Landwirtschaft in Meerbusch Landwirte wünschen sich mehr Akzeptanz

Die Meerbuscher Markus Frenken und Heinz-Peter Kreuels berichten von ihrem Alltag in Zeiten von Hof-Sterben und Globalisierung.

 Die Meerbuscher Landwirte Markus Frenken (l.) und Hans-Peter Kreuels, Ortslandwirt von Osterath, beobachten das Höfesterben mit Sorge.

Die Meerbuscher Landwirte Markus Frenken (l.) und Hans-Peter Kreuels, Ortslandwirt von Osterath, beobachten das Höfesterben mit Sorge.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Markus Frenken und Heinz-Peter Kreuels lieben ihren Beruf. „Die Passion für die Landwirtschaft ist auf jeden Fall da“, betonen sie. Beide sind in das regionale Umfeld Meerbuschs eng eingebunden, tragen die Gesellschaft mit, leiden aber darunter, dass ihr Berufsstand weiter schrumpft und die Akzeptanz der Landwirtschaft von den Verbrauchern weiter nachlasse.

Trotz dieser Gemeinsamkeiten verläuft ihr beruflicher Alltag komplett unterschiedlich. Markus Frenken ist mit seiner Frau Renate vom sehr frühen Morgen bis zum späten Abend und auch am Wochenende in die Abläufe des familiengeführten Frenkenhofs eingebunden. „Oft sind wir 18 Stunden beschäftigt, Freizeit bleibt kaum.“ Neben Anbau und Vermarktung von mehreren Gemüsesorten für den Großhandel und den eigenen Hofladen richtet Renate Frenken Kindergeburtstage aus: „Wir suchen nach Alternativen, einem zweiten Standbein. Denn von der Landwirtschaft allein ist es schwer, den Hof zu erhalten.“ Frenken belasten dazu solche Erlebnisse: Neulich wurde er im Traktor angehalten, weil er „Gift durch die Gegend“ fahre. „Ich hatte 3000 Liter Wasser plus ein Liter biologisches Pflanzenschutzmittel in der Spritze und musste mich rechtfertigen.“ Für Frenkens 16- und 18-jährige Söhne steht angesichts der unsicheren Zukunft der Landwirtschaft zurzeit noch nicht fest, ob sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten.

Bei Heinz-Peter Kreuels sieht das anders aus. Dem Ortsvertrauenslandwirt für die Gemeinde Osterath – Markus Frenken ist sein Vertreter – war bereits 1978 klar, dass er als junger Landwirt den wirtschaftlichen Druck verlagern muss: „Ich bin seit 41 Jahren in der Industrie tätig und disponiere den Rohstoff Kartoffel für die Chipsherstellung.“ Wenn Kreuels nach 18 Uhr aus dem Büro kommt, beginnt seine zweite Schicht. Meist ist er bis 21 Uhr auf dem Hof beschäftigt: „Ich brauche ein Ventil als Ausgleich zur Büroarbeit. Wenn ich mich auf den Trecker setze, ist der Druck weg.“ So erleben seine 17-jährigen Zwillinge dessen eigentlichen Beruf als Hobby: „Meine Söhne sind mit dem Virus Landwirtschaft infiziert.“ Darüber ist er angesichts des Höfe-Sterbens und der seiner Meinung nach in den Medien schlecht dargestellten Landwirtschaft nicht nur glücklich.

Frenken und Kreuels stellen die hohe Bedeutung regionaler Produkte auch gegenüber Bio-Ware heraus: „Aber unsere Ware wird unter Wert angeboten, heimische Landwirte bleiben auf der Strecke. Wir fühlen uns als Opfer der Globalisierung.“ Unter anderem sorge das von der Bundesrepublik mit Südamerika abgeschlossene Freihandelsabkommen für lange Lieferwege von Soja und Mais zu niedrigsten Preisen. Der Rohrzucker kommt aus Brasilien: „Da können die heimischen Rübenanbauer nicht mehr konkurrieren. Hier wird die Zuckerrübe verschwinden.“

Hinzu komme die CO2-Belastung durch den langen Transportweg. Dem hiesigen Landwirt hingegen werde durch neue Verordnungen bei der Düngung von Zwischenfrüchten die Bindung des CO2 erschwert: „Die Gründüngerpflanzen hungern, bleiben klein und können so weniger CO2 binden.“ Dabei seien die Landwirte die einzigen Produzenten, die nicht nur CO2 erzeugen, sondern durch den Anbau von Pflanzen auch binden.

Warum Landwirte auf die Straße gehen, wissen Markus Frenken und Heinz-Peter Kreuels genau: „Wir protestieren nicht gegen neue Gesetze. Wir möchten auf uns aufmerksam machen und darauf, dass wir die Natur pflegen, in, mit und von ihr leben und eine Zukunft ohne Natur nicht möglich ist.“

Dass Landwirte als Giftmischer hingestellt werden und bei Diskussionen oft automatisch in die Rechtfertigungs-Position gedrängt werden, belastet die Familienväter: „Wir sind Bevölkerungsernährer.“ Sie erinnern, dass Landwirtschaft auch Pflege von Kulturflächen ist und nur dadurch ein Zusammenleben aller stattfinden könne. „Wenn das vernichtet wird, ist der Verlust für alle da. Die Bürger aber werden das wohl erst begreifen, wenn kein Bauer mehr da ist.“ Markus Frenken und Heinz-Peter Kreuels wissen, dass nicht nur sie Angst um die Zukunft haben und unter der mangelnden Wertschätzung leiden.

Das hätten auch die zahlreichen Bauernkundgebungen gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung in den vergangenen Wochen bewiesen. Zuletzt waren Ende November mehrere Traktor-Konvois auch im Rhein-Kreis Neuss unterwegs.

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