Meerbusch Politik will Groß-Windrad

Meerbusch · Regenerative Energien werden für die Lokalpolitik immer wichtiger. Nun soll der Osterather Windpark-Betreiber gefragt werden, ob er dort nicht doch ein Riesen-Windrad bauen will. 2010 lehnte eine Mehrheit dies noch ab.

 Die drei Windräder des "Windparks Meerbusch I" am Rand von Osterath. Der Betreiber will dort zwei weitere Windräder dieser Größe bauen.

Die drei Windräder des "Windparks Meerbusch I" am Rand von Osterath. Der Betreiber will dort zwei weitere Windräder dieser Größe bauen.

Foto: Dackweiler

Der Betreiber des "Windparks Meerbusch I" bei Osterath dürfte sich über den Zickzack-Kurs der Meerbuscher Politik in Sachen Windräder ziemlich wundern. Im Oktober 2010 hatte er den Bau eines Windrads mit 85 Meter Nabenhöhe angepeilt: Die Spitze des höchsten Rotorblatts hätte 126 Meter in den Himmel geragt. Das sind nur noch 31 Meter weniger als die Kölner Domspitzen. CDU und SPD lehnten den Windgiganten als zu gewaltig ab.

Daraufhin erarbeitete der Investor einen Plan zum Bau von zwei Windrädern, die genauso hoch werden sollen, wie die drei vorhandenen (73 Meter Nabenhöhe). Doch nach Fukushima und dem NRW-Windenergieerlass ist diese Größe den Parteien inzwischen zu gering. "Je größer die Anlagen sind, desto effektiver liefern sie schließlich Strom", sagt Grünen-Geschäftsführer Joachim Quass. Der Planungsausschuss beauftragte daher die Verwaltung, beim Investor anzufragen, ob er diesen Antrag nicht wieder zurückziehen und stattdessen erneut ein Groß-Windrad beantragen wolle.

Problem: An der Stelle gilt ein Bebauungsplan, der nur mittelgroße Windräder zulässt, aber keine 130-Meter-Riesen. Und der müsste geändert werden, wofür wiederum Gutachten und diverse Stellungnahmen eingeholt werden müssten. Stadtplaner Ulrich Hüchtebrock schätzt, dass das Verfahren etwa zwei Jahre dauern würde. Nun soll de Verwaltung herausfinden, ob der Investor zu diesem Aufschub bereit wäre — und auch noch die Kosten übernehmen würde. Denn für das nötige Gutachten hat die Stadt kein Geld.

Auch beim Punkt Ostara ging es vor allem um regenerative Energie: Die Mehrheit aus CDU und Grünen für die Ostara-Bebauung mit großem Frischemarkt und etwa 220 Wohnungen steht. Das Gremium stimmte über Einwendungen von Bürgern, Institutionen und Parteien ab — ohne Änderungen an den Plänen und dem bereits festgezurrten Städtebaulichen Vertrag mit dem Investor zu beschließen. Zunächst kam es zum Austausch der üblichen Stellungnahmen (CDU/Grüne: "ein positives Projekt zur sinnvollen Nutzung der Riesen-Brache", FDP/SPD/UWG: "Es drohen Ortskernverödung und ein Verkehrschaos").

Dann drehte sich die Diskussion nur noch um den energetischen Standard der geplanten Wohnungen. Die Hälfte davon soll noch 30 Prozent sparsamer sein als in der zum Bauzeitpunkt gültigen Energieeinsparverordnung (Enev) vorgeschrieben. Konkret heißt das, dass diese Gebäude wohl fast Passivhausstandard erreichen dürften. Die Werte der dann gültige Enev sind freilich noch nicht bekannt. Die FDP hätte diesen Punkt gerne weiter präzisiert, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

(RP)
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