Knochentumor mit 14 Jahren Noa gewinnt ihren größten Kampf

Meerbusch · Die Karriere von Tennis-Talent Noa Götting wurde durch einen Tumor gestoppt. Doch die Aussichten auf Heilung stehen gut, und ihre Ambitionen im Sport hat sie nicht aufgegeben.

Noa Götting hat von Tennis-Star Rafael Nadal ein Trikot mit Genesungswünschen bekommen.

Noa Götting hat von Tennis-Star Rafael Nadal ein Trikot mit Genesungswünschen bekommen.

Foto: RP/Baumeister

Den größten Kampf ihres noch jungen Lebens scheint Noa Götting für sich entschieden zu haben. Die 14-Jährige ist eines der größten Tennistalente Deutschlands, in ihrer Altersklasse liegt sie bundesweit auf Platz 34. Viermal entschied Noa die TVN-Verbandsmeisterschaft für sich, wurde zudem NRW-Vizemeisterin, etliche Male triumphierte die Spielerin des TC Bovert auf Bezirks- und Kreisebene.

Doch Anfang März des vergangenen Jahres wurde ihre aufstrebende Tenniskarriere jäh gestoppt. Noa klagte über Schmerzen im Bein und ging daraufhin zum Arzt. Zur Absicherung wurde damals ein MRT gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass sich in ihrem Oberschenkel ein sogenanntes Osteosarkom, einer der häufigsten bösartigen Knochentumore im Kindes- und Jugendalter, gebildet hat. Was die niederschmetternde Diagnose für sie bedeutet, wurde Noa erst später bewusst. „Als der Arzt begann, über die bevorstehende Chemotherapie zu sprechen, war mir klar, was los ist. Ich war geschockt, weil ich damit niemals gerechnet hätte“, erzählt die 14-Jährige heute.

Plötzlich waren nicht mehr die nächsten Tennisturniere wichtig. Jetzt galten ihre ganze Kraft und Konzentration dem Kampf gegen den Krebs. Zum einen musste in einer mehrstündigen Operation an der Uniklinik Essen der Tumor entfernt werden. „Zum Glück wurde die Krankheit in einem frühen Stadium erkannt, dadurch hatte er noch nicht gestreut“, berichtet Mutter Bärbel Götting. Zum anderen musste Noa in der Uniklinik Düsseldorf eine monatelange Chemotherapie über sich ergehen lassen, die sie zu Beginn alles andere als gut verkraftete. „Ich habe sehr viel abgenommen, mich extrem schlapp gefühlt und mir war total übel“, erinnert sich Noa.

Dass sie auch sofort ihre Haare verlor, empfand sie als weniger schlimm. „Daran habe ich mich schnell gewöhnt. Ich habe einfach eine Mütze aufgesetzt, das war okay.“ Viel schlimmer für sie war, dass sie während der Chemo-Phasen die Klinik oftmals tagelang nicht verlassen durfte. „Ich habe im letzten Jahr mehr Zeit im Krankenhaus als zu Hause verbracht“, berichtet Noa. Da die Besuchsmöglichkeiten wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt waren, war sie oft auf sich allein gestellt. „Leidensgenossin“ Antonia, mit der sie sich ein Zimmer teilte, avancierte in dieser Zeit zu einer wichtigen Bezugsperson.

Auch in der Schule verpasste Noa natürlich viele Inhalte. „Meist ging es ihr so schlecht, dass an Unterricht oder Lernen nicht zu denken war“, sagt Vater Tom Götting. Immerhin habe das Meerbusch-Gymnasium in Strümp eine Lehrerin abgestellt, die sich um seine Tochter kümmerte. Mit Erfolg: Noa schaffte trotz des verpassten Unterrichts den Sprung in die neunte Klasse. Doch selbstverständlich rückten auch ihre Noten komplett in den Hintergrund. Beinahe neun Monate dauerte die fast nicht enden wollende Therapie. „Das Schlimmste war, nicht zu wissen, wie lange es noch geht“, erzählt Noa. Trotzdem hielt die 14-Jährige durch. „Wir sind sehr stolz, wie tapfer und zielstrebig sie war“, sagen Bärbel und Tom Götting.

Knapp ein Jahr nach der schlimmen Diagnose hat Noa jetzt beste Aussichten, wieder vollständig gesund zu werden. Alle paar Monate muss ab sofort kontrolliert werden, ob sich Metastasen in der Lunge bilden. Passiert das nicht, gilt Noa nach zwei Jahren weitgehend und nach fünf Jahren endgültig als geheilt. „Nach aktuellem Stand sieht es so, dass Noa den Kampf gewonnen hat“, zeigen sich ihre Eltern erleichtert.

 Vor ihrer Diagnose war Noa ein aufstrebendes Tennistalent, ihre Ambitionen hat sie nicht aufgegeben.

Vor ihrer Diagnose war Noa ein aufstrebendes Tennistalent, ihre Ambitionen hat sie nicht aufgegeben.

Foto: RP/Baumeister

Der Weg zurück auf die rote Asche wird aber noch ein wenig dauern. Mit ihrem Vater hat sie schon ein leichtes Schlagtraining absolviert, momentan arbeitet Noa mit einem Physiotherapeuten aber vorrangig am Muskelaufbau und ihrer Fitness. „Es ist schwer zu sagen, wann ich wieder richtig Tennis spielen kann. Ich hoffe aber, dass es noch diesen Sommer sein wird“, sagt Noa. Einen großen Motivationsschub erhielt sie Ende des vergangenen Jahres, als ihr ein Trainingspartner ein oranges T-Shirt überreichte, auf dem der 21-fache Grand-Slam-Gewinner Rafael Nadal persönliche Genesungswünsche geschrieben hatte. „Darüber habe ich mich riesig gefreut“, sagt Noa. Zum Sieg in Wimbledon oder Paris wird es in Zukunft für sie vielleicht nicht reichen, aber einen Traum hat sie trotz ihrer Zwangspause nicht aufgegeben: „Vor meiner Krankheit wollte ich mich unbedingt mal für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Das bleibt weiter mein großes Ziel.“

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