Meerbusch Straße statt Vogelparadies?

Düsseldorf · Zwischen Bovert und Strümp soll eine 7,65 Millionen Euro teure und gut zwei Kilometer lange neue Straße entstehen – dort, wo Schleiereulen brüten und mehrere Fledermauskolonien leben.

Zwischen Bovert und Strümp soll eine 7,65 Millionen Euro teure und gut zwei Kilometer lange neue Straße entstehen — dort, wo Schleiereulen brüten und mehrere Fledermauskolonien leben.

Die 126 Hektar große Fläche zwischen Bovert und Strümp ist ein Vogelparadies. Mit Schleiereule, Rotmilan und Mäusebussard leben dort drei streng geschützte Arten. Fünf weitere stehen auf der Roten Liste und gelten als gefährdet. Mehlschwalbe, Feldlerche, Graureiher, Kuckuck und Rauchschwalbe brüten im Untersuchungsgebiet oder sind Nahrungsgast, erklären Gutachter aus Düsseldorf in ihrer "Artenschutzrechtlichen Prüfung".

Diplom-Biologe Thomas Braun und Biologin Ursula Scherwaß haben insgesamt 45 verschiedene, besonders geschützte Vogelarten benannt, die von dem Bau der so genannten Kreisstraße 9 neu (K9n) betroffen wären. Darüber hinaus existieren mehrere Kolonien mit Kleinabendseglern, Zwerg- und Bartfledermäusen.

Die Untersuchung ist gesetzlich vorgeschrieben, weil die Stadt dort für den Rhein-Kreis Neuss den Bau einer gut zwei Kilometer langen und mehr als 7,5 Millionen Euro teuren Straße plant, um das Neubaugebiet Strümper Busch samt Gewerbeareal Bundenrott besser an die A 57 anzubinden. "Die Straße ist schon seit dem Jahr 1980 im Flächennutzungsplan vorgesehen", sagt Ulrich Hüchtebrock von der Stadtverwaltung.

Jetzt, 30 Jahre später, will die Kommune noch vor der Sommerpause das Planungsrecht schaffen. Die Politik müsse sich nun mit den Einwendungen der Bürger befassen. Manche lehnte die Straße komplett ab, andere störe die Anbindung des Mönkeswegs an den neuen Verkehrsweg, berichtete Hüchtebrock. Wieder andere hätten den Schutz von Pflanzen und Tieren im Fokus.

Laut Gutachtern könne das Vorhaben zügig vorangetrieben werden. "Für keine der möglicherweise vorhabenbedingt beeinträchigten planungsrelevanten Arten wurden nach Prüfung der potenziellen Störwirkungen erhebliche Beeinträchtigungen der lokalen Population prognostiziert", heißt es umständlich formuliert in der Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung.

Die Tötung oder Verletzung von Tieren sowie Störungen während der Jungaufzucht könnten vermieden werden, indem Beschränkungen während der Bauzeit eingehalten werden und das Fällen von Bäumen und Entfernen von Sträuchern auf die Herbst- und Wintermonate beschränkt bleibe, erklären die Experten weiter. Mit Inbetriebnahme der Straße ergäben sich jedoch Gefahren für die Fledermäuse und Vögel, insbesondere für die Schleiereulen, mit Autos zusammenzustoßen und verletzt oder getötet zu werden.

Größer als mit den Tierfreunden könnten die Probleme mit den Grundstückseigentümern werden. Die Stadt ist nämlich noch nicht im Besitz aller für den Bau der Straße notwendigen Flächen. Es läuft ein so genanntes Umlegungsverfahren. Betroffen sind Osterather, die Land direkt nördlich der Autobahn hin zur Meerbuscher Straße in der Verlängerung des Ivangswegs besitzen. Dort soll die K9n an der A57-Anschlussstelle Bovert enden. Der Startschuss für den Straßenbau kann frühestens dann erfolgen, wenn das Land seine Förderzusage für die anteilige Finanzierung erteilt hat. Der Bauherr rechnet mit grünem Licht für 2013.

(RP)
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