Meerbusch Rekord: 100 Einbürgerungen in einem Jahr

Meerbusch · Im vergangenen Jahr erhielten Meerbuscher aus 40 Nationen ihren deutschen Pass. Wir stellen fünf von ihnen näher vor

Hundert Einbürgerungen innerhalb eines Jahres - das ist in Meerbusch eine Premiere, die Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage am Donnerstag während der Einbürgerungsfeier in der Lanker Teloy-Mühle verkündete. Im vergangenen Jahr hat die Stadt Meerbusch Menschen aus knapp 40 Nationen eingebürgert. Vier von ihnen überreichte Mielke-Westerlage während der Feier ihre Einbürgerungsurkunden, die anderen neu eingebürgerten Meerbuscher hatten ihre Urkunden bereits in den vergangenen Monaten erhalten.

In ihrer Rede stellte die Bürgermeisterin fest: "Einbürgerung findet nicht nur auf dem Papier statt." Die strahlenden Gesichter und stolzen Blicke der Anwesenden bestätigten diese Aussage. "Ab sofort sind sie keine Gäste mehr in diesem Land", sagte Mielke-Westerlage und rief die Eingebürgerten zur Mitarbeit, insbesondere im politischen Bereich, auf: "Werden Sie aktiver Teil unserer Gesellschaft!"

Die Landessprache beherrschen, die Grundzüge der Landesgeschichte kennen und sich klar zu unserer Gesellschafts- und Rechtsordnung bekennen - das sind laut Mielke-Westerlage drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Roman Ivanov hat es geschafft. Er kommt ursprünglich aus Kirgisistan. Was ihn nach Deutschland verschlagen hat? "Die Suche nach einem besseren Leben", sagt er. Als jüdischer Flüchtling kam er 2002 ohne Deutschkenntnisse gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Deutschland, zunächst in ein Aufnahmelager in der Nähe von Hamburg, dann wenige Tage später nach Mecklenburg-Vorpommern.

Danach zog die Familie nach Rostock, später nach Neuss und Meerbusch. Mittlerweile arbeitet Ivanov bei der Polizei in Köln. Ihn stellte die deutsche Sprache anfangs vor Probleme - genau wie Elena Friedrich. "Als ich nach Deutschland kam, konnte ich eigentlich nur 'Guten Tag' sagen", erzählt Friedrich. In ihrem Heimatland Rumänien arbeitete sie in einem Hotel, wo sie ihren späteren Ehemann, einen Deutschen, kennenlernte. Mit ihm kam sie 2005 nach Meerbusch. "Deutsch habe ich dann durch Zeitung und Fernsehen gelernt", erzählt Friedrich. Davor war es mit der deutschen Sprache aber nicht ganz so einfach: Versehentlich meldete sie sich damals bei einem Alphabetisierungskurs an, "aber der hat auch etwas gebracht", meint sie augenzwinkernd. Auf die Prüfungen hat sie sich selbstständig vorbereitet - mit Erfolg: "Im Einbürgerungstest hatte ich 33 von 33 Punkten", erzählt Friedrich stolz und fügt hinzu: "Ich bin hier so glücklich und zufrieden."

Nagham Darios gelangte aus dem Irak durch eine Familienzusammenführung nach Meerbusch und machte dort eine vollkommen neue Erfahrung: "Als Christin wurde ich im Irak verfolgt, Christen sind dort eine Minderheit - sie haben nicht alle Rechte, dürfen zum Beispiel nicht in allen Bereichen arbeiten und nicht alles sagen", erzählt sie, "aber hier habe ich als Christin alle Freiheiten". Im Moment versucht sie, wieder als medizinisch-technischer Laborantin arbeiten zu können. Für diesen Beruf ist sie im Irak ausgebildet worden. Der erste Schritt zu ihrem ursprünglichen Beruf liegt bereits hinter ihr: Wie Mielke-Westerlage verkündete, hat Darios es geschafft, sich ihr Studium aus dem Heimatland anerkennen zu lassen. "Jetzt muss ich mit meiner Sprache noch auf ein höheres Niveau kommen", so Darios.

Elena Jabs kommt ursprünglich aus Russland, zog jedoch schon zum Studium nach Deutschland. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Düsseldorf - da war Meerbusch nicht weit. Auf den Einbürgerungstest hat sie sich alleine vorbereitet: "Ich habe mir alle Unterlagen geholt, die ich bekommen konnte", erzählt sie.

Auch Despina Kassapi-Hacker kam wegen des Pharmazie-Studiums aus ihrem Heimatland Zypern nach Deutschland. Mittlerweile betreibt sie mit ihrem Mann eine Apotheke in Krefeld. "Das war damals aufregend, nach Deutschland zu kommen, ganz alleine", erinnert sie sich. Die deutsche Sprache lernte sie in einem Goethe-Institut in Bayern. Doch das ist lange her - Kassapi-Hacker lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Sie ist Mutter von Drillingen und hat sich jetzt, auch mit der Unterstützung ihrer Familie, dazu entschlossen, den Schritt zur deutschen Staatsbürgerschaft zu gehen. "Das zu schaffen, das war mein fester Wunsch", erzählt sie, "vorher war ich integriert, jetzt bin ich voll integriert."

(RP)
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