Meerbusch SPD fordert Debatte über "Nazi-Straßen"

Meerbusch · Mit der Hugo-Recken-Straße ehrt die Stadt Meerbusch einen Bürgermeister, der während des "Dritten Reichs" im Amt war. Die SPD-Fraktion will nun eine Diskussion über alle Meerbuscher Straßen, die an Amtsträger der Nazi-Zeit erinnern.

 Hugo Recken war sowohl in der Nazi-Zeit als auch nach dem Zweiten Weltkrieg Bürgermeister von Osterath.

Hugo Recken war sowohl in der Nazi-Zeit als auch nach dem Zweiten Weltkrieg Bürgermeister von Osterath.

Foto: Stadtarchiv

"Die Verwaltung wird beauftragt eine Liste sämtlicher Straßen, Wege und Plätze in Meerbusch, die nach Menschen benannt sind, deren Namen mit der Zeit des Nazi Regimes in Verbindung gebracht werden, zu erstellen." Mit diesen Worten beginnt ein Antrag, den die SPD-Fraktion im nächsten Hauptausschuss stellen will. "Die breite Diskussion über die Hugo-Recken-Straße hat die Frage aufgeworfen, ob dies der einzige Straßenname ist, den man unter die Lupe nehmen sollte", erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Ilse Niederdellmann. "Wir wollen die Diskussion um die Benennung von Straßen und Wegen nach Personen, die mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebracht werden, nicht auf die Hugo-Recken-Straße begrenzen."

In der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses hatte die Stadt ihren Abschlussbericht über den Osterather Hugo Recken vorgelegt, der als NSDAP-Mitglied von 1934 bis 1945 die Geschicke des Ortes führte und nach dem Krieg ebenfalls Bürgermeister Osteraths blieb. Die FDP vermisste in dem Bericht unter anderem belastende Aussagen, die gegen Recken im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens vorgebracht worden waren.

Im vergangenen Jahr hatte die UWG-Fraktion Bürgermeister Spindler aufgefordert, die Rolle Reckens bei der Judendeportation zu prüfen. Es gebe Hinweise, dass Recken die Gestapo um "Abschiebung von Juden" gebeten habe. Stimme das, solle laut UWG die Hugo-Recken-Straße umbenannt werden. Der Ältestenrat der Stadt betraute den Stadtarchivar mit einem Bericht. Der kam zu dem Ergebnis, "dass Hugo Recken der Gestapo Krefeld keine Anweisungen erteilen konnte". Ein aktiver Widerstandskämpfer sei er jedoch auch nicht gewesen.

"Straßennamen sollten Menschen ehren, die Gutes in der Welt vollbracht haben und nicht Unterstützer der Ideologie der Nazis waren", sagt Niederdellmann. Auch nach dem NSDAP-Mitglied Gustav van Beeck ist in Meerbusch eine Straße benannt. "Es gibt Straßen, bei denen zumindest Diskussionsbedarf besteht", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende. "Auch diese sollen aufgeführt werden." Sie fordert, dass es bei künftigen Straßenbenennungen eine inhaltliche Prüfung seitens der Politik geben müsse, welche Namen sich tatsächlich für Straßennamen eignen. Der Hauptausschuss tagt am 14. Februar im Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz, einem ehemaligen Heim der Hitlerjugend.

(RP/ac)
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