Meerbusch RE 10: Bürger machen ihrem Ärger Luft

Meerbusch · Bei einem Bürgertreff kritisierten Fahrgäste des Niers-Express jetzt übervolle Züge, Verspätungen und Zugausfälle. Die Nord-West-Bahn kündigte eine Millionen-Investition in ihre Werkstatt-Kapazitäten an

 Viele Bürger nahmen die Gelegenheit wahr und diskutierten mit Fachleuten über die Probleme der Bahn.

Viele Bürger nahmen die Gelegenheit wahr und diskutierten mit Fachleuten über die Probleme der Bahn.

Foto: wolfgang kaiser

Es soll alles besser werden – das ist kurz gefasst das Fazit eines Bürgergesprächs zum viel kritisierten Regionalexpress RE 10 mit Verantwortlichen vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Nordwest-Bahn und der Netz-Agentur der Deutschen Bahn AG. Rund 70 Passagiere und Pendler, auch aus Meerbusch, Kleve, Krefeld oder Grefrath erschienen im Kempener Ratssaal und machten ihrem Ärger über Zugausfälle, überfüllte Waggons oder veralterte Technik gehörig Luft.

 Für viele Fahrgäste der Stein des Anstoßes: der Regionalexpress, der zwischen Kleve und Düsseldorf verkehrt – und auch in Osterath hält. Oft sei er zu spät, in Stoßzeiten gehe es viel zu eng zu. Besserung sei in Sicht, hieß es.

Für viele Fahrgäste der Stein des Anstoßes: der Regionalexpress, der zwischen Kleve und Düsseldorf verkehrt – und auch in Osterath hält. Oft sei er zu spät, in Stoßzeiten gehe es viel zu eng zu. Besserung sei in Sicht, hieß es.

Foto: kau

Trotzdem war es eine gute, informative und sachliche Gesprächsrunde, die Kempens Bürgermeister Volker Rübo leitete und die auch von den Unternehmen hochkarätig besetzt wurde. So war VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann gekommen sowie Prokurist Hark Neumann und Nordwest-Bahn-Geschäftsführer Hans-Rüdiger Fritz. Die Netz-Agentur hatte ihre Leiter von Produktion und Fahrplan, Michael Käufer und Herbert Dopstadt, nach Kempen geschickt.

Eingangs sagte Rübo, dass ein gut funktionierender ÖPNV ein wichtiger Standortfaktor sei. In Meerbusch gibt es laut Statistischem Landesamt NRW rund 11 100 Arbeitsplätze, auf denen Einwohnern benachbarter Städte arbeiten. Umgekehrt pendeln mehr als 17 000 Meerbuscher täglich zu ihrem Arbeitsplatz im Umland. Viele nutzen dabei auch den Niers-Express RE 10.

Für den VRR führte Husmann aus, dass man im Laufe der Zeit bei den Zügen nachgesteuert habe, sodass die gesamt Sitzplatz-Kapazität in der Hauptverkehrszeit von 2055 Plätzen auf jetzt 2312 gestiegen sei. Einen Anspruch auf einen Sitzplatz gebe es aber nicht. Husmann erklärte, ihm sei sehr wohl bewusst, dass es in der Vergangenheit bei der Nord-West-Bahn zu erheblichen Problemen gekommen ist, betreffend fehlende Waggons oder übervolle Züge. "Es darf nicht sein, dass, wenn alle Züge fahren, sich auf Teilstrecken die Passagiere wie in einer Sardinenbüchse fühlen", erklärte er. Für die Nord-West-Bahn sah deren Geschäftsführer Fritz durchaus Handlungsbedarf. Trotz relativ guter Gesamtquoten, was Pünktlichkeit und die erforderliche Anhängung angehe, sei noch einiges noch verbesserungswürdig. Fritz sprach davon, dass sein Unternehmen alsbald die Werkstatt-Kapazität ausweiten und für rund eine Millionen Euro ein zusätzliches Werkstatt-Gleis errichten werde. Zur gewünschten besseren Infrastruktur nahm Michael Käufer von der Netz-Agentur Stellung. Auch er sprach von einer alten Technik, von einem hohen Aufwand bei der Entstörung und nannte ferner einige Ausfälle von Mitarbeitern, die für so manche Panne gesorgt hätten. "Dennoch: Wir haben kein Besetzungsproblem." Allerdings könnten Effizienz und Effektivität verbessert werden. Daran arbeite man, wolle auch einige Anlage erneuern, aber das gehe nicht von heute auf morgen.

Herbert Dopstadt von der Netz AG ergänzte, dass aufgrund des geringen Puffers Fahrpläne nicht verschoben werden könnten. Die Unternehmen sicherten zu, künftig stärker zusammen zu arbeiten und an Verbesserungen intensiv zu arbeiten.

Gewünscht wurden aus Reihe der Fahrgäste noch: mehr Haltevorrichtungen für die stehenden Passagiere, mehr Platz für das Reisegepäck oder aber auch aktuelle Fahrgastzählungen. Unter den vielen Zuhörern, die sich aktiv an der Gesprächsrunde beteiligten, war auch eine 40-jährige Grefratherin, die einen Werbeartikel mitbrachte: ein Ausstechförmchen mit dem Zettel "Wir stechen jeden aus", das ihr Vertreter der Nord-West-Bahn 2009 bei ihrem Werbefeldzug überreicht hatten. Kommentar der Dame: "Eigentlich wollte ich Ihnen das Förmchen wegen der Nichteinhaltung Ihres Versprechen wieder zurückgeben." Auch sie, die in Düsseldorf arbeitet, war von den vielen Verspätungen der Züge betroffen: "Wenn ich nicht Gleitzeit hätte, wäre ich meinen Job schon längst los." Dies war mehrere Male zu hören.

So meinte ein 19-Jähriger aus Kempen, der ein Berufskolleg in Krefeld besucht, dass er aufgrund der vielen Verspätungen im Schuljahr 2012/13 über 50 Fehlstunden gehabt habe: "Wenn das noch mal passiert, schmeißen die mich von der Schule."

(RP)
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