Meerbusch Rotary-Club nimmt erstmals Frauen auf

Meerbusch · Eine der letzten Männerbastionen in Meerbusch ist gefallen: Nach knapp 40 Jahren entschied jetzt die Versammlung des Rotary-Clubs Meerbusch, dass ab sofort auch Frauen aufgenommen werden können

Fast 40 Jahre lang war der Rotary Club Meerbusch eine reine Männerdomäne. Seit der Gründung am 6. Juni 1973 galt: Die Mitglieder dürfen unterschiedliche politische Ansichten haben, können verschiedenen Religionen angehören, sollen möglichst unterschiedliche Berufe ausüben. Ein Kriterium aber mussten alle Mitglieder erfüllen: Sie mussten Männer sein. Rotarierinnen bei den üblicherweise wöchentlichen Treffen im Clublokal, bei denen stets Vorträge zu aktuellen Themen oder aus dem speziellen Berufsumfeld eines Mitglieds zu hören sind, waren unvorstellbar.

Damit ist es jetzt vorbei. Bei ihrer jüngsten Clubversammlung beschlossen die mehr als 50 Mitglieder des Rotary-Clubs Meerbusch, ab sofort auch Frauen aufzunehmen. "Mit seinem Schritt trägt der Rotary-Club Meerbusch der zunehmenden Bedeutung von Frauen im Berufsleben Rechnung", heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Denn die berufliche Vielfalt in ihren eigenen Reihen ist den Rotariern sehr wichtig. Allerdings gilt die Grundregel weiterhin: Man wird gefragt, ob man bei Rotary Mitglied werden möchte. Niemand beantragt die Mitgliedschaft selbst; auch kein Mann.

Rotary-Clubs gibt es auf der ganzen Welt. Den ersten gründete der Rechtsanwalt Paul Harris 1905 in Chicago — zusammen mit drei Freunden, dem Kohlenhändler Sylvester Schiele, dem deutsch-amerikanischen Bergbauingenieur und Freimaurer Gustav Löhr sowie dem Konfektionär Hiram Shorey. Mit dem Zusammenschluss soll Harris das Ziel verfolgt haben, in der Großstadt eine ähnlich stabile und vielseitige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte. Jeder sollte entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützen. Der heute noch befolgte Grundsatz einer "Gemeinschaft von Berufsleuten" galt von Anfang an.

Die Geschichte von Rotary ist eng mit der Geschichte der Vereinten Nationen verbunden: Im Jahr 1945 beteiligten sich 49 Rotarier an der Erarbeitung der Charta der Vereinten Nationen, die Unesco wurde auf Grundlage einer Rotary-Konferenz gegründet, und noch heute ist Rotary International als nichtstaatliche Organisation bei den Vereinten Nationen offizieller Beobachter.

Doch während sich die Vereinten Nationen für Gleichberechtigung aussprechen, blieben die Rotarier in dieser Frage hart. Bis zum 4. Mai 1987. Mehr als zehn Jahre hatten Frauen und auch Männer in den USA gegen Rotary International geklagt, die Entscheidung fiel schließlich am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten: Niemand darf aufgrund seines Geschlechtes von einer Mitgliedschaft bei Rotary ausgeschlossen werden. Allerdings galt die Entscheidung nur für die USA. Als 1988 auch ein kanadisches Gerichtsurteil den Frauen Recht gab, entschied der gesetzgebende Rat von Rotary International, die Bestimmung in der Vereinsverfassung zu streichen, die eine Mitgliedschaft in Rotary Clubs allein Männern vorbehält.

Ein Jahr später gab es bereits 20 000 Frauen in den Rotary Chaptern von 30 Ländern. Und der ehemalige Weltpräsident von Rotary International, Samuel Green, erklärte: "Frauen sind der größte Wachstumsimpuls von Rotary seit 1912. Sie bereichern uns durch ihren Enthusiasmus, ihr Engagement und ihre Ideen ganz enorm."

In Düsseldorf gründete sich vor zehn Jahren der erste Rotary-Club, der auch Frauen aufnahm. "Wir mussten einige Widerstände überwinden, erfuhren aber auch wertvolle Hilfe durch den seinerzeitigen Distrikt-Governor Richard Selbach sowie durch US-Generalkonsul Daniel Harris und unseren Gründungsbeauftragten Bolo Mayweg", erinnert sich Mitgründerin Barbara Clemens-Lampe. Sie erinnert sich noch gut: "Es gab Vorbehalte nicht nur von männlicher Seite — einige Damen, die wertvolle Arbeit im Inner Wheel, der Initiative rotarischer Ehefrauen, leisteten, fürchteten um ihre Aufgaben.

(RP/ac)
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