Meerbusch Sportler warnen vor Alkohol

Meerbusch · 700 Jugendliche sind Mitglied beim Sportverein Treudeutsch Lank. Trainer, Betreuer und Vorstand informierten sich jetzt bei Polizei, Stadt und Caritas über die richtige Vorsorge gegen Alkoholmissbrauch. Motto: "Trinken ist kein Sport".

 Wer sich nach dem Alkoholkonsum übergeben muss, hat bereits eine Alkoholvergiftung. Darüber klärte der Sportverein auf.

Wer sich nach dem Alkoholkonsum übergeben muss, hat bereits eine Alkoholvergiftung. Darüber klärte der Sportverein auf.

Foto: Nico Hertgen

Lank-Latum Lediglich mit einem T-Shirt und Jeans bekleidet liegt die 13-Jährige bei Temperaturen um die Null-Grad-Grenze im Gebüsch. Bewusstlos betrunken an Karneval in Meerbusch. Diese Situation schilderte Susanne Rieth vom Jugendamt bei der Infoveranstaltung zum Thema "Trinken ist kein Sport". Die Zuhörer: Rund 20 Trainer, Betreuer und Vorstandsmitglieder aus allen Bereichen des Sportvereins Treudeutsch in Lank-Latum.

Die erwachsenen Sportler waren zum Präventionsseminar von Stadt, Caritas und Polizei erschienen. Rund 1650 Mitglieder zählt der Verein, knapp 700 Jugendliche sind darunter. Das Ziel: Die Vorbilder von Teenagern für das Thema "Jugendliche und Alkoholmissbrauch" zu sensibilisieren — mit schockierenden Zahlen und Tatsachen-Berichten.

Der Vorfall an Karneval habe gezeigt, dass Meerbusch "definitiv keine Insel der Glückseligkeit" bei diesem Thema sei, sagte Rieth. Komatös wurde die 13-Jährige in ein Krankenhaus eingeliefert — und ist kein Einzelfall: Alleine im Rhein-Kreis Neuss habe es zwischen den Jahren 2000 und 2010 bei Mädchen eine Steigerungsrate von 357,1 Prozent, bei Jungen gar eine von 516,7 Prozent gegeben.

Um weitere Steigerungen zu verhindern, sollten vor allem Erwachsene einen guten Umgang mit Alkohol vorleben. "Eine Alkoholvergiftung beginnt bereits dann, wenn der Betroffene sich übergeben muss", sagte Wolfgang Burchartz, Beauftragter für Sucht- und Drogenprävention der Kreispolizeibehörde Neuss. "Dies ist eine erste Abwehrreaktion des Körpers — und kein amüsanter Party-Zustand."

Sportler und Schützen sind Multiplikatoren, an denen sich der Nachwuchs orientiert. Bei Kindern würden Verbote klar helfen, bei Jugendlichen sollte allerdings nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet werden. Der verantwortliche Umgang müsse gefördert und vermittelt werden. "Sprechen Sie mit ihnen", empfahl Michael Weege von der Caritas-Suchtkrankenhilfe. Zudem sollten Vereine eine "klare einheitliche Haltung entwickeln und diese den Kindern verdeutlichen". Dass Jugendliche ab zwölf, 13 Jahren neugierig sind, sei normal. Alkohol sollte bei Kindern jedoch tabu sein.

Ab 16 Jahren sind Bier, Wein und Sekt, ab 18 Jahren Branntweine erlaubt. "Zum Branntwein gehören auch Mon Cherie und Alkopops", sagte Polizist Wolfgang Burchartz. Vereine könnten unter anderem das Caritas-Prevent-Mobil für Veranstaltungen wie Jugendturniere bestellen. Ehrenamtliche Jugendliche klären mit alkoholfreien Cocktails und Spielen andere Jugendliche auf. Am Ende des Abends war die Haltung des Vereins klar: "Zu diesem Seminar sollten sich alle Meerbuscher Vereine melden", sagte Ulli Hambloch, zweiter Vorsitzender von Treudeutsch.

(aru)
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