Meerbusch Schützen: "Auflagen sind übertrieben"

Meerbusch · Die Osterather Schützen reagieren mit Entsetzen auf die neuen Auflagen der Stadt, Pferde nur noch mit Begleitpersonen an Umzügen zu erlauben. "Falsch verstandenes Sicherheitsverständnis" bedeute das "Ende der Artillerie"

 Hans-Otto Ziebarth nahm 2012 mit Pferd an der Parade in Osterath teil – nun ist offenbar eine Begleitperson vorgeschrieben.

Hans-Otto Ziebarth nahm 2012 mit Pferd an der Parade in Osterath teil – nun ist offenbar eine Begleitperson vorgeschrieben.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit großem Entsetzen hat die Osterather Artillerie auf die Auflagen der Stadt Meerbusch reagiert, die dazu geführt haben, dass die Lanker Artillerie am vergangenen Wochenende ihre Pferde und Geschütze nicht einsetzen durfte. "Übertriebenes und falsch verstandenes bürokratisches Sicherheitsdenken bedeutet das Ende der Osterather und der Meerbuscher Artillerie", sagt Karl-Josef Sassen, Kommandeur der Artillerie.

 Mit Holzpferden und dem Schriftzug "sachkundige Person" zogen die Lank-Latumer vorige Woche durch den Stadtteil.

Mit Holzpferden und dem Schriftzug "sachkundige Person" zogen die Lank-Latumer vorige Woche durch den Stadtteil.

Foto: Boris Schmidt

Hintergrund: Neue Auflagen des Rhein-Kreises Neuss sehen vor, dass jedes Pferd von einer sachkundigen Person begleitet wird, weil Pferde ein "Gefährdungspotenzial" darstellen. Diese Sachkunde hätten Personen nachweisen können, die eine Reitbeteiligung haben und sich mit Pferden auskennen. Den Lankern gelang es nicht, ausreichend "sachkundige" Personen zu stellen. Feuerwehrleute, die diesen Job übernehmen wollten, wurden von der Stadt nicht akzeptiert. Beim Schützenfest verzichteten die Lanker auf die Pferde und zogen mit Papp-Pferden durch den Stadtteil. Mit von der Partie waren auch Schützen, die die Papp-Pferde mit dem Schild "Sachkundige Person begleiteten."

Von den neuen Auflagen sehen die Osterather, die erst im nächsten Jahr wieder ihren großen Umzug planen, den Ablauf des Schützenfestes bedroht. Über Generationen hinweg fasziniere und verbinde die Mitglieder der Osterather Schützen "die Liebe zu unseren Pferden und Wagen", so Sassen. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Artilleristen seien aktive Reiter und Kutschfahrer. Ein Teil der Jüngsten beginne im Grundschulalter mit dem Reitunterricht. Die Erwachsenen üben regelmäßig mit Kalt- und Warmblütern das Reiten, Gespann- und Kutschfahren. "Nur so war es möglich, 2012 mit 68 Artilleristen, 28 Pferden, drei Geschützen, vier Wagen und der Gulaschkanone am Osterather Schützenfest teilzunehmen. Damit stellen wir einen der Höhepunkte der Umzüge dar", sagt Sassen. Das werde unmöglich, wenn neben jedem Pferd eine sachkundige Person herlaufen müsse. "So viele sachkundige Personen wären kaum zu finden und sind nicht zu bezahlen", sagt Sassen.

Natürlich sei man sich der Risiken bewusst, die von Pferden während eines Schützenumzuges ausgehen. Durch Training, durch schützenfestgeübte Pferde und durch die Begleitung von Mitarbeitern der Verleihställe sei aber für die größtmögliche Sicherheit während der Umzüge gesorgt. Dazu brauche man keine Vorschriften. Unfälle, bei denen Menschen oder Tiere verletzt worden wären, habe es in Osterath über Jahrzehnte hinweg nicht gegeben.

(RP)
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