Meerbusch Streit um Baumfällungen am "Lindenhof"

Meerbusch · Die Bauherren am Friedhofsweg in Büderich haben 90 Jahre alte Bäume roden lassen. Anwohner sind verärgert.

 Die Anwohner Martin Günther (li.) und Rolf Brauckmann sind gegen die Rodung am Friedhofsweg. Immerhin: Die Ulme (hi. re.) soll stehen bleiben.

Die Anwohner Martin Günther (li.) und Rolf Brauckmann sind gegen die Rodung am Friedhofsweg. Immerhin: Die Ulme (hi. re.) soll stehen bleiben.

Foto: ud

Martin Günther traute seinen Augen nicht: Vor seinem Grundstück am Friedhofsweg in Büderich fällte eine Rodungsfirma aus Essen einen altehrwürdigen Baum nach dem anderen. "Aufhören!", ging er die Arbeiter an — vergebens. Aus zehn Bäumen mit teilweise Durchmessern von bis zu 80 Zentimetern waren drei geworden, darunter die über 90-jährige Linde, die dem alten "Lindenhof" seinen Namen gab.

"Wollt Ihr die jetzt auch noch fällen?", fragte Günther gestern, als der Einsatzleiter der Firma Terwiege mit seinem Lastwagen zum Grundstück fuhr. Der öffnete sein Fenster, schaute grimmig und sagte: "Die machen Dreck wie nix — es gibt schönere Gehölzer." Dann fuhr er weiter.

"Das Schlimme ist: Das ist alles rechtens", sagte Günthers Nachbar Rolf Brauckmann. Tatsächlich hat die "grüne Stadt" Meerbusch keine Baumschutzsatzung. "Das Thema stand schon oft auf der Tagesordnung, ist aber immer mehrheitlich verworfen worden", sagt Ulrich Hüchtebröck vom Fachbereich Städteplanung und Bauaufsicht. Weil für das Grundstück auch noch kein Bebauungsplan vorliegt, könne die Stadt nicht eingreifen.

Über die Zukunft der Bäume entscheiden nur der Immobilieninvestor Bofina, der das Grundstück zum Jahresbeginn erworben hat, und der Architekt Ricardo Ferreira, der das Baukonzept umsetzen soll. "Grundsätzlich wird alles gerodet", sagt Ferreira. Nur eine Lärche und eine Ulme rückseitig von der Pferdekoppel sowie die Linde vom Lindenhof sollen stehen bleiben. "Es wird aber sehr viel neues Grün geben", sagt der Architekt. Genaueres zum Konzept könne er noch nicht verraten, weil das Genehmigungsverfahren für die Bauvoranfrage noch laufe. Fest steht nur, dass auf dem Grundstück Einfamilienhäuser gebaut werden sollen.

Die Anwohner sind derweil verärgert — auch weil beide Seiten eine Begehung im Herbst 2012 unterschiedlich in Erinnerung haben. Während Architekt Ferreira das Ausmaß der Rodung besprochen haben möchte, fühlen sich die Anwohner hintergangen. Man sei sich damals einig gewesen, dass der Wildwuchs entfernt werden sollte. "Eine Komplett-Rodung war aber kein Thema", sagt Günther.

Die Bäume seien als "Teil-Lungen" wichtig für die Luft in der Stadt — und auch für den Lärmschutz. "Man hört schon jetzt die Straßenbahn", sagt Brauckmann. Er fordert eine Baumschutzordnung, die es in Düsseldorf schon lange gibt: "Dort wird bei jedem kleinen Baum Theater gemacht, und hier werden uralte und gesunde Bäume, die überhaupt nicht im Weg stehen, einfach gefällt — da komme ich nicht drüber weg."

(RP/rl)
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