Verkehr in Meerbusch Stadt will illegalen Lkw-Verkehr zum Krefelder Hafen stoppen

Meerbusch · Blitzer und Schilder zeigen wenig Wirkung. Bürgermeister Bommers nimmt nun die Geschäftsleitungen von Amazon und Bauhaus in die Pflicht.

 Zwei Lkw des Online-Händlers Amazon fahren über die Stratumer Straße am Kindergarten „Mullewapp“ vorbei durch Nierst.

Zwei Lkw des Online-Händlers Amazon fahren über die Stratumer Straße am Kindergarten „Mullewapp“ vorbei durch Nierst.

Foto: Privat

(RP/ena) Seit Einführung des Durchfahrtsverbots im Jahr 2010 kämpfen Anwohner, Politik und Verwaltung mit immer neuen Maßnahmen gegen den illegalen Lkw-Durchgangsverkehr in Lank-Latum und in Nierst. Durchschlagender Erfolg blieb bislang aus. Die Abkürzung durch den Ort ist für viele Fahrer offenbar zu verlockend, veraltete Lkw-Navigationssysteme und ortsunkundige Fahrer aus dem Ausland täten ein Übriges, erklärt ein Sprecher der Stadt Meerbusch.

Der Ausbau des Krefelder Hafens mit der Ansiedlung großer Logistikunternehmen hat die Probleme in Meerbusch weiter verschärft. Mit neuen Lkw-Blitzern in Lank und Nierst und einer neuen Einbahnstraßenregelung am Kreisverkehr Uerdinger Straße/Robert-Bosch-Straße in Lank hat die Stadt Meerbusch ihre verkehrstechnischen Schritte gegen die Schwerlaster gerade erst ausgeschöpft.

Für Bürgermeister Christian Bommers Anlass genug, auch zwei der im Krefelder Hafen ansässigen Großunternehmen, die erheblichen Lieferverkehr anziehen, in die Mitverantwortung und in die Pflicht zu nehmen: Die Bauhaus AG betreibt ihr europäisches Zentrallager im Krefelder Hafen, Amazon Deutschland hat dort sein Sortier- und Verteilzentrum angesiedelt. Letzten Anstoß für Bommers‘ Initiative gab eine E-Mail eines verärgerten Anwohners, der mit seinem Smartphone die brenzlige Durchfahrt eines langen Amazon-Transporters durch die enge Stratumer Straße in Nierst festgehalten hatte. „Diese Fotos könnte ich täglich mehrmals machen“, sagt er dazu.

Bereits vor seiner Wahl im September hatte Bommers – angesprochen auf das Lkw-Problem – angekündigt: „Die Bürger dort haben das Gefühl, dass seit Jahren nichts passiert, und das darf nicht sein. Fakt ist: Der Verkehr wird in Krefeld generiert. Dann muss die Stadt Krefeld auch dafür sorgen, dass die Lkw, die an- und abfahren, Zugang zum überörtlichen Verkehrsnetz bekommen. Da bedarf es noch intensiverer Gespräche, um eine Lösung zu finden.“

In einem Brief an den Country Manager der Amazon Niederlassung Deutschland, Ralf Kleber, und an den Gesamtlogistik-Leiter der Baumarktkette Bauhaus, Thorsten Winter, hat Bommers jetzt die beiden Führungkräfte aufgefordert, die widerrechtlichen Abkürzungen durch Lank-Latum und Nierst zu unterbinden. „Ich bitte Sie, dafür Sorge zu tragen, dass sowohl Ihre eigene Logistik-Flotte als auch die Ihrer Partner die geltenden Durchfahrtsverbote (...) beachten und sich zur Anfahrt Ihres Zentrallagers der zulässigen Routen in den Krefelder Hafen – insbesondere aus südlicher Richtung über die Autobahn 57 – bedienen.“ Weder die dörflichen Strukturen in Lank-Latum noch Nierst seien für überörtlichen Schwerlastverkehr geeignet. „Zudem liegen an beiden Ortsdurchfahrten öffentliche Einrichtungen, auch Kindertagesstätten, deren Schutz in unser aller Interesse steht“, so Bommers weiter.

Die zahlreichen Schilder und Hinweistafeln, die die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW in der Vergangenheit aufgestellt habe, seien unmissverständlich. „Seit Anfang des Jahres befinden sich zudem zwei spezielle Lkw-Blitzer in Betrieb, die den illegalen Lkw-Verkehr erfassen und ahnden“, heißt es weiter in den Briefen an die Amazon- und Bauhaus-Chefs. Auch mit den Betreibern von Navigationssystemen habe die Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen, damit die Systeme aktualisiert und die Durchfahrtsverbote darin deutlich ausgewiesen werden.

Jetzt hofft Christian Bommers auf einen konstruktiven Dialog mit den Unternehmens- und Logistikleitungen. „Verkehrstechnisch haben wir alles Erdenkliche unternommen, aber ohne die Einsicht der Verkehrsverursacher geht es nicht.“

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