Meerbusch Übergänge: Die Bahn warnt vor Leichtsinn

Meerbusch · Mit einem völlig zerstörten Unfallwagen demonstrierte die Bahn gestern gemeinsam mit Polizei und ADAC in Osterath, welche Folgen die Kollision mit einem Zug am Bahnübergang haben kann

 Mit einem schrottreifen Opel Agila will die Bahn abschrecken: Der Wagen kollidierte einst am Bahnübergang mit einem Zug.

Mit einem schrottreifen Opel Agila will die Bahn abschrecken: Der Wagen kollidierte einst am Bahnübergang mit einem Zug.

Foto: Ulli Dackweiler

Angenommen, ein voll beladener Güterzug mit einem Gewicht von 3500 Tonnen düst mit 80 Kilometern pro Stunde über das Gleis — wenn ihn ein Warnsignal erreicht, kommt er frühestens nach 1000 Metern zum Stehen. Das ist oft zu spät.

 Gabriele Reckin-Samolak ist Fahrdienstleisterin im Osterather Stellwerk. Sie ist für die sichere Abwicklung des Schienenverkehrs zuständig.

Gabriele Reckin-Samolak ist Fahrdienstleisterin im Osterather Stellwerk. Sie ist für die sichere Abwicklung des Schienenverkehrs zuständig.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

"Bei einer Kollision von einem Pkw und einem Zug, ist das Auto meist der Verlierer", sagt Bahnsprecher Torsten Nehring. Vor ihm steht eine Gruppe Schüler der Barbara-Gerretz-Schule und der Realschule in Osterath. Neben der Gruppe auf dem Parkplatz an der Schranke in der Nähe des Restaurants "Alter Bahnhof" liegt ein großer Haufen Schrott — einst ein silberner Opel Agila. Nun wird das Auto als Abschreckungs-Modell genutzt.

Denn zusammen mit der Polizei sowie dem ADAC veranstaltete die Deutsche Bahn gestern einen Infotag für die jungen Verkehrsteilnehmer aus Osterath. Das Thema: "Sicherheit an Bahnübergängen". Die Jungen und Mädchen wurden über Regeln und mögliche Gefahren an Bahnübergängen und Bahnanlagen aufgeklärt.

Zwar sind die Unfallzahlen seit 1994 von 628 auf nur 202 im Jahr 2011 gesunken und sind damit auf dem niedrigsten Niveau. "Jedoch passieren immer noch zu viele tragische Unfälle. Allein 2011 waren es 32 in NRW", sagt Jörg Ackmann von der Polizei. "Doch in Zukunft sollen es auch nicht wieder mehr werden." Die Aufklärungskampagnen sind auch durch eine andere Zahl begründet: 95 Prozent aller Unfälle sind auf das Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmer, vor allem der Autofahrer zurückzuführen.

Ackmann zählt die Hauptgründe für falsches Verhalten an Bahnübergängen auf: "Leichtsinn, Ablenkung, Eile und Gefahrenunterschätzung." Außerdem: Unkenntnis. Mehrere von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene Umfragen zur Einschätzung der Sicherheit an Bahnübergängen ergaben erschreckende Resultate: "Rund ein Viertel der Befragten glaubten zum Beispiel, dass ein rotes Blinken am Übergang dem Gelb der Ampel entspricht — ein Anhalten demnach nicht erforderlich sei," berichtet Nehring. Diese mangelnden Kenntnisse erlebt Fahrdienstleisterin Gabriele Reckin-Samolak täglich: "Einige Menschen nutzen die Schranken auch gerne mal als Klettergerüst", berichtet sie. Recking-Samolak ist seit 2001 im Osterather Stellwerk für die sichere Abwicklung von Zug- und Rangierfahrten zuständig. Vom Stellwerk aus werden Fahrwegelemente wie Weichen, Signale und Schrankenanlagen zentral bedient.

Die Bahnübergänge in Osterath sind derzeit viel diskutiert: In zwei Wochen beraten Meerbuschs Politiker im Stadtrat final über den Abbau aller Schranken in der kleinen Ortschaft. Stattdessen sollen die Übergänge in der Zukunft untertunnelt werden.

(RP)
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