Verkehr in Meerbusch Kinder üben den Weg zur Schule

Büderich · Polizeihauptkommissar Ralf Kamphausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Aufmerksamkeit der Meerbuscher im Straßenverkehr zu schärfen. Damit fängt er bereits in der Grundschule an und übt mit Kindern den sicheren Schulweg.

 Polizeihauptkommissar Ralf Kamphausen zieht die leuchtende Haube über Luises Schulrucksack, bevor es losgeht.

Polizeihauptkommissar Ralf Kamphausen zieht die leuchtende Haube über Luises Schulrucksack, bevor es losgeht.

Foto: RP/ena

Draußen ist es noch dunkel an diesem Morgen um kurz nach acht Uhr. Im Klassenzimmer der 1c der Adam-Riese-Schule in Büderich brennt das Licht. „Zieht euch warm an“, fordert Polizeihauptkommissar Ralf Kamphausen die 26 Kinder auf. „Wir machen jetzt einen Ausflug.“ Dafür hat der Verkehrssicherheitsberater der Polizei Meerbusch extra etwas mitgebracht: leuchtend gelbe Hauben für die Tornister.

 „Wir können die Eltern gerade in dieser Jahreszeit nicht oft genug dafür sensibilisieren, ihren Kindern reflektierende, gut sichtbare Kleidung anzuziehen“, erklärt Kamphausen. Bei den Grundschülern klappe das noch ganz gut. „Wenn ich aber die Älteren sehe – dunkel gekleidet und ohne Licht auf dem Fahrrad – dann wird mir regelmäßig anders.“ Der erfahrene Beamte aus dem Bereich Verkehrsprävention weiß, wie schlimm Unfälle – gerade mit Kindern – ausgehen können und will helfen, diese zu verhindern. Dafür besucht er beispielsweise regelmäßig die Grundschulen in Meerbusch und übt mit den Kindern den sicheren Schulweg.

 Klassenlehrerin Irene Kaiser und Verkehrssicherheitsberater Ralf Kamphausen mit der Klasse 1c auf dem Schulhof der Adam-Riese-Grundschule.

Klassenlehrerin Irene Kaiser und Verkehrssicherheitsberater Ralf Kamphausen mit der Klasse 1c auf dem Schulhof der Adam-Riese-Grundschule.

Foto: RP/ena

Eine spontane Umfrage unter den Mädchen und Jungen aus der 1c zeigt, dass die meisten zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller zur Schule kommen. „Das macht mehr Spaß, und Autos verschmutzen die Umwelt“, sagt etwa Eva. „Wir ermuntern die Kinder immer wieder, zu Fuß zu kommen“, betont Klassenlehrerin Irene Kaiser. „Und die meisten haben ihre Eltern mittlerweile davon überzeugt, dass das der beste Schulweg ist.“ Dennoch gebe es einige unbelehrbare Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bis vors Schultor fahren und dadurch die anderen Kinder gefährden. „Aber Polizei und Ordnungsamt sind mindestens einmal pro Woche vor Ort und kontrollieren die Situation“, erzählt die Lehrerin. „Diese Präsenz hilft mehr als sämtliche Appelle.“

Der Schulweg, den die Klasse an diesem Morgen gemeinsam mit ihrer Lehrerin und Ralf Kamphausen geht, führt zuerst über eine Bedarfsampel. Also eine Ampel, die nur auf Drücken reagiert. „Schwierig“, so die Einschätzung des Polizeihauptkommissars, „weil manche Autofahrer, gerade die ortsfremden, solche Ampeln übersehen.“ Deshalb gibt er den Kindern den Tipp: „Auch wenn die Ampel grün ist, solltet ihr zuerst schauen, ob wirklich alle Autos anhalten.“ Beim anschließenden Überqueren der Fahrbahn gilt dann das Motto, das sich alle Kinder schnell merken können: „Nicht rennen und nicht pennen!“

 Die Kinder starten am Überweg mit Bedarfsampel an der Witzfeldstraße.

Die Kinder starten am Überweg mit Bedarfsampel an der Witzfeldstraße.

Foto: RP/ena

Ein Stück weiter, am Deutschen Eck, beginnt die Fußgängerzone. „Dieser Bereich gehört uns, den Fußgängern“, erklärt Kamphausen. Trotzdem dürften dort auch andere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer unterwegs sein, deshalb gelte es wieder aufzupassen. „Das Schild für die Fußgängerzone kannte ich gar nicht“, sagt Luise. Was die Kinder aber sehr wohl kennen, ist der Zebrastreifen, der ein paar Meter weiter über die Oststraße führt. Zwei Fahrzeuge müssen dort eine Vollbremsung machen, weil deren Fahrer die Gruppe zu spät gesehen haben. Kamphausen: „Deshalb passt auch hier auf, dass die Autos wirklich stehen.“

So wie der silberne Mercedes: Der steht zwar, aber dummerweise verboten mit den Hinterreifen auf dem Überweg. Als Ralf Kamphausen das Kennzeichen notiert, kommt im selben Moment ein junger Mann mit Brötchentüte ums Eck gerannt. „Mann, ich habe doof geparkt“, entschuldigt er sich bei den Kindern, die vorwurfsvoll schauen. Gerade der Bereich Oststraße/Deutsches Eck gehört für viele Kinder der Adam-Riese-Schule zum Schulweg, weiß Klassenlehrerin Irene Kaiser. Erst in der vergangenen Woche hat die 1c beim Schulweg-Projekt auf einem Stadtplan mit Punkten die jeweiligen Adressen der Kinder markiert und gute, sichere Schulwege gesucht. Kaiser: „Viele wussten gar nicht, dass sie Nachbarn sind. Nun haben sich sogar neue Gruppen gefunden, die gemeinsam zur Schule gehen.“ Sie ist überzeugt davon, dass der Schulweg zu Fuß nicht nur der sicherste, sondern gleichzeitig der spannendste für die Kinder ist. Kaiser: „Zu Fuß nehmen sie viel mehr Dinge wahr. Außerdem sind sie frischer und wacher, wenn der Unterricht beginnt.“

Bevor die Klasse wieder in der Schule ankommt, muss sie noch an einer Parkplatzausfahrt vorbei, an der es heißt: Aufpassen! Und zuletzt überqueren die Kinder die Karl-Borromäus-Straße. Die ist schwer einzusehen, weil am Fahrbahnrand zwei Transporter parken. Ralf Kamphausen zeigt, wie die Mädchen und Jungen sich einen Überblick verschaffen können, indem sie zweimal nach links und zweimal nach rechts schauen, bevor es wieder heißt: „Nicht rennen und nicht pennen!“. Dominik hat der Besuch des Polizisten besonders gut gefallen. „Wir durften ganz viel fragen, und ich habe ganz viel gelernt“, sagt der Junge. Unter anderem auch, dass in einer Pistole gar kein Konfetti ist, sondern Patronen.

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