Meerbusch Politik erteilt Logistikfläche eine Absage

Meerbusch · Der Planungsausschuss beschloss einstimmig, ein interkommunales Gewerbegebiet "für immer" abzulehnen.

Bürger protestieren in Meerbusch
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Als die Entscheidung nach gut einer Stunde fiel, wurde es im Foyer des Bürgerhauses Lank so laut, dass der Jubel auch noch eine Etage höher im Sitzungssaal des Planungsausschusses zu hören war: Um 19.30 Uhr erteilten die Meerbuscher Politiker einem interkommunalen Gewerbegebiet mit Krefeld im Norden der Stadt im Grünen einstimmig eine Absage - "für immer", wie es im eilig formulierten mündlichen Antrag hieß.

Rund 150 Gegner des geplanten Logistikzentrums südlich des Krefelder Hafens hatten sich bereits eine halbe Stunde vor Sitzungsbeginn vor dem Bürgerhaus Lank eingefunden. Sie trugen Plakate und bereiteten dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein einen frostigen Empfang. Dieter Porschen wollte noch vor Beginn der Vorplanungen um Verständnis und Zustimmung werben.

Sitzung per Laustsprecher übertragen

Nur rund 50 Zuschauer passten in den Sitzungssaal. Für die übrigen 100 hatte die Stadtverwaltung im Foyer nicht nur Lautsprecher aufgestellt, sondern auch eine große Leinwand. So konnten sie auch im Foyer die Präsentation von Hafensprecher Andreas Hamm und den Vortrag des IHK-Hauptgeschäftsführers mitverfolgen.

"Es gibt in der Region fast keine für Logistik geeigneten Flächen mehr, die an Häfen angedockt sind", sagte Porschen. In Meerbusch/Krefeld ergebe sich die Chance, Verkehr von der Straße aufs Wasser zu holen. Früher hätten Logistikansiedlungen nur Fläche verschlungen und kaum Arbeitsplätze gebracht. Das sei mittlerweile anders. "Neue Logistik-Ansiedlungen schaffen 500 bis 1000 Arbeitsplätze pro Fall", sagte Porschen. Er betonte: "Wir wissen, dass Sie in Meerbusch durch Hafenverkehre erheblich belastet sind. Wir treten hier auch nicht als Botschafter Krefelds auf".

Die Belange des Umweltschutzes müssten genau austariert werden. Ein interkommunales Gewerbegebiet habe den Vorteil, dass Meerbusch dann mitbestimmen könnte. Und grundsätzlich: "Wir wollen hier nur eine Idee projezieren. Wir sind noch in den Vorplanungen für den Regionalplan." Der wird erst 2014 beschlossen und legt fest, wo was stattfinden soll.

Dass jedenfalls im Norden Meerbuschs nichts stattfinden soll, was mit einem interkommunalen Gewerbegebiet zu tun hat, machte CDU-Fraktionsvorsitzender Werner Damblon deutlich. "Meerbusch ist schon durch Autos, Güterzüge und Flugzeuge stark belastet. Wir müssen dafür sorgen, dass die Stadt lebenswert für die Menschen bleibt." Zwar könne er die Argumentation von IHK und Hafen in Teilen nachvollziehen ("Wir in der CDU wissen, wie wichtig Industrie ist"), dennoch beobachte er die Ausbreitungspläne Krefelds mit viel "Unsympathie".

Andreas Hamm, Sprecher des Krefelder Hafens, hatte nicht nur die künftigen erwarteten Gütermengen vorgestellt, sondern auch die geplante Nordanbindung des Hafens über die B288 vorgestellt.

"Sparen sie sich weitere Arbeit"

Diese Ausführungen konnten die Meerbuscher Politiker aber nicht überzeugen. Die Stadt Krefeld habe viel Zeit gehabt, ihre Verkehrsprobleme zu lösen - eine Anbindung auf Meerbuscher Gebiet über die Kreisstraße K1 an die A57 komme nicht in Frage, betonte Werner Damblon. "Dieses interkommunale Gewerbegebiet ist keine Planung, die wir weiterverfolgen wollen." Klaus Rettig (FDP) kritisierte, dass bei der Vorstellung der Pläne die K1-Anbindung fehlte.

Und Jürgen Peters (Grüne) riet Porschen: "Sparen Sie sich weitere Arbeit." Kritik erntete der IHK-Hauptgeschäftsführer auch aus Reihen der SPD: "Sie bringen nichts mit, Sie bieten uns nichts an. Sie wollen doch etwas erreichen!", sagte Ilse Niederdellmann.

Als Hans-Werner Schoenauer (parteilos) auch noch zu kleine Hafendrehbrücke erwähnt, entgegnet Porschen: "Mein Name ist nicht Stadt Krefeld." Er vertrete die Interessen der IHK.

Um 18.30 Uhr stellt die CDU den Antrag, das Gewerbegebiet nicht weiter zu verfolgen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Dann bricht der Jubel los.

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