Meerbusch Siedler feiern Jubiläum

Meerbusch · Die Siedlergemeinschaft Büderich feiert: Vor 75 Jahren begannen die ersten Bürger mit dem Häuserbau an der Hoxdelle und am Grünen Weg. Die Nachbarschaft hält bis heute zusammen.

Ein Haus mit rund 1000 Quadratmetern Grundstück, ein Schwein, sechs Hühner, fünf Bäume — das war das Startkapital, mit dem die Rheinische Heimstätten GmbH im Jahr 1936 die ersten Siedler an der Hoxdelle und Am Grünen Weg in Büderich ausstattete. So ermöglichte die Treuhandstelle mit Sitz in Düsseldorf den ausgewählten, meist kinderreichen Familien den ansonsten kaum möglichen Schritt zum ersten Grund- und Wohneigentum.

Die bescheidenen Häuser wurden in jener von wirtschaftlicher Not und Arbeitslosigkeit geprägten Zeit in Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe errichtet. Das Dach über dem Kopf linderte die Wohnungsnot, Gärten und Kleintierhaltung sicherten die Selbstversorgung.

Udo Weeser, heute Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Büderich, blättert gern in den Unterlagen der Gründerjahre. "Es waren harte, aber auch schöne Zeiten", sagt er. Jetzt feiert die Gemeinschaft mit einem Sommerfest 75-jähriges Bestehen.

"Mit den Zeiten haben sich auch unsere Aufgaben geändert", weiß Vorstandsbeisitzer Heinz Vieten. Aus dem einstigen Deutschen Siedlerbund ist der Verband Wohneigentum mit bundesweit 230 000 Mitgliedern geworden. Die Siedlergemeinschaft fungiere längst als zeitgemäße Interessenvertretung. So genannte Straßenbevollmächtigte geben alle nötigen Informationen weiter, verteilen das Nachbarschaftsblatt "Unsere Welt" und die bundesweite Vereinszeitung "Heim und Garten".

Eine "Abteilung Freud und Leid" sorgt dafür, dass Geburtstage, Geburten und Trauerfälle in der Nachbarschaft begleitet werden. Für die 90 Mitglieder zwischen null und 80 Jahren handelt der Vorstand in Gartencentern und Baumärkten Rabatte aus.

Jüngst wurde gemeinsam der Auftrag für die gesetzlich vorgeschriebene Dichtigkeitsprüfung der Hauskanäle erteilt und Geld gespart. "Davon hat jeder einen echten Nutzen", so Weeser. Die Vorteile der gemeinnützigen Gemeinschaft erkennen zunehmend auch junge Familien.

Nach einem Knick in den Achtziger Jahren sinkt in der Siedlung zwischen Ost-, Grün- und Düsseldorfer Straße der Altersdurchschnitt wieder. "Es gibt endlich wieder mehr Kinder, das bringt Leben ins Quartier."

Die Selbstversorgermentalität der Vor- und Nachkriegsjahre ist im Zeitalter der Supermärkte und des Überflusses freilich längst verschwunden. "Die meisten von uns züchten im Garten nur noch Gras", so Weeser scherzhaft.

Auch die ehemals schlichten Siedlerhäuschen seien über siebeneinhalb Jahrzehnte immer wieder aus- und umgebaut worden. "Einer in der Siedlung hat immer einen Haufen Sand vor der Tür", lacht Heinz Vieten. Die bewährten Ideale guter Nachbarschaft würden heute zunehmend wieder entdeckt.

(RP)
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