Meerbusch Psychisch Kranke fehlen lange

Düsseldorf · Die Zahl der Fehltage in der Meerbuscher Stadtverwaltung ist im vergangenen Jahr gestiegen. Durchschnittlich fehlte jeder Mitarbeiter an 14,54 Tagen, das kostet den Steuerzahler rund eine Million Euro.

Der Krankenstand in der Stadtverwaltung sei "erschreckend" hoch, kommentierte Wolfgang Müller (Zentrum) den Bericht des Personalchefs Jürgen Wirtz im Haupt- und Finanzausschuss in Büderich. 14,54 Tage fehlte jeder der 668 Meerbuscher Kommunalbediensteten durchschnittlich im vergangenen Jahr aus Krankheitsgründen. Das entspricht 9716 Fehltagen – Mutterschutz, Kuren, Freie Tage von Alleinerziehenden zur Betreuung ihrer kranken Kinder nicht eingerechnet.

Müller bemängelte das Fehlen von Vergleichszahlen aus der privaten Wirtschaft. Und Franz-Josef Radmacher hätte gerne die Statistik vergleichbarer Städte ausgehändigt bekommen. Natürlich seien die Fehlzeiten hoch, daran müssten sie noch arbeiten, erklärte Wirtz.

Dabei beobachtet der Personalexperte ähnliche Entwicklungen wie die Krankenkassen. Die Zahl psychisch kranker Mitarbeiter wachse auch in der Meerbuscher Stadtverwaltung und mache unter den Langzeitkranken einen hohen Prozentsatz aus. So entfielen auf neun der 130 Beamten 1444 Fehltage, das entspreche einem Anteil von 47 Prozent. "Und wie verhält es sich mit den Suchtkranken, oder ist das zu heikel", wollte Radmacher wissen. Das spiele in den Sektor Langzeitkranke hinein, sei aber nicht besonders auffällig, antwortete Wirtz. Dabei befinden sich rein statistisch betrachtet unter den 668 Bediensteten der Stadt mehr als 80 Männer und Frauen, die in "gesundheitlich riskanter Weise" Bier und Schnaps trinken. 13 wären hochgerechnet als Alkoholkranke einzuordnen und sieben würden sogar – nach aktuellen Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) – an den Folgen des übermäßigen Konsums sterben.

Psychische Erkrankungen und Alkoholismus gehören nicht selten zusammen. Die Stadt reagiere auf mehrere Arten, um Verbesserungen zu erzielen. So würden mit den Betroffenen unter anderem Gespräche über Prävention und Rehabilitation geführt oder Fitnessangebote gemacht. "Wir führen Rückkehrgespräche mit den Beschäftigten, von denen wir glauben, dass die Fehlzeiten in der Person begründet sein könnten", sagt Wirtz. Ferner sollen die Führungskräfte in den Fachbereichen und Abteilungen sensibilisiert werden, damit sie schon im Vorfeld die Signale psychischer Erkrankungen bemerkten.

Anders als in der freien Wirtschaft bestätigt sich der Trend in der Stadtverwaltung nicht, dass Frauen häufiger fehlen als Männer. Eine Auswertung ergab, dass der Anteil der Fehlzeiten exakt dem Anteil der Beschäftigten entspricht. 57 Prozent Frauen übernehmen einen 57-prozentigen Anteil der Krankheitstage. Der Krankenstand in Prozent beträgt für 2009 genau 3,99 Prozent. Das macht bei einem Personaletat von rund 25 Millionen Euro etwa eine Million Euro an Kosten aus. Allerdings übernehmen die Krankenkassen ab der sechsten Woche die Lohnfortzahlung.

(RP)
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