin dankbar, schon lange dabei sein zu können und habe die etwas lockerere Lebensart unserer Freunde aus Fouesnant als wohltuend kennengelernt.

CORINNA KUHS STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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