Meerbusch Tour um das "Herz von Büderich"

Meerbusch · "Piepers Kapellchen" und Gut Dyckhof standen im Mittelpunkt einer historischen Führung des Geschichtsvereins-Vorsitzenden Mike Kunze. Dabei gab es auch Anekdoten zu hören.

 Mike Kunze führte die Tour-Teilnehmer anderthalb Stunden entlang einiger historischer Stationen von Büderich und erzählte dabei die ein oder andere Anekdote.

Mike Kunze führte die Tour-Teilnehmer anderthalb Stunden entlang einiger historischer Stationen von Büderich und erzählte dabei die ein oder andere Anekdote.

Foto: Andreas Bretz

Gut 40 Interessierte - vorwiegend Büdericher - ließen sich von dem kühlen Aprilwetter nicht abhalten und versammelten sich auf Einladung des Geschichtsvereins Meerbusch an der Niederdonker Kapelle. "Das ist eine der Keimzellen des heutigen Stadtteils Büderich", so Landeshistoriker und Geschichtsvereins-Vorsitzender Mike Kunze zum Führungsbeginn.

Auf einer Bank stehend, gegen Wind und Fluglärm angehend, berichtete Kunze von den Geschichten, die sich um die Entstehung der Kapelle "Maria in der Not" ranken: "Der Ursprung liegt im Dunklen. Unumstritten aber ist, dass die Kapelle das eigentliche Herz von Büderich bildet."

Eingebettet in eine grüne Landschaft - "vor rund 200 Jahren war hier nur Wald" - beherbergt die Kapelle unter anderem ein Triptychon, dass ein Abt der Abtei Kamp 1538 in Auftrag gegeben hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in dem kleinen, auch "Piepers Kapellchen" genannten Bethaus trotz zerlöcherter Decke Gottesdienste für die ganze Gemeinde abgehalten: "Das war eine Notlösung, den Kriegsschäden geschuldet." Kunze erzählt auch Anekdoten, unter anderem die von einem Lanker Pfarrer, der sich nach zweieinhalbstündigen Fußweg zwischen Lank und Büderich mit einem Gottesdienst ein Zubrot verdiente.

Aber Niederdonk war auch gesellschaftlicher Mittelpunkt. Dort fand die Appeltaate-Kirmes statt und wurde die Hubertus-Kompanie gegründet. Stärken konnte man sich schon damals in der Bäckerei Bender, heute Café Schwarz. Und Niederdonk ist ein wichtiger Ort geblieben.

Ursula Mey erinnert sich: "Ich habe im Mai 1969 in der Kapelle geheiratet." Gemeinsam mit Edith Lauer, deren Mutter ebenfalls dort den Bund fürs Leben schloss, nahm sie an der Führung teil: "Das ist ein tolles Angebot."

Auch Mike Kunze hat im vergangenen Jahr in der Kapelle geheiratet und Robert Rameil, Geschichtsverein, erzählt: "Zu meiner Taufe 1935 wurde am Gut Dyckhof geböllert." Der geschichtsträchtige Dyckhof, der in den frühen 1930er Jahren mit einem Schießstand für die Schützen ausgerüstet wurde, war nächstes Ziel der Führung. Lediglich durch einen kurzen, von Birken gesäumten Weg entfernt liegt der Gutshof, der ehemals komplett von einem Wassergraben umgeben war.

Auffällig an dem urkundlich erstmals 1393 erwähnten ehemaligen Herrensitz ist der weithin sichtbare Turm. "Hier muss ein Baumeister mit Schiffsbau-Kenntnissen am Werk gewesen sein", vermutet Kunze. Denn die als Dachverschalung verwendeten Eichenbalken für die schiefergedeckte Haube in zwiebelförmiger Form wurden zuvor im Wasserbad gebogen.

Zu erwähnen in der langen Dyckhof-Geschichte sind als Eigentümer auch die Neusser Familien von Norprath und Werhahn sowie das Kloster Meer. Heute gehören die Gutsmauern der Familie Verhülsdonk. In den alten und neuen Gebäuden in Sichtweite der Niederdonker Kapelle werden Hotel- und Restaurantgäste beherbergt. "Aber auch der künstlerisch gestaltete Siebenschmerzenweg führt unmittelbar vorbei", erinnert Mike Kunze.

(RP)
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