Meerbusch Stadt findet keine Freunde

Düsseldorf · Meerbusch bleibt auf der Suche nach neuen Städtepartnern bislang erfolglos. Der schriftlich vorgetragene Wunsch verpufft im japanischen Sakuro gänzlich. Bürgermeister Kazuo Warabi antwortete bis heute nicht.

Eine Partnerstadt ist für Meerbusch nicht genug. Diese Meinung vertritt zumindest eine Ratsmehrheit. Die Kommunalpolitiker gaben Bürgermeister Dieter Spindler vor mehr als einem halben Jahr den Auftrag, seine Amtskollegen im japanischen Sakura und im finnischen Kaustinen anzuschreiben und über das Meerbuscher Interesse an einer Städtepartnerschaft zu informieren. Eine Zusage liegt bis heute von keiner der beiden Städte vor.

Während Nordlicht Arto Alpia zumindest antwortete, rührte sich Kazuo Warabi erst gar nicht. Schweigen. "Herr Spindler will noch einmal einen zweiten Anlauf machen und den japanischen Generalkonsul um Unterstützung bitten", berichtete Bürgermeisterreferentin Bettina Scholten gestern. "Wir wollen auch ungerne drängeln." Denn auch das Schreiben aus Kaustinen datiert bereits aus dem Jahr 2008. Damals hatte Alpia geschrieben, er werde den Wunsch nach einer Städtepartnerschaft in den Gremien beraten lassen. Offenbar genießt der Wunsch aus dem Rheinland in Skandinavien kaum Priorität. Dabei war der Optimismus groß, hatte die Städtische Musikschule doch schon einen regen Austausch mit den Musikern aus Finnland praktiziert.

Über die Auswahl der potenziellen Partnergemeinden gab es im Vorfeld schon unterschiedliche Auffassungen. So zählte bei den Sozialdemokraten auch das israelische Petach Tikva zu den Favoriten. Vor mehr als zehn Jahren organisierte der Stadtjugendring einige Austauschprogramme. Zuletzt war das Bedürfnis, Land und Leute kennen zu lernen, nur noch einseitig auf Meerbuscher Seite vorhanden.

Aus Strümp rührte ebenfalls vor Jahrzehnten die Idee eines Sportleraustauschs mit dem schwedischen Ystad. Karl Davids, damals im Stadtsportverband und Geschäftsführer des SSV Strümp, war Motor der Begegnung. Über die Zeit hinweg hat bislang lediglich die Städtepartnerschaft mit dem französischen Fouesnant gehalten. Schüler und Sportler besuchen sich regelmäßig, und auch ernsthafte Krisen wie nach dem finanziellen Debakel bei einem Fischmarkt konnten das Verhältnis nicht trüben. In der Not stand Meerbusch gleich mehrfach an der Seite der französischen Freunde — etwa nach einer Ölkatastrophe an der Atlantikküste oder einem Sturm, der ähnlich Kyrill in Deutschland viele Bäume entwurzelte.

Nach der Wende nahm Meerbusch Kontakt zu Blankenburg im Harz und Wittenberge auf, um Freundschaften zu pflegen. Meerbusch half mit Personal und vielen Sachleistungen beim Aufbau Ost. Als es jedoch darum ging, aus den Freundschaften offizielle Partnerschaften zu machen, zeigten die Ost-Kommunen den Meerbuschern die rote Karte und entschieden sich für andere Städte.

(RP)
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