Silberner Meisterbrief für Reinhard Neunzig Nachhaltig produzieren mit Holz

Tischlermeister Reinhard Neunzig betreibt seit 25 Jahren seine Schreinerei in Osterath – und setzt aufs Reparieren.

 Reinhard Neunzig arbeitet vor allem mit Kunden aus Meerbusch, die meisten von ihnen wirbt er durch Mund-zu-Mund-Propaganda.

Reinhard Neunzig arbeitet vor allem mit Kunden aus Meerbusch, die meisten von ihnen wirbt er durch Mund-zu-Mund-Propaganda.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wenn Reinhard Neunzig durch Meerbusch läuft, trifft er immer wieder auf Gebäude, die seine Handschrift tragen. Fensterläden und Türen bei Corall, die runde Theke bei Nauen und der Eingangsbereich bei Dr. Kruse sind in der Werkstatt des 50-jährigen Tischlermeisters entstanden, der vor Kurzem den Silbernen Meisterbrief der Handwerkskammer erhielt – vor 25 Jahren war also seine Meisterprüfung.

Der in Osterath geborene Schreiner ist ein Allrounder, der seinen Umsatz besonders in Meerbusch (80 Prozent) mit Sonderanfertigungen und Sanierungen macht. Seine Kunden wirbt er vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Einzelne Werkstücke für den Innenausbau und Fenster sowie Reparaturen, besonders bei Rollläden, sind seine Stärken. In dem Betrieb, der seit zehn Jahren an der Breite Straße liegt, beschäftigt der Meister zwei Gesellinnen und drei Auszubildende. Auch davon ist eine weiblich. „Ich habe von Anfang an ausgebildet“, unterstreicht Neunzig, der selbst bei der Osterather Bauschreinerei Seidel gelernt hat.

In seiner Werkstatt, die von dicken silbernen Abluftrohren durchzogen ist, wird gesägt und gefräst, geleimt und gefalzt. Sein wichtigstes Material sind auch heute noch Holz und Holzwerkstoffe. Außerdem werden Aluminium und Kunststoff verwendet. Man merkt dem Tischlermeister an, dass er ein Handwerker von altem Schrot und Korn ist. Pläne zeichnet er gerne auf dem alten Zeichenbrett, das er von der Firma Hölsig, die auf dem Gelände der ehemaligen Seilerei ansässig war, gerettet hat. Von zu viel Digitalem hält er wenig. Auch seine Lehrlinge sollen lieber händisch zeichnen, als sich von den Anforderungen des Computers ablenken zu lassen. Den er natürlich auch besitzt, um Angebote und Rechnungen zu schreiben.

Mit Liebe zum Detail stellt der Tischlermeister Sonderanfertigungen auch für knifflige Ecken her. „In Krefeld sollte ich eine neue Tür für ein altes Stadthaus aus der Gründerzeit fertigen“, erzählt er. Die Vorbesitzer hatten eine moderne Tür eingesetzt, die überhaupt nicht zum Ambiente passte. Neunzig sah sich in der Umgebung um und schlug eine zweiflügelige Tür vor, die sich allerdings wegen ihrer geringen Breite nicht in der Mitte, sondern nur im Ganzen öffnen lässt. So können auch Kinderwagen und Rollatoren durchkommen. Spannend sei es auch bei den Kirchturmsanierungen in Osterath und Lank-Latum zugegangen.

 Blick auf Absaugrohre und Schleifbänder in der Schreinerei

Blick auf Absaugrohre und Schleifbänder in der Schreinerei

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dort habe der Meister in den Glockenstuben während der Baumaßnahme Holzverschläge zum Schutz angebracht und von oben ganz neue Ausblicke über die Meerbuscher Landmarken erhalten. Nicht alle Aufträge sind so spektakulär. Der Tischler leimt auch alte Stühle und repariert beschädigte Fensterrahmen. „Mängelbeseitigung will heute niemand mehr machen“, sagt er. Das sei eine Nische, die er gerne besetze. Reparieren statt neu machen sei seine Devise. „Wir versuchen CO2-neutral zu sein“, sagt er. Daher macht sein Betrieb aus Holzabfällen Heizmaterial (Pellets), mit dem die Werkstatt beheizt wird. Oder auch Holzfurniere, die er in seiner Werkstatt weiterverwendet. Expandieren will der überzeugte Meerbuscher nicht. Feuerwehr, Schützen und Kegelclub geben ihm die notwendige Bodenhaftung.

„Heute wird es mir sicher nicht mehr passieren, dass ich auf einer Rechnung von 8000 Mark sitzen bleibe“, sagt er. Er bearbeite nur Aufträge, von denen er den festen Eindruck hat, dass sie seriös seien. Oder gegen Vorkasse.

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