Meerbusch Tagesmütter bekommen mehr Geld

Meerbusch · Meerbuschs Tagesmütter und -väter werden bald besser bezahlt. Statt wie bisher 4,20 Euro pro Stunde und Kind wird die Stadt4,50 Euro zahlen. Die Tagespfleger sind dennoch enttäuscht: Sie hatten einen Satz von 5,50 Euro gefordert

 Um den Stundensatz von Tagesmüttern und -väter gibt es Streit. Viele von ihnen fühlen sich nicht wertgeschätzt, obwohl sie ebenso viel Arbeit wie Beschäftigte in den Kindertagesstätten in Meerbusch leisten.

Um den Stundensatz von Tagesmüttern und -väter gibt es Streit. Viele von ihnen fühlen sich nicht wertgeschätzt, obwohl sie ebenso viel Arbeit wie Beschäftigte in den Kindertagesstätten in Meerbusch leisten.

Foto: Strobel

Der Streit um die Bezahlung von Meerbuschs Tagesmüttern und -vätern wird weitergehen. Das kündigten die Vertreter der Tagespfleger gleich nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe an. Zwar hatten die Politiker dort im Rahmen der Haushaltsberatungen für eine bessere Bezahlung der Tagespfleger gestimmt, allerdings liegt der neue Satz von 4,50 pro Stunde und Kind weit unter dem, was die Betroffenen gefordert hatten: Sie wollten 5,50 Euro.

"Wir sind fassungslos. Nur mal als Beispiel: Die Stadt Kaarst hat gerade im Rat beschlossen, ihren Tagespflegern ab Januar fünf Euro zu zahlen. Und wer drei Jahre Berufserfahrung hat, bekommt sogar noch mehr. Aber Meerbusch scheint das nicht zu interessieren", sagt Kirsten Wilken, Sprecherin der Interessengemeinschaft Kindertagespflege Meerbusch.

Die Interessengemeinschaft hatte sich zu Beginn des Jahres gegründet, nachdem das Zuzahlungsverbot, wonach Tagespfleger keine zusätzlichen Beiträge mehr von Eltern verlangen dürfen, gilt. Seitdem kämpft sie für eine bessere Bezahlung der rund 70 Meerbuscher Tagesmütter und -väter.

Finanzielle Einbußen von rund einem Drittel hatten laut Interessengemeinschaft die meisten Tagespfleger seit Anfang des Jahres mit Inkrafttreten des Zuzahlungsverbotes zu verzeichnen. Einzige Einnahmequelle blieben die Zahlungen der Stadt von 4,20 Euro pro Stunde und Kind. Zu wenig - das befanden die Tagespfleger und machten sich fortan für mehr Geld stark.

Die Stadt ist der Ansicht, dieser Forderung mit der neuen Regelung zur Genüge entgegenzukommen. Schließlich bedeutete die nun beschlossene Erhöhung auf 4,50 Euro Zusatzkosten von rund 127 000 Euro pro Jahr für die Stadt, wie Sozialamtsleiter Peter Annacker in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses erläuterte. Die Forderung der Tagespfleger von 5,50 Euro hatte er schon im Vorfeld als "utopisch" bezeichnet. Der nun beschlossene Satz sei für eine Tagesmutter, die zum Beispiel fünf Kinder betreut, mehr als ausreichend, erklärten auch die meisten Politiker und stimmten deshalb für den neuen Satz.

Kirsten Wilken und ihre Mitstreiter wie Inge Losch-Engler, die auch NRW-Vorsitzende des Vereins Tagesmütter ist, argumentieren jedoch dagegen. Es sei keineswegs der Fall, dass jede Meerbuscher Tagesmutter fünf Kinder betreut: "Im Schnitt betreut jede von uns drei Kinder. Und dies oft auch nicht einmal den ganzen Tag." Hinzu kommen noch Materialkosten, die die Tagesmütter und -väter alleine tragen müssen. "Eine Rente können wir uns von dem Geld, das wir bekommen, schon gar nicht ermöglichen", sagt Wilken. Die Stadt vergesse, dass Tagesmütter und -väter im Gegensatz zu Erziehern und Kinderfrauen das volle unternehmerische Risiko tragen. Wilken will sich nun mit den anderen Mitgliedern der Interessengemeinschaft zusammensetzen. Gemeinsam wollen sie weiterhin für ihre Rechte eintreten.

Auch Inge Losch-Engler und ihr Verein verfolgen das Ziel, weiter zu verhandeln. Der Streit um den Verdienst der Tagespfleger hat aber noch einen weiteren Effekt erzielt: Die Tagesmütter und -väter fühlen sich nicht wertgeschätzt, obgleich sie ebenso viel Arbeit wie Beschäftigte in den Kindertagesstätten leisten. Darauf machte auch Marco Becker von den Grünen im Ausschuss aufmerksam: "Wir setzen mit diesen zu niedrigen Beiträgen ein negatives Zeichen. Deshalb unterstütze ich das Vorhaben nicht."

(RP)
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