Meerbusch Schildkröten als Frühlingsboten

Düsseldorf · Mit ihrer Schildkrötenstation kümmern sich Dirk Nowak und Roksana Kaszta in Bösinghoven um die Aufzucht seltener Arten der Reptilien. Die essen besonders gerne Regenwürmer.

bösinghoven Ein Gewächshaus am Rand von Bösinghoven: Die Frühjahrssonne heizt das Innere schon auf bis zu 30 Grad auf. Die Wärme kommt allerdings nicht Tomaten und Gurken zugute, sondern Schildkröten, die sich in mehreren Aquarien tummeln. Auch für die gut 25 Zentimeter lange, 40 Jahre alte Griechische Landschildkröte auf dem Boden hat der Frühling schon begonnen. In der kalten Jahreszeit vergraben sich die an Europas Mittelmeerküsten vorkommenden Tiere in Erde und Laub und verfallen in Winterstarre. Auch in der Privaten Schildkrötenstation Meerbusch haben die Reptilien diese Möglichkeit (andere Arten überwintern im Kühlschrank). Aber die ersten sonnigen Tage haben die Land- und Wasserschildkröten geweckt, und jetzt machen die Tiere die ersten Schritte im neuen Jahr.

Betreiber der privaten Station zum Erhalt und zur Zucht seltener Schildkrötenarten sind Dirk Nowak und seine Verlobte Roksana Kaszta (die in wenigen Wochen heiraten). Auf dem 1400 Quadratmeter großen Grundstück stehen zurzeit zwei Gewächshäuser, es gibt vier artgerechte Bassins und einen Wintergarten: reichlich Platz für rund 50 Land-, Wasser- und Sumpfschildkröten aus 14 Arten. Exemplare wie die Griechische Landschildkröte können im Sommer frei auf dem ummauerten Gelände herumlaufen – und gedeihen prächtig.

Besonders bemühen sich die beiden um die Nachzucht bedrohter Arten, etwa der in Nordamerika heimischen, streng geschützten Moorschildkröte. Wenn diese Tiere überhaupt Nachwuchs bekommen, legen die Weibchen nur zwei bis drei Eier pro Jahr. Die geschützten Exemplare unterliegen der Meldepflicht, zu allen gibt es Unterlagen, inklusive Fotografien des Bauchpanzers, der ähnlich einzigartig ist, wie ein menschlicher Fingerabdruck.

Nowak (heute 35) hält Schildkröten, seit er 14 ist. "Sie sind einfach klasse. Es ist interessant Schlüpflinge großzuziehen, und zu sehen, wie sie sich entwickeln." Gemeinsam besucht das Paar Fortbildungen und Kongresse, die Mitglieder der Vivaristischen Vereinigung sind in Kontakt mit Schildkröten-Experten aus der ganzen Republik. Außerdem haben sie eine informative Internetseite gestaltet. Besonders aufwendig an ihrem Hobby ist die Futterbeschaffung. Statt Fertigfutter aus der Dose bekommen die Wasserschildkröten Stücke von Forellen, Hähnchenbrust und Musen. "Besonders gut zur Aufzucht eigneten sich Regenwürmer", sagt Krankenschwester Roksana Kaszta (27). Im Schuppen steht ein Behälter voller Erde mit mehreren hundert Exemplaren des Babyschildkröten-Lieblingsfutters.

Nowak beklagt, dass es mit dem Wissen um die Tiere bei einigen Haltern nicht weit her sei. Immer wieder würden Tiere in Teichen ausgesetzt, weil die Besitzer vom Wachstum der Reptilien überrascht seien: "Am besten wendet man sich in einem solchen Fall an Marianne Dahmen von der Schildkrötenhilfe Neuss". Verkauft werden die in Bösinghoven gezüchteten Tiere nicht, unterstreicht Nowak, der als Chemikant in Uerdingen arbeitet. Er verweist auf Frau Dahmen, die ab Mai ein neues Zuhause fr 50 größere Wasserschildkröten suche. Pläne haben die beiden einige: Ein weiteres der Gewächshäuser soll Schildkröten aufnehmen – und einige neue Teiche wären auch noch möglich.

(RP)
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