Meerbusch Städtische Laternen: Abschalten lohnt sich

Meerbusch · 633 Nachtstunden im Jahr herrscht auf Meerbuschs Wohnstraßen Dunkelheit. Die Stadt spart dadurch pro Jahr aktuell etwa 50 000 Euro.

 Laternen in Meerbuscher Wohngebieten leuchten in der Woche nachts nur bis 1.30 Uhr. Um 4 Uhr werden sie wieder eingeschaltet.

Laternen in Meerbuscher Wohngebieten leuchten in der Woche nachts nur bis 1.30 Uhr. Um 4 Uhr werden sie wieder eingeschaltet.

Foto: Busch

Die nächtliche Laternen-Abschaltung in den Wohngebieten sorgt immer wieder für Ärger bei Anwohnern — gerade auch angesichts hoher nächtlicher Einbruchszahlen und häufiger Auto- und Navi-Diebstähle. Doch für das gebeutelte Stadtsäckel ist die umstrittene Maßnahme in Zeiten rasant kletternder Strompreise äußert lukrativ — und Vorbild für andere Kommunen.

Zwischen 2007 und 2011 hat Meerbusch durch das Ausknipsen der Laternen insgesamt 194 572 Euro an Stromkosten gespart — im Schnitt also 38 900 Euro pro Jahr. Tendenz stark steigend. Das geht aus einer Aufstellung der Verwaltung hervor. Auf den Verbrauch von 1,4 Millionen Kilowattstunden Strom konnte seit 2007 durch die verordnete Dunkelheit an Wochentagen zwischen 1.30 und 4 Uhr verzichtet werden.

Das entspricht einer Einsparung von 8,7 Prozent des gesamten Laternen-Stroms. Für die Bürger heißt das: Statt 4092 Stunden im Jahr sind die Anwohnerstraßen nachts lediglich 3459 Stunden lang erleuchtet. An 633 Nachtstunden herrscht in den Wohnstraßen Finsternis.

Zurzeit ist Meerbusch dabei, einen Großteil der in die Jahre gekommenen Straßenbeleuchtung zu modernisieren und massiv sparsame Leuchten einsetzen zu lassen. Durch die Nachtabschaltung kommt es zu der kuriosen Situation, dass gerade eingebaute Sparleuchten nachts ebenso abgeschaltet werden wie brummende Stromfresser aus den 70er Jahren.

Der Spareffekt durch die Modernisierung schlägt sich zwar klar in der Statistik nieder, doch im Vergleich zur Nachtabschaltung ist er eher gering. Zwischen 2009 und 2011 verringerte sich der Stromverbrauch jährlich im Schnitt um gerade mal um 44 500 Kilowattstunden, allerdings kamen auch 113 Laternen neu hinzu. Die Nachtabschaltung sparte im gleichen Zeitraum im Schnitt 316 000 Kilowattstunden pro Jahr ein.

Trotz Abschaltung und Modernisierung wird die Straßenbeleuchtung durch die steigenden Energiekosten ein immer drückenderer Posten im Haushalt. Seit 1997 haben sich die Ausgaben von 234 832 Euro auf 457 274 Euro (2011) fast verdoppelt. Das lag am Strompreis, der von 9,8 auf 18,9 Cent pro Kilowattstunde kletterte. Allein von 2010 auf 2011 verteuerte sich die Straßenbeleuchtung um 66 000 Euro.

Die Preissteigerung hat auch zur Folge, dass die nächtliche Abschaltung trotz aller neuen Niedrigverbrauchs-Leuchten immer mehr Geld spart: 2011 waren es schon 51 000, das sind 22 000 Euro mehr als noch 2007.

Die Zahlen dürften ein gewichtiges Argument gegen gelegentliche Vorstöße einzelner Ratspolitiker für das Wieder-Einschalten des Nachtlichts darstellen — trotz aller Proteste von Experten wie etwa der Deutschen Polizeigewerkschaft DPolG, die diese Art Sparmaßnahme scharf kritisiert, weil sie die "Schaffung von Angsträumen fördert".

Nebenbei belegen die Zahlen, dass die Verwaltung Anfang 2006, als es um die Zustimmung der Politik zur Abschaltung ging, den zu erwartenden Spareffekt zunächst viel zu hoch angesetzt hatte. Damals war von jährlichen Einsparungen von bis zu 50 000 Euro die Rede.

Die Politik stimmte daraufhin einstimmig dafür. Auch eine Steigerung der nächtlichen Einbruchszahlen zwischen 2006 und 2010 von 56 auf 137 konnte daran nichts ändern. Tatsächlich wurden 2007 durch die Abschaltung lediglich 28 867 Euro eingespart, im Folgejahr 33 011 Euro. Die vor sechs Jahren anvisierte 50 000-Euro-Marke fiel erst 2011.

(RP/jco)
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