Meerbusch Sternsinger: Tradition bewahren und helfen

Meerbusch · Seit gestern ziehen wieder die Strümper Könige durch die Straßen und sammeln Spenden für Flüchtlinge in Malawi.

Ein wenig außer Atem, aber hochmotiviert und gut gelaunt kommt die erste Gruppe der Sternsinger in der Pfarrei St. Franziskus in Strümp an. Nach zweieinhalb Stunden Fußmarsch von Haus zu Haus gibt es hier eine kleine Verschnaufpause. Linus Debüser spielt beim Dreikönigssingen den Melchior, Alex Wajda den Caspar und sein Bruder Robert verkörpert Balthasar. "Wir können sehr zufrieden sein" — so lautet ihr Zwischenfazit. "Viele Menschen haben uns die Tür geöffnet." Das jährliche Königssingen ist für das Trio eine ehrenwerte Aufgabe. Schließlich geht es nicht nur um eine alte christliche Tradition, sondern darum, anderen Menschen zu helfen. An jeder Haustür sammeln die Kinder Spenden für Flüchtlinge im afrikanischen Malawi.

Seit gestern Morgen ziehen insgesamt 34 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren in zehn Kleingruppen und verkleidet als die Heiligen Drei Könige durch Strümp. An jeder Haustür singen sie Lieder, sprechen ein Gebet und hinterlassen die Segensbitte "20*C+M+B+14", die sie mit Kreide an die Türen schreiben. Ihre Kostüme haben die Kinder während der Vorbereitungstreffen selbst gebastelt — die Kronen bestehen aus Pappe, verziert mit kleinen goldenen Sternen, die Umhänge aus Gardinenstoff. "Wir haben lange auf diese Tage hingearbeitet", sagt Organisatorin Maria Hoffmann. "Die Kinder haben aber nicht nur eifrig gebastelt, sondern sich auch mit dem Leid ihrer Mitmenschen beschäftigt." Die kleinen "Könige", wie sie von Hoffmann liebevoll genannt werden, schauten sich einen Film über das Flüchtlingslager in Malawi an. Rund 17 000 Flüchtlinge kommen dort aus vielen afrikanischen Ländern zusammen und leben auf engstem Raum und unter menschenunwürdigen Bedingungen. "Das war schockierend und traurig", sagt der elfjährige Roman. "Die haben ja noch nicht einmal genug zu essen." Deshalb ist seine Motivation, am Wochenende für den guten Zweck durch die Straßen zu laufen noch größer geworden. "Ich freue mich, dass ich damit anderen Menschen wirklich helfen kann."

Christliche Tradition aufrechterhalten und Nächstenliebe demonstrieren — dies sei das wichtigste Ziel der Sternsinger-Aktion, meint Maria Hoffmann. "Es ist wichtig, dass wir den Kindern das schwere Schicksal anderer Menschen vor Augen führen", sagt sie. "Dadurch erhalten sie einen Ansporn und merken auch, wie gut es ihnen selbst geht."

Allein in Strümp konnten im letzten Jahr beim Dreikönigssingen mehr als 7 200 Euro gesammelt werden. Bundesweit kamen knapp 44 Millionen Euro für den guten Zweck zusammen — und das nur durch den Einsatz engagierter Kinder, die den Gottessegen von Tür zu Tür tragen.

(RP)
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