Meerbusch Stadt will weniger Obdachlose

Meerbusch · Die Verwaltung wird ein Konzept erstellen, um bei drohender Obdachlosigkeit künftig frühzeitig eingreifen zu können. Doch ganz überflüssig werden die städtischen Notunterkünfte wohl nie werden.

 Die Grafik zeigt die Entwicklung der Bewohnerzahlen in städtischen "Schlichtwohnungen". Diese sind nur mit einem Werkstattofen zu beheizen. Er dient gleichzeitig als Kochstelle.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Bewohnerzahlen in städtischen "Schlichtwohnungen". Diese sind nur mit einem Werkstattofen zu beheizen. Er dient gleichzeitig als Kochstelle.

Foto: klxm

Der Wohlstand hat eine Schattenseite: Auch in Meerbusch wohnen Menschen in einfachsten Notunterkünften, beheizt mit Kohleöfen. Die Stadt hält diese Quartiere an der Strümper Straße in Osterath vor. Die Verwaltung will nun mehr dafür tun, dass das Angebot langfristig überflüssig wird.

Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage stellte jetzt im Sozialausschuss Grundzüge des neuen Konzepts der Obdachlosenhilfe vor. Ziel soll sein, bei drohender Wohnungsnot durch "Bündelung von Maßnahmen durch die Fachämter" frühzeitig einzugreifen. Bislang kommt die Stadt erst ins Spiel, wenn ein beispielsweise überschuldeter Mieter seine Wohnung verlieren wird und kein Geld für eine neue Bleibe hat — oder aus diversen Gründen keine mehr findet. Wenn der städtische Sozialbereich früher eingreifen könne, ließe sich das möglicherweise noch vermeiden. Denkbar sei auch, dass die Stadt notfalls ausstehende Mieten zahle, um einen Rauswurf zu vermeiden.

Altersarmut wird ansteigen

Die Zahlen geben Hoffnung: Waren in den 80er Jahren noch weit mehr als 200 Menschen in Obdachlosenunterkünften in Büderich, Osterath und Lank-Latum untergebracht, zählte die Stadt 2004 noch 96 Personen. In diesem Jahr sind es 31. Darunter sind auch zwei Familien aus Asylbewerbern, die rein statistisch nicht als "Obdachlos" gezählt werden. Der Rückgang hatte zur Folge, dass der Bestand an Notquartieren von 63 auf 24 heruntergefahren werden konnte. Es ist allerdings fraglich, ob die Stadt ganz auf Notquartiere wird verzichten kann. Dort landen nämlich auch einige wenige Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt schlicht nicht vermittelbar sind.

Die Rheinische Post hatte im Winter über Probleme mit der Beheizung der Wohnungen berichtet und damit die Debatte angestoßen. Arnd Römmler vom städtischen Orfnungsamt erläuterte: "Das Heizmaterial zu besorgen, ist Aufgabe des Nutzers." Allerdings komme es oft vor, dass Bewohner das dafür vorgesehene Geld anderweitig ausgeben. Das kontrolliere niemand. Im Gegensatz zu Aussiedler-Unterkünften ist bei den Notquartieren kein Hausmeister im Dauereinsatz.

Bei den Politikern erntete der Plan der Sozialdezernentin Zustimmung. "Ein Konzept wäre gut und notwendig. Den integrativen Ansatz begrüßen wir ausdrücklich", sagte SPD-Chefin Heidemarie Niegeloh. Jörg Wartchow (CDU) unterstrich, dass das System der Notunterkünfte in Meerbusch auch bislang gut geregelt sei. Joris Mocka (Grüne) warnte davor, dass das Problem durch zunehmende Altersarmut in Zukunft wieder stärker werden dürfte.

(RP)
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