Meerbusch Stadt kontrolliert verschärft an Karneval

Meerbusch · In der Vergangenheit griffen Mitarbeiter von Polizei und Jugendamt an den tollen Tagen alkoholisierte Kinder und Jugendliche auf. In dieser Session kontrolliert die Stadt gezielt — und appelliert auch an die Verantwortung der Eltern.

 Jugendliche, die an Karneval Schnaps trinken – solche Bilder soll es in diesem Jahr nicht geben. Mitarbeiter von Polizei, Jugendamt und Ordnungsamt kontrollieren an den tollen Tagen gemeinsam.

Jugendliche, die an Karneval Schnaps trinken – solche Bilder soll es in diesem Jahr nicht geben. Mitarbeiter von Polizei, Jugendamt und Ordnungsamt kontrollieren an den tollen Tagen gemeinsam.

Foto: Roland Weihrauch

Das Jugendamt und die Ordnungsbehörde der Stadtverwaltung werden an den Karnevalstagen im Stadtgebiet verstärkt Kontrollen zur Einhaltung des Jugendschutzgesetzes durchführen. "Neben Handel und Gastronomie müssen auch Jugendliche damit rechnen, kontrolliert zu werden", kündigte Stadtsprecher Michael Gorgs gestern an.

Sollten Jugendliche alkoholisiert angetroffen werden oder "nicht altersgemäßen Alkohol" bei sich haben, würden unverzüglich die Eltern verständigt. Die Teams würden in Dreier-Gruppen kontrollieren, erklärte Gorgs: "Ein Polizist, ein Mitarbeiter der Ordnungsbehörde und ein Mitarbeiter des Jugendamts." Eine statistische Dokumentation der Einsätze in den vergangenen Jahren gibt es nicht.

"Für viele Menschen ist der Karneval ohne Alkohol nicht denkbar — leider gilt das in zunehmendem Maße auch für Minderjährige", berichtet Susanne Rieth vom Jugendamt der Stadt. Kinder und Jugendliche, so hat die Sozialarbeiterin festgestellt, benutzten den Alkohol oft unbewusst als Mittel zum Zweck: zum Beispiel um Ängste zu verringern, Geselligkeit herzustellen, Stimmung und Selbstwertgefühl zu steigern oder einfach nur, um dazu zu gehören.

Leider steigere sich der Alkoholkonsum nicht selten bis zum "Trinken, bis der Arzt kommt", so Rieth. Außer den gesundheitlichen Risiken und Schäden ist nach Erfahrungen des Jugendamtes die Gefahr von Unfällen im Straßenverkehr für alkoholisierte Jugendliche besonders hoch. Zudem komme es im alkoholisierten Zustand immer häufiger zu Gewalttaten.

"Alkoholbedingte Zwischenfälle im Umfeld von volkstümlichen Festveranstaltungen sind in Meerbusch aber spürbar rückläufig", betont Stadtsprecher Gorgs. Das Jugendamt führt dies auch auf seine Präventionsarbeit zurück: Im Rahmen der Aktion "ProJugend statt ProMille" wurden auch Meerbuscher Schützen- und Sportvereine mit ins Boot genommen. "Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut", heißt es von Seiten der Stadt. Auf einen Brief an die Eltern der Siebt- bis Neuntklässler, den die Stadt noch vor drei Jahren verschickt hatte, verzichtet die Stadt erneut. "Solch eine Aktion nutzt sich sonst ab", sagt Gorgs.

Dennoch legen die Fachleute des Jugendamtes großen Wert aufs Verantwortungsgefühl der Eltern. Gerade vor den Karnevalstagen sollten die Alkoholproblematik und die daraus resultierenden Gefahren unbedingt offen angesprochen werden, betonte Susanne Rieht. Peter Annacker, Leiter des Fachbereichs Soziale Hilfen und Jugend in der Stadtverwaltung, appelliert auch an die Gastronomen und Kioskbetreiber. "Wir bitten alle Erwachsenen, auf die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zum Jugendschutz zu achten."

Händler und Gastronomiepersonal sollten sich den Ausweis der jungen Kunden zeigen lassen und im Zweifelsfall unmissverständlich den Alkoholverkauf verweigern. Jugendliche Testkäufer wie in Krefeld werden in Meerbusch nicht eingesetzt. Annackers Aufforderung an Geschäftsleute und Wirte: "Machen Sie deutlich, dass Sie sich an die Gesetze halten und bieten Sie mindestens ein nichtalkoholisches Getränk nicht teurer als das billigste alkoholische Getränk in gleicher Menge an." Genau so schreibt es auch das Gaststättengesetz vor. Annacker: "Der Appell der Jugendschutzbehörde ist eindeutig: Kein Alkohol an Kinder unter 16 Jahren! Keine Spirituosen an Jugendliche unter 18 Jahren. Keine Alkopops an Jugendliche unter 18 Jahren."

(RP/rl)
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