Meerbusch Sorge um geplantes Gewerbegebiet

Meerbusch · Die Stadt Meerbusch setzt große Hoffnung auf ein gemeinsames Gewerbegebiet an der A44 mit Krefeld und Willich. Doch jetzt bekommt das ambitionierte Projekt "Mollsfeld-West" Gegenwind — aus Krefeld und Willich

 Die Karte des Umlandes der A44 in Höhe der Abfahrt Osterath/Fischeln zeigt, wo das neue Gewerbegebiet entstehen soll. Konkret steht aber noch nicht fest, wie die nördlichen und südlichen Grenzen verlaufen.

Die Karte des Umlandes der A44 in Höhe der Abfahrt Osterath/Fischeln zeigt, wo das neue Gewerbegebiet entstehen soll. Konkret steht aber noch nicht fest, wie die nördlichen und südlichen Grenzen verlaufen.

Foto: Jürgen Brefort

IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen nennt das Gewerbegebiet "eines der spannendsten in ganz Deutschland" – entlang der Autobahn 44 könnten die drei Städte Krefeld, Willich und Meerbusch ein interkommunales Gewerbegebiet bauen. Seit vielen Jahren lag die Idee in den Rathäusern in den Schubladen. Jetzt wurde die Planung konkreter: Die Stadträte von Willich, Meerbusch und Krefeld haben generell zugestimmt, dass ein solches Gebiet entwickelt werden soll. Auf Meerbuscher Seite sollen, je nach Planung, 94 bis 102 Hektar Gewerbegebiet entstehen.

Doch ob es so weit kommt, ist jetzt wieder fraglich. Erste Kritik kam vom Bürgerverein Willich-Nord. Er sei gegen ein interkommunales Gewerbegebiet, das dort östlich der Wohngebiete Bue, Kiefernstraße und Alperheide läge. In einem Brief an die Vorsitzenden der Ratsfraktionen schrieb zuletzt der Bürgervereinsvorsitzende Gert Schulten, "dass die Planung des Gewerbegebietes erhebliche negative Folgen haben wird". Die Willicher CDU ist mittlerweile auch gegen das interkommunale Gewerbegebiet. "Für uns ist es wichtig, dass Willich von den Planungen profitiert" erklärt Uwe Schummer, Vorsitzender der Willicher CDU, den Beschluss gegen das geplante Gewerbegebiet. Die Union wolle deshalb den Fokus der Gewerbeentwicklung weiter auf Münchheide legen: "Dort brauchen wir Erweiterungsflächen an der A44."

Und der Rat der Stadt Krefeld stimmte zwar einstimmig für die Aufnahme von Gesprächen mit Meerbusch und Willich über das geplante Gewerbegebiet – doch mit den Stimmen von SPD, Grünen und UWG beschloss der dortige Rat, den Krefelder Flächennutzungsplan vorerst ohne das interkommunale Gewerbegebiet an der A 44 zu beschließen. "Dieser Weg ist verhängnisvoll", warnt der Krefelder FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann; auch der Krefelder CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hat Bedenken. Beide hoffen nun, dass der Flächennutzungsplan später wieder geändert wird – und das interkommunale Gewerbegebiet dort Aufnahme findet. In Meerbusch sind neue Gewerbeflächen dringend nötig: Meerbuschs Gewerbegebiete sind, bis auf wenige Ausnahmen, voll. Ein bereits ausgewiesenes Gewerbegebiet südlich des Areals Böhler ist noch nicht erschlossen und noch nicht vermarktet. Bevor die Stadt Meerbusch weitere Gewerbeflächen ausweisen kann, müsste zunächst dieses Gebiet besiedelt werden. Eine Ausnahme macht die Aufsichtsbehörde allerdings bei interkommunalen Gewerbegebieten.

"Durch die gemeinsame Planung könnte Verwaltungsarbeit kostensparend gebündelt werden, außerdem gibt es eine viel größere Werbewirkung, weil man gemeinsam eine Marke bilden kann", sagt Silke Hauser, Referentin für Standortpolitik bei der IHK. Sie fordert: "Die Entwicklung von Gewerbegebieten darf nicht vor Stadtgrenzen haltmachen." Durch die Gründung eines gemeinsamen Gewerbegebietes könnten Gewerbebetriebe aus den Wohnzentren herausgehalten werden. Der Standort an der A 44 ist besonders wegen der Flughafennähe und Autobahnanbindung attraktiv.

In Meerbusch stimmten die Fraktionen mehrheitlich für das Gewerbegebiet. Um das Projekt voranzutreiben, forderten sie die Verwaltung auf, eine Arbeitsgruppe einzurichten und Vorgespräche mit der Regionalplanungsbehörde bei der Bezirksregierung zu führen. Die FDP stimmte dagegen. Der liberale Fraktionsvorsitzende Klaus Rettig argumentierte, sinnvoll sei zunächst, ein in Auftrag gegebenes Gutachten über die Notwendigkeit von Gewerbegebieten abzuwarten. Mit Besorgnis beobachtet Wirtschaftsförderin Heike Reiß die Ereignisse in den Nachbarstädten. Sie gibt sich aber optimistisch: "Fakt ist, dass alle Stadträte gemeinsamen Gesprächen zur Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebietes zugestimmt haben. Und diese Gespräche finden jetzt statt."

(RP/EW)
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