Meerbuscher Künstler Zwischen Architektur und freier Zeichnung

Winfried Jansen baute die Uni-Mensa und andere Häuser und zückt gerne auch den Zeichenblock.

 Auf der Suche nach dem perfekten Motiv kauft sich der Architekt und Künstler Winfried Jansen manchmal sogar Makrelen oder Kürbisse.

Auf der Suche nach dem perfekten Motiv kauft sich der Architekt und Künstler Winfried Jansen manchmal sogar Makrelen oder Kürbisse.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zarte Zeichnungen in Hülle und Fülle zieren die Räume im Meerbuscher Wohnhaus des Architektur-Professors und bildenden Künstlers Winfried Jansen. Aber auch Aquarelle und Farb-Radierungen leuchten dem Besucher entgegen.

Die meisten aufgehängten Bilder stammen von Jansen selbst, aber auch Werke von Freunden und Wegbegleitern wie Holger Runge gehören zum künstlerischen Hausschatz. Jansen, in Duisburg geboren, lebt seit einem halben Jahrhundert mit seiner Familie in Meerbusch.

Lange Zeit diente das niederrheinische Quartier nur als Wochenend-Residenz, lehrte der heute 83-Jährige doch eine ganze Weile Architektur, Darstellende Geometrie und Freies Zeichnen an der Fachhochschule im ostwestfälischen Detmold, wo Jansen einst für die Werktage eine kleine Wohnung bezog. Den schon rund 20 Jahre währenden Ruhestand verbringt der Allround-Künstler freilich in der Meerbuscher Wahlheimat. Auto fahre er nicht mehr, sagt Jansen. Daher komme er nur selten weit raus zum Zeichnen.

Und da er in der unmittelbaren Umgebung nicht die Motive finde, die ihn zum Zeichnen inspirieren, hole er sich Dinge einfach ins Haus, um sie zu zeichnen. „Ich habe mir beispielsweise eine Makrele gekauft oder einen Kürbis – was ich eben auf dem Markt kaufen kann“, sagt Jansen. Dann lege er sich die Objekte hin und fange an, sie zu zeichnen.

Früher, da sei er viel auf Reisen gewesen – nach Vorbild der alten Meister wie etwa Dürer, immer den Zeichenblock griffbereit. Darum existieren ganze Werkgruppen mit historischen Gebäuden der Stadt Rom oder anderer Orte. Dann zeigt er dem Besucher ein Bild, auf dem eine alte Metallkonstruktion zu sehen ist. Jansen: „Das ist im Pariser Bahnhof entstanden als ich mal auf einen Zug gewartet habe.“

Dass sich Jansen heute so etwas wie eine Makrele kauft, hat derweil Tradition bei dem Künstler: Viele Motive sind maritimen Ursprungs, darunter die Farb-Radierung „An der Küste“ (2008) und eine feuerrote Languste, die er einmal naturgetreu und unten drunter als Spiegelung im Wasser gemalt hat. Solch komplizierte Verfahren berühren bei Jansen den Hauptberuf: Die Darstellende Geometrie hat er Architekturstudenten nahe gebracht, und er ist ein Meister dieses nicht gerade einfachen Fachs. „Das ist angewandte Mathematik“, erklärt Professor Jansen.

Begonnen hat das Künstlertum nach der Schule zunächst mit solidem Handwerk, nämlich mit einer Schreinerlehre. Nach der Gesellenprüfung folgten dann Studien an der Werkkunstschule Krefeld und an der Düsseldorfer Kunstakademie mit dem Ziel, Architekt zu werden. Jansen wurde Schüler des Kirchen- und Museen-Bauers Rudolf Schwarz (1897-1961), der neben katholischen Kirchen in den 1950er Jahren übrigens auch den Bau des Kölner Wallraf-Richartz-Museums gestaltete.

Unterdessen arbeitete Jansen in größeren Architekten-Teams, die unter anderem auch für die Gestaltung der Düsseldorfer Uni-Mensa verantwortlich waren. Für die Bundesgartenschau, die 1987 in Düsseldorf über die Bühne ging, schuf Jansen die sogenannte Spielburg, die heute allerdings nicht mehr im Originalzustand sei. „Es ist das Los der Architekten, dass irgendwann jemand anders das Gebäude umbaut oder überbaut“, sagt Jansen. Mit den Zeichnungen kann ihm das zum Glück nicht passieren.

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