Meerbusch Samstags will keiner zur Schule

Düsseldorf · Für den Vorstoß von Ministerin Barbara Sommer, den Samstag wieder als Unterrichtstag einzuführen, gibt es in Meerbusch keinen Beifall. Statt zusätzlicher Pflichtstunden fällt Unterricht aus.

 Immer mehr Schüler stehen unter Leistungsdruck - schon in der Grundschule.

Immer mehr Schüler stehen unter Leistungsdruck - schon in der Grundschule.

Foto: AP, AP

Als eine Idee von Bürokraten in den Amtsstuben sehen Meerbuscher Schulleiter den Vorstoß der Landesministerin Barbara Sommer (CDU), den Samstag wieder als Unterrichtstag einzuführen. Theorie, die nichts mit der Praxis zu tun habe, schallt es aus den Reihen der Meerbuscher Pädagogen. So seien zwar laut Stundentafel mehr Pflichtstunden festgelegt, aber es fehlten hier und da Lehrer, um die Stunden zu geben — zum Beispiel in der Städtischen Realschule in Osterath. "Hier herrscht Lehrernotstand. Wir geben sogar nur verkürzten Unterricht", informiert die zweite Konrektorin Marlies Diete. Es bestehe also überhaupt kein Anlass, auf den Samstag auszuweichen.

Mehr Pflichtstunden — je nach Schulform zehn bis 14 Wochenstunden — und die Verkürzung von 13 auf zwölf Schuljahre an Gymnasien sind für die Ministerin Grund, den Schulen in Übereinstimmung mit den Schulträger zu gestatten, auch samstags zu unterrichten.

Keine Notwendigkeit

"Ich sehe dafür im Moment überhaupt keine Notwendigkeit", sagt Jörg Winterwerb, Direktor am Städtischen Mataré-Gymnasium in Büderich. Seine Einrichtung sei seit 1973 eine Ganztagsschule und von der Infrastruktur bestens geeignet, um das Pensum an den fünf Tagen zu schaffen. "Wir haben ausreichend Räume, und auch die Frage des Essens ist geklärt."

Gerade erst sei im Städtischen Meerbusch-Gymnasium das Schulcafé eröffnet worden, und darüber hinaus gebe es in seinem Haus in Strümp "genügend" Räume, um den Schulbetrieb an fünf Tagen zu organisieren. Auch ihm fehlten Pädagogen. Gerade sei ein Lehrer nach längerer Krankheit gestorben, schildert Schuldirektor Ulrich Keussen.

Gleich zwei Pädagogen gingen an ihrer Einrichtung in Pension. Und es sei ihr schon jetzt signalisiert worden, dass sie für das Fach technisches Werken keinen Ersatz bekomme, berichtet Ulrike Attenberger, Leiterin der Städtischen Gemeinschaftshauptschule in Osterath. Sie hat Sorge, dass aus der "Kann-Regelung" schnell eine "Muss-Regelung" wird. "Das wäre unsozial", meint sie. Der Samstag sei ein Tag für die Familien und diene sowohl Lehrern als auch Schülern der Erholung.

Zeit zum Ausspannen

Hauptschullehrer Uli Luciano aus Lank-Latum bestätigt das. "Die Kinder brauchen Zeit, um auszuspannen. Es fällt auf, dass sie sich immer schwieriger konzentrieren können", sagt er. Luciano befürchtet, dass diese Aufmerksamkeitsdefizite noch zunehmen, wenn die Zeitspanne der Erholung für die Jugendlichen kleiner werde. Außerdem sei der Samstag ein Tag, an dem viele ihren sportlichen Hobbys nachgehen und dem Bewegungsmangel entgegen wirken sowie in Mannschaften soziales Verhalten lernten.

Auch Klaus Heesen, Leiter des städtischen Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich, sieht für Samstags-Unterricht keinen Bedarf.

(RP)
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