Meerbusch Streit um geplante Sozialwohnungen eskaliert

Meerbusch · SPD, Grüne und Linke reagieren entsetzt auf die neuen Äußerungen von Dieter Schmoll (UWG). Er hält Sozialwohnungen nicht überall für umsetzbar

 "Es ist nicht unsere Aufgabe, Ghettos für Reiche zu planen", sagt Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD).

"Es ist nicht unsere Aufgabe, Ghettos für Reiche zu planen", sagt Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD).

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Nach einem Eklat im Planungsausschuss geht der Streit um neue Sozialwohnungen für Meerbusch weiter. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte Architekt Dieter Schmoll (UWG) seine im Ausschuss gewählte Formulierung "Wir müssen die Wohlhabenden schützen" bedauert, in der Sache aber seine Kritik an der seiner Ansicht nach zu hohen Quote und dem Standort von geplanten Sozialwohnungen bekräftigt. Sozialwohnungen seien zwar wichtig. "Ich bleibe aber dabei: Sozialer Wohnungsbau kann in Meerbusch nicht überall funktionieren", erklärte Schmoll.

 "Seit 2008 hat sich der Bestand im sozialen Wohnungsbau um 45 Prozent verringert."

"Seit 2008 hat sich der Bestand im sozialen Wohnungsbau um 45 Prozent verringert."

Foto: Dackweiler

Dazu sagte jetzt Nicole Niederdellmann-Siemes, Vize-Vorsitzende der SPD-Fraktion: "Der Rat der Stadt Meerbusch hat nicht die Aufgabe, Ghettos für Reiche zu planen." Jetzt gelte es, versäumtes nachzuholen und den Bedarf an bezahlbaren Wohnraum zu realisieren. "Offensichtlich verschließt sich Herr Schmoll der hohen Brisanz und dem übergroßen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Meerbusch zählt zu den teuersten Wohngegenden in NRW." Von diesen hohen Preisen seien nicht nur Menschen betroffen, die Transferleistungen erhalten, sondern insbesondere junge Familien, Alleinerziehende oder auch Senioren.

Kritisch äußerte sich auch der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Peters: "Seit dem Jahr 2008 hat sich der Bestand im sozialen Wohnungsbau um 560 Wohnungen verringert. Bis zum Jahr 2025 sinkt der Bestand um weitere 268 Wohnungen. Die These von Herrn Schmoll, dass der Meerbuscher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum aus zu wenig bezahlbaren Wohnungen in Düsseldorf resultiert, ist eindeutig falsch." Peters kritisierte auch Schmolls Äußerung, die mehrgeschossigen Gebäude auf dem Gelände des alten Bauhofs passten nicht zum Charakter des Ortsteils: "Es ist asozial, einen ,krassen ästhetischen Kontrast' durch zwei- bis viergeschossige Gebäude als Fehlentwicklung zu bezeichnen und damit den Menschen in Meerbusch in der Zukunft die Chance auf bezahlbaren Wohnraum zu nehmen." Der Sprecher der Linken, Michael Eckert, forderte die UWG-Fraktion auf, sich von den Äußerungen Schmolls zu distanzieren. Bei Ostara und dem Areal Böhler habe der Stadtrat sozialen Wohnungsbau "bewusst verschlafen".

(mrö)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort