Politik in Meerbusch Pflanzen sollen Konverter begrünen

Osterath · Falls die Anlage in Osterath gebaut wird, soll die Sicht auf den 18 Meter-Bau größtmöglich verstellt werden. Politiker loben das Konzept. Bald lässt Netzbetreiber Amprion das Wohnhaus an der Greit abreißen, um Platz zu schaffen.

 Diese Visualisierung von Amprion zeigt den Blick aus Nordosten von der Bahnlinie aus auf den geplanten Konverter (links).

Diese Visualisierung von Amprion zeigt den Blick aus Nordosten von der Bahnlinie aus auf den geplanten Konverter (links).

Foto: Amprion

Spaziergänger und Radfahrer haben es schon bemerkt: Auf der Fläche der geplanten Konverteranlage in Osterath zwischen Ingerweg, Greit, Siep und Alte Landwehr tut sich was. Aktuell werden Gehölze auf dem Grundstück des weißen Wohnhauses an der Greit gerodet. Zuvor hatte Amprion das Privathaus gekauft. „Die aktuellen Arbeiten wurden von den zuständigen Kreisbehörden genehmigt“, sagt Amprion-Sprecherin Joëlle Bouillon. In der Woche ab 22. März lässt der Netzbetreiber das Haus dann entkernen und abreißen, um Platz für den Konverter zu machen. „Die Arbeiten dauern rund vier Wochen.“

Derzeit läuft das Verfahren zur Genehmigung der Konverterstation in Osterath noch beim Rhein-Kreis Neuss. Mit dem Abschluss des Verfahrens rechnet Amprion in diesem Jahr. Die Stadt Meerbusch kämpft weiter mit juristischen Mitteln gegen den geplanten Bau der Anlage. Aber Netzbetreiber Amprion macht Tempo, weil auch er wichtige Fristen einhalten muss. Offiziell geben sich die Konvertergegner weiter kämpferisch. Doch viele Osterather haben mittlerweile resigniert und sagen: „Der Konverter wird kommen.“

Selbst die ehemalige Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, die während ihrer Amtszeit hartnäckig gegen den Bau gekämpft hatte, stellte schließlich fest: „Man muss es leider nüchtern sehen: Der Antrag, der jetzt gestellt worden ist, läuft auf Osterath hinaus.“ Gleichzeitig kündigte sie zum Ausklang ihrer Amtszeit an: „Wenn der Bau unvermeidbar sein sollte, wollen wir uns wenigstens aktiv einbringen und eine optimale landschaftliche Gestaltung erreichen. Der Konverter soll so gut es geht verdeckt sein.“

 Diese Visualisierung zeigt, wie die geplante Doppel-Konverterstation in Osterath aussehen soll.

Diese Visualisierung zeigt, wie die geplante Doppel-Konverterstation in Osterath aussehen soll.

Foto: Amprion

Dafür wurde im vergangenen Jahr eigens ein Arbeitskreis mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, aus der Bürgerinitiative und von Amprion sowie mit dem neu beauftragten Bonner Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen gebildet, um den ersten, heftig kritisierten Entwurf von Amprion aus dem Jahr 2019 zu verbessern. Die Hoffnung der Beteiligten: Die Folgen eines möglichen Konverter-Baus zumindest optisch abzumildern. Nun wurde im Planungsausschuss das stark überarbeitete Begrünungskonzept vorgestellt. Das sieht der neue Plan vor:

Die Fassaden des 18 Meter hohen Konvertergebäudes sollen in Richtung Osterath und Bovert mit schnell wachsenden Klettergehölzen begrünt werden, sodass Spaziergänger und Radfahrer auf den umliegenden Wirtschaftswegen von dem Bau so gut wie nichts sehen können. Dafür sollen zwei 14 Meter hohe Rankgerüste aufgebaut werden. Direkt an des Gelände der Anlage angrenzend sollen Sichtschutzwälle aufgeschüttet und mit Hecken, Bäumen und Wiesen bepflanzt werden. Die Wälle sollen aus dem übrig gebliebenen Boden entstehen, der zuvor auf dem Gelände weg gebaggert werden muss. „Ziel ist es, weder Boden wegfahren, noch zukaufen zu müssen“, erklärte Landschaftsarchitektin Annette Gerardi im Ausschuss.

Entlang der Wege (Alte Landwehr, Sieper Weg) sollen Baumreihen entstehen, nördlich der Konverterstation soll eine rund drei Hektar große Fläche mit schnell wachsenden Baumarten bepflanzt werden. Dazwischen sollen artenreiche Wiesen und Hecken entstehen. Alle Pflanzen sollen heimische, trockenresistente Arten sein, Beispiele sind Vogelkirsche und Zitterpappel.

Grundlage des Begrünungskonzepts ist der erforderliche sogenannte landschaftspflegerische Begleitplan. Er beschreibt die Auswirkungen des Baus auf Natur und Landschaft. Teil des Ganzen sind auch Maßnahmen für den Artenschutz und den Schutz von Boden und Wasser. Damit Amprion die Ziele später auch einhält, soll das Bauvorhaben ökologisch begleitet werden. „Die Vorgabe ist, sämtliche Eingriffe in die Natur zu minimieren“, betonte Annette Gerardi. Mit dem Bau würden zwar neue Flächen versiegelt, gleichzeitig würde die Artenvielfalt insgesamt aber steigen. Derzeit brüten und nisten auf dem Gelände Feldlerchen, Rebhühner und Stare. Gerardi: „Auf einer rund fünf Hektar großen Ackerfläche wird für die Vögel Ersatz geschaffen.“ Kreuz- und Erdkröten sollen ebenfalls berücksichtigt und eingesammelt werden.

Auch die Zufahrt auf das Gelände ist ein Thema des Grünkonzepts. Der Sieper Weg soll 90 Meter nach Norden verschoben und der alte Sieper Weg nach Ende der Bauarbeiten entsiegelt werden. Die Baustellenfahrzeuge sollen von Süden über die Osterather Straße kommen und von dort in die Alte Landwehr abbiegen. Wenn der Konverter einmal stehen sollte, fällt die Zufahrt über die Alte Landwehr weg. Die Fahrzeuge – laut Gerardi höchstens ein bis zwei Autos am Tag – kommen dann aus Norden über den Ingerweg und den Gruttorfer Weg.

Von allen Fraktionen wurden die neuen Ideen grundsätzlich gelobt. Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters betonte jedoch am Ende nochmal: „Viele unserer Anregungen finden sich in dem Konzept wieder. Das begrüßen wir. Aber die Pläne gelten unter Vorbehalt, dass der Konverter wirklich kommt. So sicher ist das für uns nämlich noch nicht.“

Info Einen Überblick zum Grünkonzept mit Visualisierungen zeigt Amprion auf der Projektwebsite unter https://ultranet.amprion.net/Technik/Konverterstandort/

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