Meerbusch Rückzieher am Runden Tisch

Meerbusch · Die Langst-Kiersterin Brigitte Zellmer bekam vom städtischen Behindertenbeauftragten trotz entsprechender Signale aus der Politik keine Einladung für den Runden Tisch zum Thema "barrierefreies Meerbusch".

Das Klima scheint vergiftet. Brigitte Zellmer, Fachfrau in Behindertenangelegenheiten und bei größeren Strecken selbst auf den Rollstuhl angewiesen, hat keine Einladung für den Runden Tisch zum Thema "barrierefreies Meerbusch" bekommen. Und das war kein Versehen wie etwa CDU-Sozialexperte Jörg Wartchow gestern noch vermutete.

"Die Stadt sieht keine Notwendigkeit, jetzt schon Bürger ins Boot zu holen", sagte Verwaltungssprecher Michael Gorgs gestern auf RP-Anfrage. Später werde sicher auch einmal Frau Zellmer mit ihren Problemen gehört werden, ergänzte er. Überhaupt keine Berührungspunkte sieht der offizielle Meerbuscher Behinderenbeauftragte Dr. Lothar Chaillié zwischen dem Runden Tisch und Brigitte Zellmer. Schließlich sei sie nicht ordnungsgemäß gewählt worden. Dennoch wäre es schön, wenn sie ihr Wissen zur Verfügung stellen würde. "Wenn ich es für nötig halte, werde ich sie zum Runden Tisch einladen", sagte Chaillié gestern im RP-Gespräch. Er sei sich mit ihr im Übrigen einig, dass Streit zwischen Behinderten der Zielsetzung nicht förderlich sei.

Gleichwohl geht der öffentliche Zwist zwischen Zellmer und dem Mediziner aus Lank-Latum offenbar in die nächste Runde. Die Langst-Kiersterin sah in dem Behindertenbeauftragten schnell ein Feigenblatt für die Kommunalpolitik. Seit seiner Wahl Ende des vergangenen Jahres sei nichts passiert, kritisierte Zellmer schon vor Monaten. Chaillié konterte und warf der Organisatorin von Reisen für Behinderte und Autorin von Fachbeiträgen Profilierungssucht vor.

Miteinander reden, nicht übereinander reden — nach dieser Devise versuchte Hans-Günter Focken (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses, zu verfahren und berichtete in einem RP-Interview im Sommer, er habe dem Behindertenbeauftragten vorgeschlagen, auch Frau Zellmer zu dem Runden Tisch einzuladen. Schließlich habe sie mit ihrer Kritik "in vielen Punkten im Grunde Recht". Ergebnis: Brigitte Zellmer hat für die konstituierende Sitzung am 12. Oktober im Verwaltungsgebäude am Bommershöfer Weg in Osterath keine Einladung bekommen. "Ich finde das alles schon sehr eigenartig", sagt sie. Sie habe fest mit einer Bitte um Teilnahme gerechnet, zumal entsprechende Signale von Vertretern mehrerer Fraktionen bei ihr eingegangen seien.

In einer Informationsvorlage für den Sozialausschuss der Stadt heißt es, Chaillié sei gebeten worden, zu einer ersten Sitzung des "Runden Tischs nach dem Berliner Modell" einzuladen. Dabei sollen die Kollegen aus Neuss von ihren Erfahrungen bei ihrem Projekt "Stadt Neuss barrierefrei" vor Politikern und Abgesandten der in Meerbusch tätigen Wohlfahrtsverbände berichten. "Der runde Tisch nach dem Berliner Modell soll ganz klar betroffene Bürger beteiligen. Seit einiger Zeit spricht alles von Inklusion, aber hier scheinen Menschen mit Behinderung bewusst ausgegrenzt zu werden", urteilt Zellmer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort