Meerbusch Schützen: Keine aktive Rolle für Frauen

Meerbusch · Die Mitglieder der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lank-Latum haben sich bei der Jahreshauptversammlung am Wochenende mit großer Mehrheit gegen Frauen in Uniform ausgesprochen.

 Ob Vogelschuss oder Sturm auf die Barrikade – bei vielen Aktivitäten der Bruderschaft spielen Frauen keine aktive Rolle.

Ob Vogelschuss oder Sturm auf die Barrikade – bei vielen Aktivitäten der Bruderschaft spielen Frauen keine aktive Rolle.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Laut Satzung ist die Aufnahme von Frauen in die St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1475 Lank-Latum ausdrücklich vorgesehen. Allerdings: An zahlreichen Aktivitäten der Bruderschaft dürfen die Damen nicht teilnehmen. Lediglich die weiblichen Mitglieder des Musikzugs ziehen in Uniform bei der Parade mit.

Das gefiel Mike Kunze von der Kompanie "Blaue Husaren Schwadron" nicht recht — er nahm zwei Frauen in die vor 50 Jahren gegründete Traditionskompanie auf, darunter auch seine Lebensgefährtin. Die beiden Damen zogen beim vergangenen Schützenfest als kleine Fahnenschwenkergruppe bei der Parade mit.

"Die Blauen Husaren haben ,Ja' gesagt, als die Frauen richtig in der Kompanie mitmachen wollten", sagt Jürgen Santen, 1. Brudermeister der Schützenbruderschaft. So nahm eine der Frauen beim vergangenen Schützenfest auch am Vogelschießen teil, freilich ohne Uniform. Das aber war vielen Mitgliedern der Bruderschaft ein Dorn im Auge. Und auch der Vorstand übte Kritik. "Über die Satzung der Kompanien entscheidet der Gesamtvorstand", erklärt Santen. Heißt im Klartext: ob es gemischte oder gar reine Frauenkompanien in der Bruderschaft gibt, ist nicht Angelegenheit der jeweiligen Kompanie.

Bei der Jahreshauptversammlung der Bruderschaft am Samstagabend im Forum Wasserturm stand das Thema "Frauen in der Bruderschaft — aktive Einbindung ins Regiment?" deshalb auf der Tagesordnung. "Wir wollten uns ein Meinungsbild einholen, wie unsere Mitglieder zu dem Thema stehen", sagt Santen. Bereits vor zehn Jahren wurde die Frage in der Bruderschaft kontrovers diskutiert; damals entschied eine große Mehrheit dagegen. Santen sagt: "Wir können uns dem Zeitgeist nicht verschließen. Irgendwann wird es so weit sein, dass Frauen auch in anderen Rollen in der Bruderschaft zu finden sein werden."

Vielleicht schon in diesem Jahr? Darum ging es jetzt bei der Jahreshauptversammlung. Rund 190 der insgesamt 470 Mitglieder strömten ins Forum Wasserturm. Fragebögen zur Frauenfrage wurden an die Anwesenden ausgegeben, 150 Bögen kamen zurück. Einer war ungültig, 34 waren für eine aktivere Rolle der Frauen, 115 dagegen. Endgültig wird nun der Gesamtvorstand entscheiden.

Santen sagt: "Mich hat das Ergebnis überrascht, ich hatte mit einer knapperen Abstimmung gerechnet." Und jetzt? "Wir müssen uns nun in dem Gremium, in dem wir beschließen können, weiter mit dem Thema beschäftigen", sagt der 1. Brudermeister. "Das ist der Gesamtvorstand." Dem sei nun aber durch das Mitgliedsvotum die Richtung vorgegeben. "Wir können ja nicht gegen die Mehrheitsmeinung unserer Mitglieder entscheiden."

Freilich: Auch Frauen können sich aktiv am Schützenfest beteiligen. "Immer am Sonntagnachmittag des Schützenfestes ziehen zahlreiche Gruppen mit, beispielsweise auch die Radsportfreunde. Und die haben durchaus auch Frauen in ihren Reihen." Und die andere Möglichkeit: der Bundesspielmannszug. In der Traditionskompanie dürfen Frauen in Uniform eine aktive Rolle als Musikantinnen spielen.

(RP/ila)
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