Meerbusch Spurensuche in Wittenberge

Meerbusch · Vor 20 Jahren gab es einen regen Austausch zwischen Vertretern der Stadtverwaltungen, aber auch von Vereinen wie dem Männerchor Lank. Davon ist nichts geblieben – kein Hinweis, keine Kontakte.

Vor 20 Jahren gab es einen regen Austausch zwischen Vertretern der Stadtverwaltungen, aber auch von Vereinen wie dem Männerchor Lank. Davon ist nichts geblieben — kein Hinweis, keine Kontakte.

Wittenberge Wer über die Straße in Wittenberge am Hotel Germania vorbei spaziert, der entdeckt im Pflaster eingelassene Messingplatten — so genannte Stolpersteine. Richard und Johanna Lewy hatten dort gelebt, ehe sie Opfer des Nationalsozialismus geworden waren. Geht man die Bahnstraße hoch Richtung Elbhafen sieht man weitere Häuser, in denen zur Zeit des Hitler-Regimes Menschen jüdischen Glaubens gewohnt haben. Neun zehnmal zehn Zentimeter große Gedenksteine sind in der brandenburgischen Kommune von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig bereits verlegt.

In Meerbusch möchte der Verein Pro Osterath auf Initiative von Sylvia Reinders ebenfalls an Mitbürger erinnern, die damals nach Riga deportiert worden waren. Damit sind Gemeinsamkeiten zwischen Wittenberge und Meerbusch aktuell aber schon erschöpft. Dabei war das einmal anders — wären die Kommunen fast sogar Partnerstädte geworden. Heute fehlt darauf jeder Hinweis zum Beispiel in Wittenberges Internetauftritt.

Vor 20 Jahren herrschte ein reger Austausch zwischen Mitarbeitern der Meerbuscher und der Wittenberger Stadtverwaltung. Nachdem über die CDU kurz nach der Wende der Kontakt in die Elbstadt geknüpft war, reiste eine offizielle Delegation aus Rat und Verwaltung dort hin. Gegenbesuche ließen nicht lange auf sich warten. "Das war schon ein interessante Zeit", sagt Jürgen Fallack, der im September 1991 als Berater für EDV-Fragen nach Wittenberge gefahren war.

"Das war echt trostlos dort. Die größten Arbeitgeber, eine Ölmühle, ein Zellstoffwerk und eine Nähmaschinenfabrik hatten ihre Produktion eingestellt, und fast alle waren arbeitslos geworden", erzählt der Lank-Latumer, der zu der Zeit im Meerbuscher Hauptamt beschäftigt war. Riesige Industriebrachen seien die Folge der Werksschließungen gewesen.

Zwischenmenschlich sah es positiver aus: Fallack, der Mitglied im Männerchor Lank-Latum war und ist, lernte in Wittenberge einen Sangeskollegen vom Postchor Arion Wittenberge kennen. "Daraus hat sich eine prima Partnerschaft entwickelt. Wir haben uns gegenseitig zu Konzerten mit Gastauftritten besucht", berichtet der Meerbuscher.

Vor 20 Jahren schickten die Meerbuscher um Josef Schmitz nicht nur Personal als Aufbauhilfe Ost nach Wittenberge. Büromöbel und -material, Fahrzeuge und Geschäftsordnungen waren bei den Reisen nach Brandenburg als Geschenke im Gepäck. Zu einer offiziellen Partnerschaft ist es nie gekommen. Die Verantwortlichen entschieden sich für Elmshorn.

Heute ist Wittenberge eine schöne und lebendige Kommune, die mit ihren Elblandfestspielen weit über die Grenzen hinaus als Kulturstadt bekannt ist.

(RP/rl)
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