Meerbusch Stadt rät von Public Viewing zur WM ab

Meerbusch · Bürgermeister Dieter Spindler fürchtet einen erheblichen finanziellen Aufwand, den ein "Rudelgucken" auf einem öffentlichen Platz erfordern würde. Jetzt erwägt der SSV Strümp, die WM-Spiele auf seiner Anlage zu zeigen

 Die Stadtverwaltung sieht es kritisch, den Dr.-Franz-Schütz-Platz während der Fußball-WM fürs Public Viewing zu sperren. Sie will aber prüfen, ob sie eine öffentliche Übertragung der WM-Spiele beim SSV Strümp unterstützen kann.

Die Stadtverwaltung sieht es kritisch, den Dr.-Franz-Schütz-Platz während der Fußball-WM fürs Public Viewing zu sperren. Sie will aber prüfen, ob sie eine öffentliche Übertragung der WM-Spiele beim SSV Strümp unterstützen kann.

Foto: Dieker

Nach Überzeugung der Stadtverwaltung soll es während der Fußball-Weltmeisterschaft keine von der Stadt finanzierten oder geförderten Public-Viewing-Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen in Meerbusch geben. "Das Thema ist in der Vergangenheit bereits mehrfach diskutiert worden. Der erste Anlass war die Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande", schrieb Bürgermeister Dieter Spindler jetzt auf eine Anfrage an den jugendpolitischen Sprecher der UWG-Fraktion, Sören Daft.

Vor acht Jahren sei die Idee unter anderem an den rigiden Beschränkungen des Fußball-Weltverbandes Fifa gescheitert, die auch zur Unterstützung von Public Viewings nur offiziell autorisierte WM-Sponsoren zuließ. Spindler erklärte: "Damit waren die verbleibenden Kosten, die allein schon für die Anmietung des technischen Übertragungsequipments angefallen wären, viel zu hoch."

Daft hatte den Bürgermeister gebeten, ein Konzept zu erarbeiten, das den Meerbuschern an einem zentralen Ort in Büderich Public Viewing anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft ermöglicht. Ihm gehe es allerdings weniger um geldliche Zuwendungen der Stadt — das sei auch über Sponsoren zu regeln. Vielmehr erhoffe sich die UWG organisatorische Hilfe, betonte deren Fraktionsvorsitzender Christian Staudinger-Napp gestern. "Gewerbliche Public-Viewing-Anbieter erwarten, dass die Kommunen ihnen zentrale innerstädtische Plätze für die Übertragungen zur Verfügung stellen — und das natürlich über die volle Turnierzeit", erklärte Stadtsprecher Michael Gorgs. Eine weitere vierwöchige Blockierung zum Beispiel des Dr.-Franz-Schütz-Platzes in Büderich sei aber niemandem guten Gewissens zuzumuten.

Das Stadion Am Eisenbrand werde von der Verwaltung unter anderem wegen seiner Ortsrandlage kritisch gesehen. Hinzu komme beim Public Viewing ein erheblicher finanzieller und organisatorischer Aufwand — unter anderem für die Bereitstellung von Sicherheits- und Betreuungspersonal, von Parkplätzen, für Verkehrsregelung, Entsorgung und viele andere Anforderungen, die eine solche Großveranstaltung nach sich ziehe. Dies sei in Meerbusch wirtschaftlich nicht abzubilden. "Von dem Fall eines verfrühten Ausscheidens der deutschen Mannschaft wollen wir in diesem Zusammenhang erst gar nicht reden", so Bürgermeister Dieter Spindler.

Ein weiterer Grund für die Stadt, sich nicht selbst als Public-Viewing-Veranstalter zu versuchen: "Die WM und die Übertragung der Spiele ist nicht zuletzt auch für unsere Gastronomie eine willkommene Gelegenheit, zusätzliche Einnahmen zu generieren", sagt Gorgs. "Das sollte die Kommune nicht mit einem aus Steuergeldern finanzierten Konkurrenzangebot durchkreuzen."

Möglicherweise wird es dennoch ein Public Viewing in Meerbusch geben. Der Vorstand des SSV Strümp hat in seiner jüngsten Sitzung überlegt, anlässlich des 50-jährigen Vereinsbestehens ein Public Viewing auf der Anlage anzubieten. Die Stadtverwaltung kündigte an, zu prüfen, inwieweit sie das unterstützen kann.

(RP)
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