Adam-Riese-Grundschule in Meerbusch Sind das die Klassenzimmer der Zukunft?

Meerbusch · Im Schulausschuss hat die Stadt jetzt ein innovatives Raumkonzept für die Adam-Riese-Schule vorgestellt. Es könnte richtungweisend für alle Meerbuscher Schulen sein.

Adam-Riese-Grundschule in Meerbusch: Sind das die Klassenzimmer der Zukunft?
Foto: Null2Elf

Die Meerbuscher Grundschulen haben ein Platzproblem: Die Nachfrage nach Plätzen für den Offenen Ganztag ist enorm gestiegen, die Wartelisten an vielen Schulen lang. Was häufig fehlt, sind geeignete Räume für die Nachmittagsbetreuung. Aktuelles Beispiel: die Adam-Riese-Grundschule in Büderich. Dort ist die Kapazitätsgrenze erreicht.

Zwei Jahre haben Vertreter der Schule jetzt mit der Stadt an einem Konzept gearbeitet, um mehr Platz zu schaffen. Die Idee, einen Container für die OGS aufzustellen, wurde verworfen: „So eine Behelfslösung ist nicht zielführend und führt zu weiterer Zerstückelung des Schulgeländes“, erklärt Claus Klein, Leiter des städtischen Service Immobilien.

Adam-Riese-Grundschule in Meerbusch: Sind das die Klassenzimmer der Zukunft?
Foto: Null2Elf

Der neue Ansatz: Die Stadt will die Klassenzimmer so umgestalten, dass sie auch für die Nachmittagsbetreuung genutzt werden können. „Der Unterricht findet morgens statt, die Betreuung nachmittags. Die Zahl der Schüler wird nicht größer. Wenn das in unterschiedlichen Räumen passiert, steht einer immer leer“, erklärt Klein.

Gemeinsam mit den Düsseldorfer Innenarchitekten „Null2Elf“ und Vertretern der Grundschule hat die Stadt daher ein innovatives Raumkonzept entwickelt. Zwei Klassenzimmer, die sich in einem Anbau befinden, sollen bald auch als OGS-Räume genutzt werden. Für die multifunktionale Nutzung sind mehrere Elemente wichtig: Neue Tische auf Rollen und Stühle mit individueller Höhenverstellung sollen gekauft werden, so dass die Schüler beides am Nachmittag  schnell zur Seite schieben und den Raum flexibel gestalten können. „Die Kinder müssen das auch alleine bewegen können, denn der Hausmeister kann nicht jeden Mittag alle Klassenzimmer umräumen“, sagt Klein.

An den Wänden soll es tiefere Schränke geben, in denen neben Unterrichtsmaterialien etwa Matratzen für Ruhephasen und Spiel- und Bastelsachen verstaut werden, sowie eigene Fächer für jedes Schulkind. Als besonderen Clou haben die Architekten ein Spielhaus geplant, das morgens aussieht wie ein normaler Schrank, nachmittags aber herausgezogen und zur Spielhöhle und Rückzugsort für die Schüler werden kann.

Stimmt der Schulausschuss diesem Konzept zu, hätte die Adam-Riese-Grundschule zwei zusätzliche OGS-Räume zur Verfügung. „Wenn man das zu Ende denkt, könnten langfristig alle zwölf Klassenzimmer auch für die OGS genutzt werden“, sagt Claus Klein. Ihm ging es in der Ausschusssitzung am Dienstagabend nicht nur um dieses Beispielprojekt, sondern vor allem darum, die grundsätzliche Idee der Doppelnutzung von Klassenräumen in den Köpfen der Politikern zu verankern, denn so könnten auch Platzprobleme an allen anderen Grundschulen gelöst werden. „Es könnte ein Weg sein, die Meerbuscher Schulen sukzessive umzugestalten“, sagte Klein.

Dem stimmte auch Anne Weddeling-Wolff stellvertretend für alle Schulleiter zu: „Aus Sicht der Grundschulen begrüßen wir es sehr, dass die OGS für die Stadt offensichtlich eine große Bedeutung hat“, sagte sie. „Wir glauben, dass sie mit ihrem Vorschlag den Auftakt zur Entwicklung von Raumkonzepten für Meerbusch geschaffen haben.“ Das sei existenziell. Viele Elemente aus dem Konzept für die Adam-Riese-Schule könne man dafür gut gebrauchen, es müsse aber individuelle Lösungen für jede Schule geben. Die strikte Trennung zwischen Unterricht am Vormittag und Entspannungs- und Spielzeit am Nachmittag sei heute nicht mehr unbedingt nötig. „Es muss ganztägiges Lernen möglich sein.“  

Bevor über andere Schulen nachgedacht werden kann, muss die Politik aber zunächst konkret über die Pläne an der Adam-Riese-Grundschule entscheiden. Der Haken: Das neue Konzept ist teuer. Im Haushalt 2017 waren rund 50.000 Euro bereitgestellt worden für den Raumbedarf an der Adam-Riese-Schule. Der vorgeschlagene Umbau einschließlich der neuen Möbel wäre mit rund 186.000 Euro für beide Klassenräume zwar deutlich teurer, teilte die Verwaltung mit, aber immer noch günstiger als ein Neubau in gleicher Größe (rund 590.000 Euro).  Meerbusch könnte mit einem solchen Modell einer modernen Umgestaltung bestehender Klassenräume beispielhaft vorangehen, findet Klein.

Der Leiter der Adam-Riese-Schule, Marc Adams, bestärkte: „Ich denke, das ist ein sehr guter Ansatz. Wir wollen für die Kinder etwas für die Zukunft haben, etwas, was uns vorwärts bringt.“ Er merke auch bei den Schulanmeldungen, dass Eltern großen Wert auf die Nachmittagsbetreuung legten.

Das erste Feedback aller Fraktionen fiel am Dienstag nach Kleins Vortrag grundsätzlich positiv aus. Die Abstimmung steht zu einem späteren Zeitpunkt an. Man wolle nun in die Detaildiskussion gehen, sagte Hans-Werner Schoenauer (CDU). „Bei der Summe, die wir einsetzen, müssen wir auch auf Nachhaltigkeit setzen.“

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