Meerbusch RP-Kulturredakteure: Große Denker im Porträt

Meerbusch · Wozu überhaupt Philosophen? Hat Philosophie einen Nutzen? Löst sie Probleme? RP-Kulturredakteur Dr. Bertram Müller warf im Buch- und Kunstkabinett Mönter gleich zu Anfang eine Reihe von Fragen auf.

Die Beschäftigung mit den grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz hat auch in der Zeit von You-tube-Videos und Casting-Shows ihre Faszination nicht verloren: Gut hundert Zuhörer waren zur Vorstellung des Sammelbands "Philosophen. Deutschsprachige Denker in Einzelporträts" nach Osterath gekommen.

Das Buch ist eine Erweiterung der RP-Serie "Deutschlands wichtigste Philosophen". Herausgeber Bertram Müller und sein hochkarätiges Team bringen den Lesern 27 deutschsprachige Philosophen näher. Müller zur Seite standen in Osterath die RP-Kulturredakteure Dr. Dorothee Krings, Dr. Wolfram Goertz, Dr. Lothar Schröder und Philipp Holstein, frischgebackener Literatur-Förderpreisträger der Landeshauptstadt. Das Publikum bekam eine Tour d'Horizon der Entwicklung der Philosophie geboten, die sich über einen Zeitraum von rund 300 Jahren erstreckte. Tiefschürfend und doch kurzweilig. Jeder las einen eigenen Text.

Wolfram Goertz beschäftigte sich mit Gottfried Wilhelm Leibniz und überlegte, welche Funktionen das universale Multitalent heute wohl haben würde. Denkbar wären etwa Berater von Papst und Kanzlerin, Jura- und Philosophie-Professor, U-Boot- und Kernforschungsexperte. Und Erfinder von Wikipedia.

Bertram Müller wendete sich Immanuel Kant zu, dem "klaren Geist von Königsberg", und beleuchtete auch das Privatleben des Erfinders des Kategorischen Imperativs. Zeitgenossen witzelten bereits, dass man die Uhr nach Kants Nachmittagsspaziergang stellen könnte.

Dorothee Krings nahm sich Karl Marx, der weit mehr als nur Ökonomiekritiker war, und dessen Kapitalismusanalyse vor. Ihr Fazit: Marx' Fragen an den Kapitalismus haben sich nicht erledigt, "sondern bekommen gerade vor dem Hintergrund von Globalisierung, Umweltzerstörung und aktuellen Krisen neue Dringlichkeit".

Philipp Holstein schilderte Leben und Ideenwelt von Walter Benjamin, der 1940 auf der Flucht vor den Nazis im französischen Exil den Freitod wählte – und brachte den Zuhörern dessen Figur des "Engels der Geschichte" näher.

Mit dem Beitrag von Lothar Schröder zu Peter Sloterdijk kam die Runde in der Gegenwart und wieder bei den Ausgangsfragen an, wie Philosophie sich konkret auswirken kann. Schröder: "Sloterdijk dürfte der einzige Philosoph auf Erden sein, der die Menschen mit konkreten Anregungen zu einer Steuerreform bedachte." Nach Lesung und kurzer Fragerunde stiegen die Referenten in Einzelgespräche mit den Zuhörern ein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort