Bürgerzentrum Osterath Schwierige Vereinsarbeit in Corona-Zeiten

Osterath · Der Bürgerzentrum-Verein hat sich Wochen vor dem Beginn der Krise gegründet. Die Mitglieder wollten in diesen Wochen auf Festen mit Bürgern sprechen und im Rathaus mit der Bürgermeisterin. Jetzt müssen sie neu planen.

 Die Gesichter des Vereins: Monika Lickes (vorne links), Sabine Müller (v.r.), Bärbel Mosch (2. Reihe l.), in der hinteren Reihe Christian Bommers (v.l.), Manfred Weigand und Wolfgang Schneider.

Die Gesichter des Vereins: Monika Lickes (vorne links), Sabine Müller (v.r.), Bärbel Mosch (2. Reihe l.), in der hinteren Reihe Christian Bommers (v.l.), Manfred Weigand und Wolfgang Schneider.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Einen Monat ist es her, dass die Initiative „Bürgerzentrum Osterath“ ihren Verein gründete. Und doch liest sich die Mitteilung zur Gründung wie eine Nachricht aus einer anderen Welt. Eine Mitgliederversammlung war geplant, Stände beim Osterather Parkfest Anfang Mai und beim Maimarkt Ende Juni. Man wollte mit Bürgern Kontakte knüpfen, ins Gespräch kommen, Ideen austauschen. Das alles ist in Zeiten von Kontaktverbot und Quarantäne nicht mehr denkbar, zumindest nicht in der geplanten Form. Wie macht ein neu gegründeter Verein, der mehr als 30 verschiedene Organisationen unter einen Hut bringt, während der Corona-Krise weiter?

„Die ersten Vorstandssitzungen sind natürlich abgesagt“, sagt die Vorsitzende Bärbel Mosch. Der Verein macht aber keine Pause, die Mitglieder bleiben in Kontakt. „Wir telefonieren, haben Whatsapp-Gruppen gegründet, machen Video-Konferenzen“, sagt Mosch. Ein enger Austausch ist nötig. Denn es sind mehr als 30 Vereine, die sich unter dem Namen „Bürgerzentrum Osterath“ zusammengeschlossen haben. Von Karnevalisten und Schützen über Musik- bis hin zu Sportvereinen: Sie alle wollen ein gemeinsames Zuhause bauen.

„Die Zusammenarbeit läuft sehr gut“, sagt Mosch, selbst auch Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Fettnäpke. Die Vereinsleute seien tolerant miteinander und würden an einem Strang ziehen. Man müsse auch von jeder Gruppe genau wissen, was sie jeweils brauche. „Wie hoch muss die Decke sein für den Musikverein, wie groß der Raum, damit sich das vernünftig anhört?“ Möglichst viele Bedürfnisse seiner Mitglieder einbeziehen, das ist der Anspruch des Vereins. An Ideen mangelt es nicht, doch ihre Umsetzung ist wegen der Ausbreitung des Coronavirus verhindert.

Ein Treffen mit Architekten und der Bürgermeisterin zur Gestaltung des Bürgerzentrums kann nicht stattfinden. „Wir brauchen jetzt den Kontakt zur Stadt“, sagt Bärbel Mosch. Aber dieser sei durch die Krise blockiert. Der Verwaltung macht Mosch keine Vorwürfe, schließlich habe man dort jetzt ganz andere Probleme zu bewältigen. Viele offene Fragen zum Bürgerzentrum müssen aber deswegen warten.

Etwa die Frage nach den Kosten. Im Finanzausschuss Anfang Februar sagte Grünen-Politiker Jürgen Peters: „Alles steht und fällt mit der Finanzierung“. Seine Schätzung, dass das Bürgerzentrum bis zu neun Millionen Euro kosten würde, hält Bärbel Mosch für viel zu hoch. Aber sie sagt auch: „Wir brauchen dafür Experten. Eine genaue Vorstellung von den Kosten haben wir nicht.“ Auch die Gespräche mit besagten Experten liegen derzeit auf Eis.

Offen ist auch die Frage nach dem Standort. In der Mitte von Osterath soll das Bürgerzentrum stehen, doch da fängt die Diskussion schon an. Wo ist die Mitte? Und wo wird sie in fünf Jahren sein? „Das Zentrum kann sich verlagern“, sagt Bärbel Mosch. Die vielen Bauprojekte in Osterath tragen schon jetzt dazu bei, dass das passiert. Eine mögliche Fläche gibt es an der Ladestraße gegenüber des Stellewerks neben dem Bahnübergang. Das Grundstück liegt brach. Aber ob es zum Verkauf steht und wie viel das kosten würde – auch das muss der Verein zunächst mit der Verwaltung klären. „Uns sind in manchen Punkten die Hände gebunden“, sagt Mosch.

 Die Ladestraße ist eine der möglichen Adresse für das Bürgerzentrum. Nahe der Bahnschranke befindet sich dieses brach liegende Grundstück.

Die Ladestraße ist eine der möglichen Adresse für das Bürgerzentrum. Nahe der Bahnschranke befindet sich dieses brach liegende Grundstück.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Klar ist: Die Stadt möchte beim Bürgerzentrum-Projekt dabei sein. Und der Verein will die Stadt als Partner dabei haben. Auch die Volkshochschule Meerbusch könnte ein modernes, neu entstandenes Vereinshaus mitbenutzen. Die jetzigen Räume der VHS sind nicht behindertengerecht. Eine Umfrage unter den Vereinen in Osterath hatte schon im Februar ergeben, dass das Interesse groß ist. Mehr als 1000 Belegungen pro Jahr wären für das neue Bürgerzentrum sicher, so das Ergebnis: Karnevalssitzungen, Musikkurse, Sportveranstaltungen, private Feiern, die Liste ist lang.

„Wir hatten Glück, dass wir so kurz vor der Krise das Allerwichtigste erledigt haben“, sagt Mosch. Auch wenn alles gerade langsamer anläuft als erhofft – der Verein ist gegründet, die Satzung steht, der Vorstand ist gewählt. Nun wird der Kontakt zum Bürger gesucht. Im Zweifel auch per E-Mail.

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