Meerbusch Schreckenberg: "K9n ist grober Unfug"

Meerbusch · Professor Michael Schreckenberg von der Uni-Duisburg hat ganz besondere Ansichten zum Thema Verkehr in Meerbusch. Er empfiehlt Ampeln mit Gelbphasen und einen Tunnel am Bahnübergang Haus Meer

 Professor Michael Schreckenberg referierte in der Gaststätte Baumeister über das Thema Straßenverkehr. Tempo 30 und einen Kreisverkehr an der Unfallkreuzung in Strümp hält er für keine gute Lösung.

Professor Michael Schreckenberg referierte in der Gaststätte Baumeister über das Thema Straßenverkehr. Tempo 30 und einen Kreisverkehr an der Unfallkreuzung in Strümp hält er für keine gute Lösung.

Foto: Ulli Dackweiler

Michael Schreckenberg ist Physiker. Gut rechnen gehört da zum Handwerkszeug. Der Professor der Universität Duisburg simuliert mit aufwendigen Computermodellen, wie Staus entstehen. Mit seinen Studenten errechnet er, wie sich der Verkehr in den kommenden Jahren auf den deutschen Autobahnen entwickelt wird. Die Quizshow "Wer wird Millionär" baute das von ihm entwickelte "Nagel-Schreckenberg-Modell" in die Spielshow mit ein. Es war die Eine-Million-Euro-Frage. Mit dem Modell gelingt es erstmals, den sogenannten "Stau aus dem Nichts" zu erklären. Was macht so ein — auch international anerkannter — Experte an einem Mittwochabend in der Gaststätte Baumeister in Strümp? Vor mehr als 50 Gästen folgte Schreckenberg einer Einladung der UWG-Fraktion. Auf dem Programm: Schreckenbergs Lieblingsthema Straßenverkehr. Eine Stunde lang eher allgemein, aber durchaus interessant, aber dann wurde es spannend.

Kurz vor der Veranstaltung hat er mit einem Mitarbeiter des Verkehrsministeriums telefoniert. Der hat ihm noch mal versichert, dass die Kreuzung, an der ein elfjähriger Junge von einem Auto angefahren und tödlich verletzt wurde, kein Unfallschwerpunkt ist. "Das war, soweit ich weiß, ein tragischer Unfall weil der Junge bei Rot gegangen ist", sagte Schreckenberg. Aus dem Publikum kommt Protest, das wisse man nicht so genau. Es könne auch sein, dass er bei Grün los gegangen sei.

Rein statistisch gesehen sei eine Ampel immer noch die sicherste Möglichkeit, den Fuß-, Rad- und Autoverkehr an einer Kreuzung zu regeln, so Schreckenberg. Allerdings — es gebe das Problem, dass die Fußgänger auf Rot zulaufen. Nur in Düsseldorf hätten die Fußgängerampeln Gelbphasen. Das sei eigentlich ein Pilotprojekt, das seit Jahrzehnten in der Landeshauptstadt laufe. Offiziell vom Gesetzgeber genehmigt seien die Fußgängerampeln mit Gelbphase nie. Mehrere Zuschauer meldeten sich zur umstrittenen Kreuzung zu Wort. Sie selbst hätten gute Erfahrungen mit Kreisverkehren gemacht. Der Autofahrer sei so schon lange vorher gezwungen, abzubremsen und sich auf die Situation einzustellen.

Schreckenberg warnte: "Ein Kreisverkehr ist immer viel gefährlicher als eine Ampel. Vor allem, wenn zu den Stoßzeiten größere Mengen an Fuß- und Radfahrern hinzukommen." Ein Kreisverkehr sei "das Schlimmste, was man machen kann." Gerade vor dem Hintergrund, das ein Gymnasium mit vielen Schülern in der Nähe sei, warnte er vor dem Einrichten eines Kreisverkehrs. Es gebe zu viele Begnungspunkte zwischen Rad- und Autofahrern. In Düsseldorf Wittlaer habe er erst jüngst erlebt, dass ein Kreisverkehr wieder in eine Kreuzung umgebaut wurde. Ebenfalls für wenig zielführend hielt Schreckenberg den Vorschlag, an der Unfallkreuzung gelbe, blinkende Warnlichter anzubringen, um Schüler zusätzlich vor dem Verkehr zu warnen. "Das sollte alles einheitlich geregelt sein, man darf Schüler auch nicht für blöd halten". Mehr Verkehrserziehung in Schulen befürwortet er allerdings. Tempo 30 — wie vom Bürgerverein gefordert, gehört ebenfalls nicht zu den Maßnahmen, die Schreckenberg bevorzugt, die Autofahrer seien so "unaufmerksamer".

Überhaupt nicht einverstanden ist er mit dem Vorhaben, an die Kreuzung die K9n in Richtung Bovert anzuschließen. "Auf die K9n kann man verzichten", sagte Schreckenberg. Er plädierte dafür, das Geld zu sparen und für eine Untertunnelung des Bahnübergangs in Höhe Haus Meer auszugeben.

(RP)
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